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Der HC Elbflorenz fällt eine Trainer-Entscheidung

Die Dresdner Handballer verlieren auch das Heimspiel gegen Dormagen, sind seit neun Spielen sieglos und stehen auf einem Abstiegsplatz. Umso mehr überrascht der Entschluss der Vereinsspitze.

Von Alexander Hiller
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Seine Serie wird bedenklich. Das Team von Trainer Rico Göde ist seit neun Spieltagen sieglos.
Seine Serie wird bedenklich. Das Team von Trainer Rico Göde ist seit neun Spieltagen sieglos. © www.loesel-photographie.de

Dresden. War es das Ende der Ära von Rico Göde als Cheftrainer des Handball-Zweitligisten HC Elbflorenz? Seine Mannschaft sah gegen Bayer Dormagen lange Zeit wie der Sieger aus und kassierte dennoch eine empfindliche 25:26-Niederlage (14:12). Damit verlängerte sich vor 1.520 Zuschauern in der Ballsportarena die Negativserie. Die Dresdner sind in der Liga seit nunmehr neun Spieltagen ohne Sieg. Längst steckt das Team im Tabellenkeller fest.

Dass die Partie eine besondere ist, konnten aufmerksame Beobachter an Uwe Saegeling festmachen. Der Präsident und Hauptsponsor des Klubs stand während der gesamten 60 Spielminuten an einer Ecke des Feldes, nur knapp einen Meter von der Spielfläche entfernt. Mal die Hände in den Hüften, mal in den Hosentaschen, mal die Faust geballt, mal die Hände vor das Gesicht geschlagen. Der Unternehmer hatte die vergangenen drei Partien als „richtungsweisend“ bezeichnet – die Duelle gegen Hagen, Großwallstadt und gegen Dormagen verlor der HC. Der Trend zeigt also nach unten – und das deutlich. Der Verein steht mittlerweile auf einem Abstiegsplatz.

Bereits vor dem Sonntagspiel gegen Dormagen hatte Saegeling eine Vorstandssitzung angekündigt, unabhängig vom Spielausgang. Noch am späten Sonntagabend fällte der Vorstand des HC Elbflorenz, bestehend aus Geschäftsführerin Cathleen Rupprecht, Uwe Saegeling und Vize-Präsident Kay Blasczyk. eine Entscheidung - für Trainer Rico Göde. "Wir haben lange zusammengesessen und sind nach wie vor der Meinung, dass wir, Punkt eins: Ein starkes Team haben. Punkt zwei: Auch ein starkes Trainerteam haben", teilte der Vereinsboss mit. "Wir haben uns dazu entschieden, dass wir versuchen, uns gemeinsam aus dem Strudel herauszuziehen. Das heißt also, dass wir auch mit unserem Trainerteam weiterarbeiten werden."

Eine Jobgarantie will er mit dieser Entscheidung nicht ausstellen, stellt aber deutlich heraus: "Wir werden momentan keine Trainerdiskussion führen. Wir können diese Unruhe nicht gebrauchen. Wir wollen, dass sich alle auf ihre Arbeit konzentrieren können und das Team die Sicherheit hat, so weiter zusammenarbeiten zu können." Deshalb hat der Vorstand zuallererst die Mannschaft über die Entscheidung pro Göde informiert. "Wir hoffen, dass wir auch damit einen Impuls setzen. Dass die Sicherheit da ist, dass wir alle zusammen an uns glauben müssen und auch an uns glauben", betont Saegeling.

Man könne diese Botschaft als Loyalität gegenüber des gebürtigen Dresdners Göde verstehen, der das Team 2019 im Abstiegskampf übernommen und zum Klassenerhalt geführt hatte. "Zu viel Loyalität ist vielleicht auch manchmal lähmend. Man kann in beide Richtungen argumentieren. Wir werden erst hinterher wissen, ob es richtig war. Ich persönlich bin mit dem Schritt sehr einverstanden."

Präsident Uwe Saegeling war zwischenzeitlich aus dem Häuschen, aber nach der neuerlichen Niederlage ernüchtert.
Präsident Uwe Saegeling war zwischenzeitlich aus dem Häuschen, aber nach der neuerlichen Niederlage ernüchtert. © www.loesel-photographie.de

Allerdings ist fraglicher denn je, wie sich die Dresdner aus ihrer misslichen Situation befreien wollen. Denn auch gegen Dormagen schienen sie in einer kampfbetonten Partie bereits auf der Siegerstraße. Als Torhüter Marino Mallwitz beim Stand von 16:12 einen Ball der Dormagener parierte, ballte der HC-Präsident sogar siegesgewiss die Faust. Die nachfolgenden Minuten dürften ihn im Glauben an eine Wende bestärkt haben. Der HC Elbflorenz zog mit 21:16 (44.) in Führung. Was anschließend passierte, können die Protagonisten aufseiten der Gastgeber nicht wirklich erklären. Sie suchten überhastet und übermotiviert den Abschluss, ließen sich zu einfachen technischen Fehlern verleiten, wurden zunehmend hektischer und unsicherer. Dormagen nutzte das clever aus, schob sich Tor um Tor heran, glich in der 53. Minute zum 23:23 aus.

Kapitän Sebastian Greß erzielte das letzte HC-Tor des Abends, das 25:25. Im Gegenzug bestrafte Ian Hüter mit dem 25:26 zwei Sekunden vor Schluss die Unzulänglichkeiten der Hausherren. „Es ist schwer zu beschreiben, wir machen lange ein gutes Spiel, kommen über Emotionen. Man versteht es irgendwie nicht. Und das nervt“, sagt Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig, gemeinsam mit Greß (jeweils sechs Tore) bester Dresdner Werfer. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumachen. Das war heute ein Schritt in die richtige Richtung, aber wird einfach Zeit, dass wir uns belohnen. Es tut mir leid für jeden in der Mannschaft, dass wir es gerade nicht hinkriegen“, betonte er.

Möglicherweise braucht es einen neuen Impuls, den die Mannschaft offensichtlich nicht allein setzen kann. „Die Abgeklärtheit, die Souveränität, das fehlt uns. Es fallen von unserer Seite – auch von mir – zu viele falsche Entscheidungen. Handball ist ein Entscheidungssport. Machst du mehr Fehler, gewinnt der Gegner“, stellte Torhüter Mallwitz fest.

Zur Trainerfrage wollte sich der Neuzugang und Führungsspieler allerdings nicht direkt äußern. „Das ist ein Ergebnissport, wir brauchen irgendwie Punkte. Ich will mich dazu nicht äußern, das ist Aufgabe der Vereinsführung. Wir brauchen aber einen Klick, einen Klickmoment, der uns irgendwie hilft, den Impuls setzt.“ Das hat die Klubspitze nun umgesetzt - mit einer Entscheidung gegen die branchenüblichen Mechanismen.