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Bautzens Meistercoach macht sein Team fit für das Abenteuer Landesklasse

Thomas Laue ist seit 15 Jahren Trainer beim SV Post Germania Bautzen. Die Landesklasse ist für den Aufsteiger eine große Herausforderung, aber der Coach vertraut der Stärke seines Teams. Das Interview nach dem Aufstieg.

Von Jürgen Schwarz
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Mit Banner und Pokal feierten die Bautzener den Kreismeistertitel und ihren Aufstieg in die Landesklasse.
Mit Banner und Pokal feierten die Bautzener den Kreismeistertitel und ihren Aufstieg in die Landesklasse. © WFV

Bautzen. Der SV Post Germania Bautzen spielt in der kommenden Saison in der Fußball-Landesklasse. Nach einer furiosen zweiten Halbserie mit 15 Siegen in 15 Spielen hatte sich die Mannschaft von Trainer Thomas Laue von Platz vier nach der Hinrunde noch nach oben katapultiert und die U23 des Bischofswerdaer FV sowie Blau-Weiß Wittichenau auf die Medaillenplätze verwiesen. Vater des Erfolgs ist der 44 Jahre alte Laue, der seit 15 Jahren als Cheftrainer und Sportlicher Leiter fungiert.

Herr Laue, haben Sie in der Winterpause ernsthaft noch an den Titel geglaubt?

An den Erfolg meiner Mannschaft glaube ich immer, nur wir haben uns keinen Druck aufgebaut. Unsere Zielstellung vor der Saison war das Treppchen und eigentlich der Kreispokalsieg. Nach dem 1:0-Punktspielerfolg beim Bischofswerdaer FV II im April dieses Jahres haben wir uns jedoch intensiver mit der Fragestellung im Falle einer sportlichen Qualifikation beschäftigen müssen. Anschließend haben wir von Spiel zu Spiel gedacht, hintenraus entwickelte sich dann eine Eigendynamik, die nicht mehr aufzuhalten war.

Haben Sie das Trainingspensum erhöht, um diese Leistungsexplosion zu erreichen?

Erst einmal ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch an die Verantwortlichen vom SV Bautzen, die für uns auch in den Wintermonaten bestmögliche Trainingsbedingungen auf ihrem Sportgelände geschaffen haben. So konnten wir seit Januar konstant durchtrainieren, waren mit dem Nachholspiel im Februar beziehungsweise dem Pokalspiel eine Woche später sofort wieder im Wettkampfmodus. Auftrieb für die Rückrunde hat uns auch der grandiose Sieg beim Hallen-Cup in Bautzen gegeben.

Die Zuschauerzahlen bei Post Germania sind bemerkenswert. Wie begründet sich diese Affinität vieler Bautzener?

Die Erklärung ist relativ einfach. Bei uns spielen ausschließlich Einheimische und auch junge Spieler aus den eigenen Reihen. Diese bringen ihre Freundinnen und Freunde, Verwandte, Familien und so weiter mit auf den Sportplatz. Somit erhöhen sich die Zahlen der Zuschauer. Nicht zu vergessen ist aber auch die „Sehnsucht“ nach „ehrlichem“ Fußball. Man kann von Montag bis Sonntag Fußball im Fernsehen oder Stadion gucken, aber wer kann sich denn dieses Vergnügen auf Dauer leisten?! Dazu kommt dann noch die fehlende Bindung zum Verein beziehungsweise schwindende Emotionen. Und dann gehen eben doch viele Leute auf die kleinen Sportplätze, trinken ihr Bier und essen die Wurst zu einem humanen Preis.

Die kommende Landesklasse-Serie wird sehr schwierig. Mindestens Rang zehn ist notwendig, um die Liga zu halten. Ist das machbar?

Mit dem Aufstieg in die Landesklasse ist uns das Abenteuer bewusst, auch die höhere Intensität der Liga, ebenso die sportliche Bedeutung. Aber da sind wir wieder beim Thema Glauben. Wenn ich kein Vertrauen in die Stärke meiner Mannschaft hätte, wären wir diesen Schritt nicht gegangen. Wir sind als Mannschaft, als Verein so gefestigt, auch eine eventuelle Negativserie haut uns sicher nicht aus der Bahn.

Was halten Sie von der Strukturreform und der Reduzierung von 64 auf 48 Landesklasse-Teams ab 2024/25?

In den letzten Jahren hat man gesehen: Viele Mannschaften haben finanzielle, aber auch personelle Probleme, um sich in den beiden höchsten sächsischen Spielklassen zu bewegen. Fakt ist, bei drei Landesklasse-Staffeln werden die Fahrtwege deutlich länger, auf der anderen Seite steigert sich die sportliche Attraktivität jedoch enorm. Wir werden uns mit diesem Thema intensiver im Frühjahr 2024 beschäftigen, bis dahin wollen wir in der Landesklasse Ost erst einmal Fuß fassen.

Wird sich der Kader der Aufstiegsmannschaft entscheidend verändern?

Im Großen und Ganzen bleibt die Mannschaft zusammen, das war mir persönlich auch ganz wichtig. Nicht begleiten beim Abenteuer Landesklasse werden uns Karl Eric Bernhardt, der zurück in seine Heimat Mecklenburg-Vorpommern geht, Stefan Lucke und Eric Düring, die zu anderen Vereinen wechseln sowie Michael Kaminski, der seine Laufbahn beendet hat. Bei Neuzugängen sind wir im Austausch mit unserem Kooperationspartner Budissa Bautzen und möchten dabei zukünftig jungen Talenten die Möglichkeit geben, im Männerbereich anzukommen und sich für höhere Aufgaben bei uns weiterzuentwickeln.

Apropos Budissa. Wie lange haben Sie dort gespielt?

Ich war 20 Jahre für Budissa Bautzen aktiv, erst im Nachwuchsbereich und anschließend in der ersten und zweiten Männer-Mannschaft. Mitglied bin ich seit 2007. Nach meinem Wechsel zu Germania und einer schweren Verletzung habe ich als Spieler nur noch im Notfall ausgeholfen.

Sie gelten bei Germania als „Mutti für Alles“. Wie bekommen Sie das mit dem Job und der Familie unter einen Hut?

Die Freude mit jungen Menschen zusammen zu arbeiten, nach einem langen Bürotag zwei bis drei Stunden an der Luft zu sein und dann noch über Fußball zu sprechen - das ist mein persönlicher Anspruch. Meine beiden Jungs Carlos und Paolo (13 und 9 Jahre alt/d. A.) sind selbst Fußballer, begleiten mich und meine Mannschaft auch bei Auswärtsfahrten. So verbringen wir die Wochenenden zusammen und meine Frau Anja hält uns den Rücken frei. Ohne sie wäre das alles schwer vereinbar.

Wann beginnt die Vorbereitung?

Wir starten am 18. Juli, spielen vier Tage später beim Derby-Cup in Neusalza mit. Am 28. Juli testen wir bei Blau-Weiß Milkel und am 30. Juli in Deutschbaselitz. Für den 5. August ist die letzte Vorbereitungspartie vorgesehen. Am 12. August steht die erste Runde um den sächsischen Landespokal an. Mal schauen, was die Auslosung am Montag in Leipzig für uns bringt.