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Olympia: Kombinierer mit Happy End nach Frenzels Einbruch

Kombinierer Eric Frenzel holt mit der Staffel Silber und fehlt entkräftet sogar auf dem Podest. Es ist ein emotionaler Erfolg.

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Völlig erschöpft liegt Eric Frenzel nach dem Wechsel sekundenlang im Schnee, Schlussläufer Vinzenz Geiger stürmt aber noch zu Silber.
Völlig erschöpft liegt Eric Frenzel nach dem Wechsel sekundenlang im Schnee, Schlussläufer Vinzenz Geiger stürmt aber noch zu Silber. © dpa/Daniel Karmann

Von Thomas Eßer

Peking. Auf dem Podestplatz, der eigentlich für Eric Frenzel vorgesehen war, lag das Olympia-Maskottchen. Bei der Silber-Auszeichnung seines Teams fehlte der erschöpfte und unterkühlte Nordische Kombinierer. Er hockte nach seinem Zusammenbruch noch immer beim Teamarzt. Eine gute halbe Stunde nach seinem wohl letzten Rennen bei Winterspielen und ein paar Schlucken Cola hatte sich der 33-Jährige wieder erholt. „Ich habe eben erst erfahren, dass wir Silber geholt haben“, sagte Frenzel und lächelte. „Ich bin überglücklich.“ Komplett ausgepumpt war Frenzel im Anschluss an den Teamwettkampf nur drei Tage nach dem Ende seiner Corona-Quarantäne von Betreuern durch das eiskalte olympische Langlauf-Stadion von Zhangjiakou begleitet worden. Zuvor hatte er rund eine Minute im Schnee gelegen.

„Mittlerweile geht es mir wieder gut. Auf der Strecke erging es mir sehr schlecht. So ein hartes Rennen hatte ich schon lange nicht mehr“, sagte er. „Das mit Corona wird wahrscheinlich sein Übriges dazu beigetragen haben“, meinte Weinbuch zu Frenzels körperlichem Zustand direkt nach dessen Team-Einsatz.

Entwarnung gab es später auch von Teamarzt. „Sicher war die Belastung aufgrund des massiven Anfangstempos nach der langen Quarantäne ein bisschen hoch, aber gesundheitliche Schäden sind nicht zu erwarten“, sagte Stefan Pecher.In einem packenden Rennen sicherte Schlussläufer Vinzenz Geiger am Donnerstag den deutschen Kombinierern die Silbermedaille in China. Geiger, Frenzel, Manuel Faißt und Julian Schmid mussten sich nur den überlegenen Norwegern geschlagen geben. Bronze ging überraschend an Japan.

Der Rückstand der Deutschen auf Gold betrug im Ziel 54,9 Sekunden. Für die Mannschaft von Weinbuch war es zum Abschluss die zweite Medaille bei diesen Winterspielen nach dem Olympiasieg von Geiger im Einzel-Wettbewerb auf der Normalschanze. „Es waren perfekte Spiele für mich“, sagte Geiger. „Mit zwei Medaillen im Gepäck bin ich überglücklich.“

Bei Temperaturen um die minus zehn Grad waren die deutschen Kombinierer auf Rang drei ins entscheidende Langlaufrennen gegangen. Im Skispringen von der Großschanze waren die Österreicher und Norweger, die ohne ihren Überflieger Jarl Magnus Riiber nach dessen Corona-Infektion antraten, knapp besser gewesen. Startläufer Faißt, der ins Team nachgerückt war, übernahm jedoch früh die Führung und übergab an Schmid. Der 22-Jährige verlor ein wenig auf Österreich und Norwegen. Als Frenzel startete, hatte er einen Rückstand von 4,2 Sekunden auf die Spitze.

Quarantäne hat doch gezehrt

Der Routinier hatte jedoch große Probleme, fiel weiter zurück und schickte Schlussläufer Geiger auf Rang vier rund 26 Sekunden hinter Silber und Bronze ins Rennen. Der Oberstdorfer zeigte eine furiose Laufleistung und führte die Mannschaft noch auf das Podest. Er gewann den Zielsprint um Silber gegen Japan und feierte mit der deutschen Fahne in der Hand – zunächst allerdings noch ohne Frenzel.

Der Sachse, der bei der Einreise nach China positiv auf das Coronavirus getestet worden war, hatte erst einen Tag vor dem Wettkampf erstmals auf der gigantischen Schanzenanlage trainiert. Dort und beim Langlauf-Test überzeugte er Bundestrainer Weinbuch. Der erfahrene Coach nominierte den Oberwiesenthaler und verzichtete auf den zweimaligen Olympiasieger von Pyeongchang, Johannes Rydzek. Frenzel, der sich in der Quarantäne mit Joggen im Zimmer und auf dem Ergometer fit gehalten hatte, sprang 132 Meter weit. Aus dem deutschen Team gelang nur Geiger ein weiterer Satz. Auf der Laufstrecke war Frenzel jedoch bei Weitem nicht so stark wie gewohnt. „Ich bin froh, dass die anderen ausgemerzt haben, was ich verbockt habe“, sagte er. „Ich bin dankbar, dass die Jungs so gut performt haben, dass wir trotzdem Silber gewonnen haben.“

Frenzel holte bereits die siebte Olympia-Medaille seiner Karriere. Nach den harten Isolationstagen dürfte diese einen ganz besonderen Stellenwert haben, auch wenn es nicht wie einmal 2014 und zweimal 2018 Gold wurde. Frenzels Mutter, die als Erzieherin tätig ist, fieberte bei ihrer Arbeit mit den Kindern mit.

Mit nun zwei Medaillen könne man „sehr stolz sein“, sagte Weinbuch, der ankündigte, bei den kommenden Winterspielen nicht mehr als Bundestrainer dabei zu sein. Der 61-Jährige verwies bei der Einordung der Bilanz auch auf die besonderen Umstände - zwei Corona-Fälle hatte seine Mannschaft verkraften müssen.

Neben Frenzel war auch Teamkollege Terence Weber, der von Faißt ersetzt wurde, positiv getestet worden. Vor vier Jahren hatten die Schanzen- und Lauf-Allrounder dreimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze gewonnen. (dpa/mit sid)