Die Millionen des Fifa-Präsidenten nimmt jeder

Man muss die lange Liste der kriminellen Verfehlungen nicht im Detail kennen. Es reicht, die groteske Wiederwahl von Präsident Gianni Infantino zu beobachten, um zu ahnen, wie der Fußball-Weltverband funktioniert. Der Fifa-Chef wurde nicht mit Stimmkarten oder digitalen Geräten wiedergewählt, sondern einfach mit Applaus. Das reicht.
Das erinnert stark an Abstimmungen beim chinesischen Volkskongress oder in der russischen Duma. Was Infantino von den Autokraten unterscheidet, ist die Art und Weise, wie er seine Macht schützt und ausbaut. Bei der Fifa hat jede Nation das gleiche Stimmrecht und der Deutsche Fußballbund (DFB) als größter Sportverband der Welt genauso viel Einfluss wie der von El Salvador oder Liechtenstein.
Infantino kauft die 211 nationalen Fußballverbände, in dem er ihnen Geld verspricht, mit jeder Wiederwahl mehr Geld. Auf das sind alle angewiesen – auch der DFB. Der steckt die Infantino-Millionen gerne ein, die sich dank einer aufgeblähten WM-Endrunde und einer überflüssigen Klub-WM vermehren. Damit stopft der DFB Löcher in den Kassen, unterstützt den Nachwuchs – und davon profitiert letztlich auch ein Drittligist wie Dynamo Dresden. Das darf man bei all der berechtigten Kritik nicht vergessen.
Der DFB sollte es ohnehin vermeiden, sich als Moralhüter aufzuspielen. Im eigenen Haus gab es zuletzt Bestechungsvorwürfe, durchwühlten Steuerfahnder die Büros. Das hat aber, und das ist der Unterschied zur Fifa, meist Konsequenzen.