Wieso Shorttrackerin Seidel ohne Norm in Peking dabei ist

Dresden. So wirklich überraschend kommt die Nominierung von Anna Seidel für die Olympischen Winterspiele in Peking nicht. Und das, obwohl die 23-jährige Shorttrackerin vom EV Dresden offiziell nur die Hälfte der nationalen Norm-Vorgabe erfüllen konnte.
Bei vier Weltcups landete Seidel mit einem neunten Rang und einem 16. Platz nur hauchdünn hinter der Forderung von einer Platzierung unter den Top acht oder zwei Ergebnissen unter den besten 15.
Die Deutsche Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG) signalisierte frühzeitig, die Dresdnerin für ein Peking-Ticket vorschlagen zu wollen. Dafür spricht die dramatische Verletzungsgeschichte von Seidel – sowie ihr Comeback, rechtzeitig zur kurzen Weltcup-Saison.
Im März 2021 hatte sich Deutschlands beste Shorttrackerin direkt vor der Weltmeisterschaft einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Dabei fühlte sich die dreifache EM-Medaillengewinnerin der Vorsaison in der Form ihres Lebens. Ihre Genesung verzögerte sich, immer wieder wurde die Athletin zurückgeworfen.
„Ich habe gegrübelt, ob ich es noch rechtzeitig schaffe, um fit für Olympia zu sein, ob es überhaupt wieder wird. Es gab ja wirklich Phasen, da ist der Bruch nicht zusammengewachsen, ich hatte Schmerzen. Ich habe mich selbst vertrösten müssen, weil sich meine Rückkehr auf das Eis immer wieder verzögert hat“, schilderte Seidel in einem Gespräch mit der SZ diese Zeit.
Mittlerweile kann sie sich wieder schmerzfrei auf dem Eis bewegen. Da die EM in Dresden Mitte Januar aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurde, hielt sich Seidel in der Zwischenzeit ausschließlich mit Training fit. „In den letzten Wochen habe ich voll weiter trainiert, meine Form geht nach oben. Es wäre super schade gewesen, wenn ich das nun nicht hätte unter Beweis stellen können“, erklärte sie nach der Nominierung und fügte an: „Ich bin sehr happy und freue mich sehr, dass es mit der Nominierung noch geklappt hat.“
Sie ist damit einzige deutsche Vertreterin in ihrer Sportart. Für Seidel werden es die dritten Olympischen Spiele. In Sotschi debütierte sie als 15-jährige und zog dabei sensationell ins Halbfinale ein. Vier Jahre später in Pyeongchang hatte sie weniger Glück und erklärt nun: „Ich will nicht nur starten, um einfach dabei zu sein.“