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Stahl Riesa freut sich über guten Transfer-Sommer

Riesas Trainer Thomas Juretzko will mit der BSG Stahl zurück in die Fußball-Landesliga. Dabei befürchtete der Coach zwischenzeitlich sogar seine Beurlaubung. Das Interview mit dem Blick zurück nach vorn.

Von Jürgen Schwarz
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Niemand durfte so oft in der abgelaufenen Landesklassen-Saison jubeln wie die Kicker aus Riesa.
Niemand durfte so oft in der abgelaufenen Landesklassen-Saison jubeln wie die Kicker aus Riesa. © Marko Förster

Riesa. Die BSG Stahl Riesa hat die Saison in der Fußball-Landesklasse Mitte auf Rang drei beendet. Zum Titel fehlten am Ende acht Punkte. Die Mannschaft von Chefcoach Thomas Juretzko hatte einen klassischen Fehlstart hingelegt: Nach sieben Spieltagen standen nur vier Punkte und der vorletzte Tabellenplatz zu Buche - der Rückstand auf Wilsdruff betrug zu diesem Zeitpunkt schon 13 Zähler.

In der Folgezeit mauserten sich die Riesaer aber zur offensivstärksten Mannschaft der 7. Liga. Keines der 64 Landesklasse-Teams konnte der BSG Stahl, die 108 Tore erzielte, das Wasser reichen. So verwundert es nicht, dass mit Nic Heuer, der 30 Treffer bejubelte, auch der Liga-Torschützenbeste ein Riesaer war. Die Zielstellung für die Serie 2023/24 heißt „Landesliga-Aufstieg“, wie im Gespräch mit dem Riesaer Trainer schnell deutlich wird.

Herr Juretzko, Ihre Mannschaft war mit dem SC Freital II das beste Rückrunden-Team. Haben die ersten sieben Spieltage der abgelaufenen Saison die sofortige Rückkehr in die Landesliga verhindert?

Mit Sicherheit war das einer der entscheidenden Punkte, warum uns der direkte Wiederaufstieg in dieser Saison nicht gelungen ist. Allerdings haben wir bei unserer Aufholjagd auch unnötig Punkte liegengelassen, die uns, wenn man sich die Tabelle anschaut, hinten heraus dann ebenfalls fehlten. Die zwei Spitzenspiele hätten wir gewinnen müssen, um in den darauffolgenden Begegnungen mit dem nötigen Selbstbewusstsein die volle Punktzahl einzufahren.

Haben Sie nach dem Fehlstart befürchtet, frühzeitig beurlaubt zu werden?

Ehrlich gesagt, ja. Der Gedanke war bei mir frühzeitig präsent, obwohl die Gespräche mit unseren Vereinsverantwortlichen allesamt sehr konstruktiv verliefen und mir immer wieder das volle Vertrauen ausgesprochen wurde. Aber Sie wissen ja, wie diese Situationen im Fußballgeschäft oft ausgehen. Ich habe nichts Gutes geahnt, obwohl meine Mannschaft schon in den ersten Spielen umgesetzt hat, was wir vorgegeben haben. Aber die Jungs scheiterten immer wieder an der Chancenverwertung und damit verbunden fehlten selbstredend auch die Punkte. Zum Glück wurde es danach viel besser.

Wie erklären Sie sich, dass Ihre Mannschaft plötzlich den Hebel umlegen und erfolgreichen Fußball spielen konnte?

Allzu viel gibt es da nicht zu erklären, weil meine Spieler, wie schon erwähnt, keinen schlechten Fußball gespielt haben – nur leider stimmten die Ergebnisse nicht. Nach der ein oder anderen Umstellung, auch taktischer Art, platzte dann endlich der Knoten und meine Jungs haben sich das notwendige Selbstvertrauen nach den vielen Fehltritten geholt und sind in die Erfolgsspur gelangt.

Ihre Mannschaft war in der zweiten Halbserie auf dem Weg an die Spitze, lag nach 20 Spieltagen auf Rang zwei vor dem SC Freital II und vier Punkte hinter Wilsdruff. War die folgende 0:1-Heimniederlage gegen Freital der Knackpunkt?

Nicht unbedingt, aber es war auf jeden Fall ein Faktor, der neben den Verletzungen einiger Stammspieler und einiger unglücklicher Spielverläufe die Aufstiegsfrage entschieden hat. Allerdings gilt es auch zu hinterfragen, wie wir uns in den darauffolgenden Spielen präsentiert haben. Unabhängig von den Verletzungssorgen gab es immer noch Möglichkeiten, den Abstand zu verkürzen und aus den Patzern von Motor Wilsdruff und dem SC Freital II unseren Nutzen zu ziehen. Es gab mehrere verpasste Möglichkeiten, wenn ich an die Duelle mit Wilsdruff, Hartmannsdorf und Colditz denke.

Gibt es eine Partie, bei der die Mannschaft sehr nahe an Ihre Vorstellungen, Ihre Spielphilosophie herangekommen ist?

Absolut, im Heimspiel gegen den SV Lichtenberg, das wir 11:1 gewannen, spielte meine Mannschaft über weite Strecken des Spiels geradlinig, schnell und mit einer guten Präzision in Richtung generisches Tor, ohne dabei den berühmten Gang zurückzuschalten - das hat mir sehr gefallen.

Sie sind mit Ihren Spielern einige Male selbst nach deutlichen Siegen hart ins Gericht gegangen. Warum?

Weil meine Mannschaft in diesen Spielen deutlich unter ihren Möglichkeiten gespielt hat und es aus meinem Blickwinkel eine reine Kopf-Einstellungssache war und kein Unvermögen. Somit ist es für mich verschenktes Potential, wofür ich grundsätzlich kein Verständnis habe.

Wird sich der Kader verändern?

Bei der Kaderplanung sind wir unserer Philosophie, junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hochzuziehen, unterstützt durch den ein oder anderen gestandenen Spieler, treu geblieben. Torhüter Richard Reichel sowie Lukas Schulz, Maximilian Schwan und Max Kramer haben diesmal den Sprung von den A-Junioren geschafft. Über die externen Neuzugänge freuen wir uns selbstverständlich ebenso. Torwart Tom Müller sowie Thomas Kutsche, Harty Scholz und Marcel Fricke kommen allesamt vom Großenhainer FV 1990 zu uns. Ich denke, es ist ein guter „Transfer-Sommer“ aus unserer Sicht.

Gibt es Abgänge?

Ja, bisher drei. Justin Hecht und Norman Gründler spielen zukünftig in unserer zweiten Mannschaft in der Kreisoberliga. Benito Teinze verlässt leider den Verein, sein Ziel ist mir nicht bekannt.

Wann beginnt die Vorbereitung?

Wir starten am 13. Juli in die Vorbereitung. Drei Tage später testen wir erstmals beim FSV Lauta. Am 22. Juli geht es in Martinskirchen gegen Brieske Senftenberg, eine Woche später in Staupitz gegen Landesliga-Aufsteiger SC Borea Dresden. Am 5. August erwarten wir Stahl Brandenburg, vier Tage später testen wir in Oschatz und am 15. August noch im Radebeuler Weinbergstadion gegen den hiesigen Landesligisten.

Die Saison 2023/24 wird ein Qualifikationsjahr, weil die Landesklasse anschließend von 64 auf 48 Teams reduziert und nur noch mit drei Staffeln gespielt wird. Was halten Sie davon?

Ich finde ich es gut, dass die Leistungsschere wieder etwas geschlossen wird. Allerdings wäre es erstrebenswert, dass in diesem Zusammenhang keine finanziellen Nachteile beziehungsweise höhere Kosten für die Vereine entstehen.