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So schätzt Stahl Riesas Trainer die Aufstiegschancen ein

Thomas Juretzko spielt mit Stahl Riesa um den Aufstieg in die Fußball-Landesliga. Wo er den Verein bereits auf Oberliga-Niveau sieht und wie er die Spielklassen-Reform einschätzt.

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Trainer Thomas Juretzko von der BSG Stahl Riesa. Er kämpft mit seinem Team um den Aufstieg in die Landesliga.
Trainer Thomas Juretzko von der BSG Stahl Riesa. Er kämpft mit seinem Team um den Aufstieg in die Landesliga. © Picture Point/Gabor Krieg

Riesa. In der Fußball-Landesklasse Mitte wird am Wochenende nur eine Begegnung angepfiffen. Am Samstag bestreiten der Meißner SV und der FV Gröditz 1911 ab 15 Uhr ein Nachholspiel. Für beide Teams steht im Kampf um den Klassenerhalt viel auf dem Spiel. Meißen hat einen Punkt mehr auf dem Konto und würde bereits mit einem Unentschieden auf einen Nichtabstiegsplatz klettern.

Derweil werden bei der BSG Stahl Riesa (3.) alle Kräfte mobilisiert, um im Kampf um die Medaillen zu bestehen. Motor Wilsdruff führt die Tabelle mit 52 Punkten an, gefolgt vom SC Freital II (48) sowie Riesa und dem Heidenauer SV (jeweils 45). Bis zum 30. April müssen die Vereine, deren Mannschaft nicht in die Landesliga gehen will, ihren Aufstiegsverzicht gegenüber dem Sächsischen Fußball-Verband (SFV) verbindlich erklären.

Die Heidenauer haben dies bereits getan. Wie in Riesa über eine Rückkehr in die Sachsenliga gedacht wird und ob sich Stahl noch Titelchancen ausrechnet, dazu äußert sich Trainer Thomas Juretzko im SZ-Gespräch.

Thomas, Sie übten zuletzt Kritik an der Spielweise Ihrer Mannschaft, obwohl Stahl das beste Rückrunden-Team ist. Wie passt das zusammen?

Ich denke, ich kenne meine Mannschaft recht gut und weiß daher auch, welches Potenzial in ihr steckt. Daher ist aus meiner Sicht die Herangehensweise simpel: Wer es schafft, in jedem Training und in jedem Spiel an seine Grenzen zu gehen, schafft es auch attraktiven und erfolgreichen Fußball zu spielen. Dort sehe ich den Großteil der Mannschaft aktuell leider nicht, was auch die jüngsten Ergebnisse in unseren vermeintlichen Spitzenspielen zeigen.

Hat die 0:1-Heimniederlage gegen den SC Freital II möglicherweise den einen oder anderen Ihrer Spieler so „getroffen“, dass das Selbstbewusstsein, die Meisterschaft noch erringen zu können, etwas gelitten hat?

Das denke ich nicht, es scheint eher so, als wäre mit den ernüchternden Ergebnissen etwas die Luft raus zu sein. Schlussendlich haben wir es ein Stück weit weniger in der Hand, die Entscheidung, um den Aufstieg zu unseren Gunsten ausgehen zu lassen.

Wie hoch schätzen Sie selbst die Titelchancen Ihrer Mannschaft ein?

Da wir es nicht mehr selbst in der Hand haben und auf die Patzer von Freital und Wilsdruff angewiesen sind, ist es unwahrscheinlicher geworden, den Sprung in die Landesliga zu schaffen. Dennoch, und das ist ja das Schöne am Fußball, ist noch alles möglich. Ich denke, wir sind gut beraten, uns nicht auf den Lorbeeren auszuruhen und für den Saisonendspurt noch einmal die alten Stahltugenden, wie bedingungsloser und leidenschaftlicher „Kampf“, mit Leben zu erfüllen - und vor auf dem Platz zu zeigen.

Haben Sie durchgerechnet, wie es mit dem Staffelsieg könnte?

Da muss ich nicht viel rechnen. Wir müssen auf uns schauen und grundsätzlich immer volle Punktzahl holen. Am Ende wird dann abgerechnet und wir werden sehen, wo wir stehen.

Würde Stahl, die sportliche Qualifikation vorausgesetzt, in die Landesliga 2023/24 zurückkehren?

Selbstverständlich, auch mit Blick auf unseren guten Nachwuchs, der zeitnah die Möglichkeit haben soll, sich in Sachsens höchster Liga weiterzuentwickeln.

Wie sehen Sie generell die Entwicklung Ihrer Mannschaft, die offensiv viele überzeugende Partien abgeliefert hat?

Wir haben bis hierher sehr viel geschafft und sind mit der Entwicklung, bis auf den ein oder anderen Abstrich, sehr zufrieden. Es soll aber auch weitergehen und wie ich es bereits eingangs erwähnt habe, muss dafür jeder an seine Grenzen gehen, und zwar in jeglicher Hinsicht, damit die Entwicklung nicht stagniert. Denn damit würden sich die Jungs auch ein Stück weit um den Lohn Ihrer bisherigen Leistungen bringen.

Können Sie im Liga-Endspurt auf Ihren kompletten Kader zurückgreifen?

Leider nicht, auf der linken Seite fehlen mir seit Wochen mit Dennis Leonhardt und Marvin Reinkober zwei echte Leistungsträger. Wobei ich hoffe, dass zumindest Dennis noch mal im Endspurt eingreifen und helfen kann. Zudem fällt mit aller Wahrscheinlichkeit auch Dirk Thieme für den Rest der Saison aus, womit mir eine wichtige Option bei den Innenverteidigern fehlt.

Was sagen Sie zu den wieder gestiegenen Zuschauerzahlen in der Feralpi-Arena?

Wir als Mannschaft und Verein sind dankbar dafür, dass wir so einen Zuspruch bekommen und wollen es natürlich mit attraktivem und erfolgreichem Fußball zurückzahlen. Ich schaue mir auch regelmäßig die Zuschauerzahlen der Landes- und Oberliga an und vergleiche diese mit uns. Dabei freue ich mich Woche für Woche auf das Neue, denn mit Blick auf die Zuschauerresonanz in Riesa, könnten wir locker in der Oberliga mithalten. Kurzum: Ich bin begeistert!

Die kommende Saison wird ein Qualifikationsjahr, weil die Landesklasse von vier auf drei Staffeln reduziert wird. Was halten Sie von der Strukturreform?

Grundsätzlich finde ich es richtig, die Leistungsschere wieder etwas zu schließen, allerdings sollte man dabei auch den Vereinen eine ordentliche Portion Gehör schenken. Denn schlussendlich spielen diese in den einzelnen Staffeln und müssen auch mit den Kosten klarkommen, was leider immer schwieriger für alle Vereine wird.

Sie setzen große Hoffnungen auf den eigenen Nachwuchs. Wie sieht es aktuell bei den A-Junioren und der B-Jugend aus. Kommen da gute Jungs nach?

Unsere A-Junioren kämpfen gerade um den Klassenerhalt in der Landesliga und spielen dabei eine Abstiegsrunde. Da ich regelmäßig zuschaue und viele von den Jungs kenne, bin ich sehr zuversichtlich, dass sie den Ligaverbleib schaffen. Unsere B-Jugend hingegen spielt um den Aufstieg in die Landesliga mit. Auch wenn es in der Aufstiegsrunde schwer wird, drücke ich der gesamten Mannschaft und auch dem Trainerteam die Daumen. In beiden Teams haben wir hoffnungsvolle Talente, mit denen wir gern in die Zukunft gehen würden. Aktuell haben wir fünf Spieler aus der A-Jugend in unserer Kaderplanung für den Männerbereich berücksichtigt und hoffen, dass die Gespräche mit Ihnen in den kommenden Wochen positiv verlaufen werden.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.