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Ein Gewinner der Einheit: Gentleman-Boxer Henry Maske wird 60

Henry Maske feiert runden Geburtstag. Seine Erfolge, sein Stil und seriöses Auftreten haben ihn berühmt gemacht. Der frühere Box-Weltmeister blickt zurück.

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Tritt dem Alter respektvoll, aber nicht ängstlich gegenüber: Ex-Box-Weltmeister Henry Maske wird 60 Jahre alt.
Tritt dem Alter respektvoll, aber nicht ängstlich gegenüber: Ex-Box-Weltmeister Henry Maske wird 60 Jahre alt. ©  dpa/Sebastian Gollnow

Köln. Sein Image als Box-Gentleman hat Henry Maske im Alter nicht vor Fehltritten bewahrt. „Ob ich über die Jahre ein größerer Gentleman geworden bin? Ich mache weiter meine Fehler und meine Frau lässt es mich spüren, dass es falsch war“, sagt der ehemalige Weltmeister mit einem Schmunzeln. An diesem Samstag wird Maske 60.

Im Boxring trat er stets skandalfrei auf. Das brachte ihm den Spitznamen „Gentleman“ ein. Dass die Bezeichnung nach seiner Karriere bestehen blieb, habe ihn manches Mal gefordert. „Da ist die Erwartungshaltung eine andere“, sagt Maske. Er war das Gegenstück zum klischeebehafteten rauen Boxer-Typus – und sein Spitzname nicht inhaltsleer. „Der eine würde vielleicht über mich sagen: Der war zurückhaltend. Und der andere: Der hat Manieren und würde jemanden nicht treten, der auf der Erde liegt.“ Ein Gentleman eben.

Sein Auftreten imponierte – und vor allem: funktionierte. Maske arbeitete mit einer großen technischen Finesse und hohem Anspruch an sich selbst. Aus einer Wohnsiedlung in Frankfurt/Oder startete er seine eindrucksvolle Boxkarriere.

Fundamentaler Wandel durch die Wende

Der frühere Oberstleutnant der NVA machte sich erst in der DDR einen Namen als Amateurboxer. 181 Amateurkämpfe und 163 Siege standen auf seinem Konto. Daneben holte er 1988 Gold bei den Olympischen Spielen in Seoul und feierte ein Jahr später in Moskau den WM-Titel.

Mit der Wiedervereinigung änderte sich auch die Karriere des Rechtsauslegers fundamental. Der Boxmanager Wilfried Sauerland lotste Maske und seinen Trainer Manfred Wolke 1990 in sein Boxteam.

Der Halbschwergewichtler lockte bei den Fernsehübertragungen des Senders RTL anschließend Millionen Menschen an die Bildschirme. Dieser Rückhalt beflügelte ihn zusätzlich. Im März 1993 bezwang Maske Charles Williams nach Punkten und krönte sich zum Weltmeister des Verbands IBF.

Nur eine Niederlage in 32 Profi-Kämpfen

Spätestens dadurch löste er einen Box-Boom im wiedervereinigten Deutschland aus. „Gemeinsam mit Manfred Wolke hatten wir seinerzeit den Mut, einen für uns bis dato völlig neuen Weg zu gehen“, sagt Maske. „Am Ende hat sich unser Mut gelohnt.“

Ein Highlight war der Kampf gegen den 2018 gestorbenen Graciano Rocchigiani. Maske setzte sich im Mai 1995 umstritten durch. Im Rückkampf vier Monate später siegte er dann deutlich und räumte die Zweifel des ersten Aufeinandertreffens aus.

Nur in einem seiner 32 Kämpfe als Profiboxer musste sich Maske geschlagen geben. Im vorletzten Duell unterlag er in München dem US-Amerikaner Virgil Hill nach Punkten. Der Gürtel war futsch. Damit war Maskes Karriere aber noch nicht vorbei.

Etwas mehr als zehn Jahre später trafen er und Hill bei einem großangelegten Rückkampf ohne Titeleinsatz wieder aufeinander. Maske gewann nach Punkten – und zog einen endgültigen Schlussstrich.

Ein wichtiger Rat von Max Schmeling

Nach dem Ende der Profi-Laufbahn konzentrierte er sich auf seine unternehmerischen Pläne. Der dreifache Familienvater betrieb bis zu zehn Filialen der Fast-Food-Kette McDonalds. Dabei spielte auch Max Schmeling, der vor mehr als 90 Jahren deutscher Weltmeister im Schwergewicht wurde, eine Rolle. Und zwar als Vorbild. „Auch Schmeling, der Erfahrung bei Coca Cola gesammelt hatte, motivierte mich und meinte: Mach das mal“, fügt er hinzu.

Und Maske machte, ehe er Ende 2019 die Filialen nach fast 20 Jahren verkaufte. Vor drei Jahren investierte er in ein Start-up, das die Bewegungen im Boxsport besser messbar machen soll. Seit der Corona-Pandemie nimmt er sich mehr Zeit für „persönliche Dinge, die schön sind“.

Wende-Weltmeister, Filialleiter eines amerikanischen Restaurant-Imperiums: Maske bezeichnete sich nach der Wiedervereinigung als „Gewinner dieser Einheit“ – allerdings in sehr demütiger Hinsicht. Die Demut vermisst Maske heute manchmal, wenn er darüber spricht, dass mehr Menschen auf bestem Wege seien, „Dinge als selbstverständlich zu betrachten, die sie tatsächlich nie waren.“

Kleinerer Kreis als zum 50.

Ihm gefällt die Rolle eines Elder Statesman. Das Alter bemerkt er dabei nicht unbedingt. „Ich habe nicht das Empfinden, dass ich 60 werde. Die 50er waren nichts Unangenehmes. Ich bin respektvoll, aber nicht ängstlich“, sagt Maske, der mittlerweile in der Nähe von Köln lebt.

Vor zehn Jahren feierte er den runden Ehrentag im Europa-Park Rust bei Freiburg mit 300 Gästen. Das sieht nun anders aus. „Zum 60. wird der Kreis deutlich kleiner, jedoch nicht weniger angenehm.“ (dpa)