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Olympiasieger Ullrich ist Maaßens größter Gegner

Frank Ullrich will in den Bundestag und trifft im Süden Thüringens auf den umstrittenen CDU-Kandidaten. Es ist das Duell Olympiasieger gegen Reizfigur.

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Frank Ullrich tritt für die SPD im Süden Thüringens bei der Bundestagswahl an - und trifft dabei auf den CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen.
Frank Ullrich tritt für die SPD im Süden Thüringens bei der Bundestagswahl an - und trifft dabei auf den CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen. © dpa

Von Christoph Leuchtenberg

Oberhof. Frank Ullrich hat es mit den härtesten Kontrahenten aufgenommen. Als Biathlet bot der Olympiasieger in den 1970er- und 80er-Jahren den scheinbar übermächtigen Athleten aus der früheren Sowjetunion um den großen Alexander Tichonow die Stirn. Als Langlauf-Bundestrainer musste er sich später mit ständigen Angriffen seines Vorgängers Jochen Behle herumplagen. Nun aber wartet ein besonders heikler Gegner auf Ullrich: Im Kampf um ein Bundestags-Mandat muss er sich in Süd-Thüringen gegen die Reizfigur schlechthin durchsetzen - den CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen. Und das will Ullrich wie einst als Athlet anpacken.

"Im Sport wie auch in der Politik muss man für Erfolg ganz hart kämpfen. Man muss sich mit Themen intensiv auseinandersetzen. Olympiasieger und Weltmeister wird man nicht von heute auf morgen", sagte der 61-Jährige dem Magazin Spiegel: "Da braucht man viel Kraft, Ehrgeiz, Willensstärke, einen langen Atem. Ruhe bewahren, Kompromisse eingehen, im Team spielen. Das gilt auch für die Politik."

Ullrich tritt für die SPD im Bundestagswahlkreis 196 an. Das Gebiet um Suhl und Schmalkalden ist nicht nur eine (Winter-)Sporthochburg, sondern auch kniffliges politisches Gebiet. Bei der Bundestagswahl 2017 war die SPD nur viertstärkste Kraft, bei der Landtagswahl 2019 landete Ullrich dann allerdings auf Platz zwei - 0,9 Prozentpunkte hinter dem siegreichen AfD-Kandidaten.

Der Ex-Weltklasse-Biathlet will mit Inhalten punkten

"Mit der Silbermedaille war ich auch nicht unzufrieden", sagt Ullrich und stellt fest: "Ich hatte jedoch das Gefühl, dass große Teile unserer Bevölkerung wenig Vertrauen in unsere Bundespolitik haben. Ich hörte oft: Ihr da oben wisst ja gar nicht, was hier unten abgeht. Dazu kommt vielleicht auch, dass viele nach 30 Jahren Wiedervereinigung nicht da angekommen sind, wo sie sein wollten. Populisten wie Björn Höcke nutzen das aus."

Ullrich hingegen will mit Inhalten punkten. Dass diese Ebene zumindest auf lokale Sicht nun mit der umstrittenen Kandidatur des Rheinländers und Ex-Verfassungsschutz-Bosses Maaßen in den Hintergrund treten wird, ist dem einstigen Weltklasse-Athleten gar nicht recht. "Ich finde es schade, dass die CDU Thüringen nicht jemanden gefunden hat, der aus der Region kommt und auf Augenhöhe über die bundespolitischen Themen sprechen kann, die für Südthüringen wichtig sind, sagt Ullrich: "Ich trete hier für die bodenständigen Thüringer vor Ort an, für die Probleme, die es in dieser Region zu lösen gilt." Dieses Denken spricht er seinem Konkurrenten ab, er glaube aber nicht, "dass sich ein Herr Maaßen nach der Wahl hier noch mal blicken lassen wird".

Ullrich, in seinem Wahlkreis geboren und tief verwurzelt, hat sich seit seinem Abschied aus dem Deutschen Skiverband vor sechs Jahren ganz den lokalen Belangen in seiner Heimat verschrieben. Den Sport bezeichnet der 10-km-Olympiasieger von Lake Placid 1980 dabei als sein Hauptthema.

"Thüringen ist ein Sportbundesland. Ich möchte gerne den Sportausschuss im Bundestag ansteuern und dem Sport wieder einen höheren Stellenwert verleihen", sagt Ullrich in der Hoffnung, dass olympische Werte auch den politischen Diskurs prägen könnten: "Ich bin sicher, dass viele hier bereit sind, künftig wieder besser miteinander umzugehen. Dazu gehört auch der Teamgeist, den man am besten im Sport erlernt." (sid)