Darum darf Sachsens bester Biathlet nicht in Peking ran

Schmiedeberg. Den Anruf vom Bundestrainer bekam Justus Strelow am Dienstag, also einen Tag bevor der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den Kader für Peking offiziell präsentierte. Was ihm Mark Kirchner am Telefon zu sagen hatte, ahnte der 25-Jährige schon: Bei den Spielen in Peking wird er nicht dabei sein.
Die deutschen Biathlon-Männer dürfen aufgrund ihres guten Abschneidens in der Nationenwertung sechs Sportler mitnehmen, das steht seit dem vergangenen Wochenende und dem Weltcup in Ruhpolding fest.
Noch nicht fest stand, wer die sechste Stelle im Team bekommt. Mit Erik Lesser, Johannes Kühn, Roman Rees, Philipp Nawrath und Benedikt Doll hatte ein Quintett die geforderte Norm – im Weltcup einmal unter die Top 8 oder zweimal unter die Top15 laufen – komplett erfüllt. Sie waren also gesetzt.
Strelow hatte beim Weltcup-Auftakt in Östersund mit Platz 13 im Einzelrennen für eine Überraschung gesorgt, danach aber wurde er eine Klasse tiefer in den IBU-Cup versetzt. „Natürlich war ich mit meiner halben Normerfüllung ein Kandidat für den sechsten Olympiaplatz“, sagt er, als ungerecht empfindet er die Entscheidung trotzdem nicht. Stattdessen fliegt nun David Zobel mit nach Peking.
Strelow einsichtig: "Es war eine logische Entscheidung“
Der Bayer, ebenfalls 25, hatte in Ruhpolding Platz zehn belegt. Allerdings fehlten dort die besten norwegischen Biathleten, es ging lediglich ein B-Team an den Start. „Er hat im Vergleich zu mir die bessere Platzierung und war zuletzt auch läuferisch einen Tick besser. Deshalb muss man darüber gar nicht diskutieren, es war eine logische Entscheidung“, findet Strelow. „Auch wenn es für mich natürlich schade ist.“
Schade ist zudem, dass Sachsens bester Biathlet keine Chance mehr bekommt, sich ab Donnerstag beim Weltcup in Antholz, für den er nominiert wurde, noch für ein Olympia-Ticket zu empfehlen. So hatte es der Deutsche Skiverband (DSV) geplant und der Bundestrainer auch angekündigt.
In Südtirol sollten Strelow, Zobel sowie Lucas Fratzscher und Philipp Horn, die beide knapp an der Norm gescheitert waren, um den letzten Platz für Peking kämpfen. „Der DOSB wollte eher eine Entscheidung, wohl auch vor dem Hintergrund von Corona“, erklärt Strelow. Die Einreisebestimmungen nach China sind extrem streng, deshalb soll vor dem Abflug jegliche Ansteckungsgefahr minimiert werden.
Laufzeiten für Nominierung entscheidend
Den Ausschlag für Zobel und gegen Strelow gaben letztlich die Laufzeiten. Während der Schmiedeberger bei seinem 13. Platz in Östersund 3:36 Minuten langsamer war als der Schnellste und in dieser Teildisziplin Platz 52 belegte, war Zobel in Ruhpolding der Fünftschnellste. „Er hat das mit Bravour gemacht“, lobt Strelow seinen teaminternen Konkurrenten. Deshalb verspüre er auch keine Wut im Bauch. „Nach Östersund und der Entscheidung, dass ich wieder in den IBU-Cup muss, war bei mir im Kopf mehr los als jetzt“, sagt er.
Ob der Europameister von 2021 bei den Spielen bei einer Nominierung überhaupt gestartet wäre, ist ungewiss. Pro Nation dürfen bei den Rennen lediglich vier Athleten antreten, Strelow wäre als nur Ersatzmann gewesen. Wenn, wäre ein Einsatz im Einzel über 20 Kilometer am wahrscheinlichsten gewesen. Den lassen manche Sportler gerne mal aus, um sich für die anderen Rennen zu schonen.
Eine Mini-Chance gibt es allerdings noch. „Der Bundestrainer hat mir gesagt, dass ich der erste Nachdrücker bin“, sagt er. Damit Strelow doch noch nach Peking kann, müsste sich ein anderer verletzten oder mit Corona infizieren. „Das wünsche ich natürlich niemanden, und ich verschwende auch keinen Gedanken daran.“
TV-Tipp: Das Einzelrennen der Männer in Antholz übertragen ARD und Eurosport am Donnerstag, 20. Januar, ab 14.15 Uhr.