Darum verpasst Sachsens bester Biathlet das Weltcupfinale

Schmiedeberg. Zum Saisonabschluss wartet auf die Biathleten ein richtiger Höhepunkt. Oslo, Holmenkollen – das ist in Sachen Wintersport so etwas wie das Epizentrum. Das liegt an der Geschichte, der Tradition, den beeindrucken Bauten oberhalb von Norwegens Hauptstadt und natürlich an der Stimmung unter den Fans, zu denen regelmäßig auch König Harald V. gehört, der die Sieger in seiner Loge empfängt.
Justus Strelow hätte das alles gerne hautnah erlebt. Zum ersten Mal. Doch daraus wird nichts. Aufgrund seiner Leistungen in dieser Saison hatte ihn Bundestrainer Mark Kirchner bereits für das am Donnerstag beginnende Saisonfinale nominiert. Einen Start dort verhindert eine Corona-Infektion. Strelow hatte Fieber und weitere Erkältungssymptome, noch immer muss er in seiner Wahlheimat Oberhof in Quarantäne bleiben. „Das ist schon extrem bitter“, meint er. „Ein Weltcup ist für mich noch immer etwas Besonderes. Und dann auch noch am Holmenkollen ...“
Angesteckt hatte er sich bei der vorletzten Station des IBU-Cups, der zweiten Liga im Biathlon, in Lenzerheide. „Das traf da nicht nur das deutsche, sondern mehrere Teams“, erklärt er. In der Schweiz konnte der 25-Jährige trotzdem einen Erfolg feiern, nach einem zweiten Platz im Super-Sprint holte sich der für den SV Stahl Schmiedeberg startende Strelow den Gesamtsieg in dieser Disziplin.
Nicht das gewünschte Saisonende
Eine Art Entschädigung ist der kleine Glaspokal jedoch nicht. Sachsens bester Biathlet verpasst nicht nur den Weltcup in Oslo, er fehlte auch schon beim IBU-Cup-Finale vergangenes Wochenende in Ridnaun. „Dort hätte ich um den dritten Platz in der Gesamtwertung kämpfen können, so bin ich jetzt auf dem fünften Platz gelandet. Es war nicht das Saisonende, wie ich es mir gewünscht hätte“, meint er.
Und es war auch nicht der erste Rückschlag in diesem Winter, in dem er sich fest im Weltcup etablieren und wenn möglich auch für die Olympischen Spiele qualifizieren wollte. Beides gelang nicht. Licht und Schatten sieht er im Rückblick. Es begann furios mit einem 13. Platz im Einzel beim Weltcup in Östersund, damit erfüllte er die halbe Olympianorm. Beim darauffolgenden Sprintrennen brach sein Stock, er kam nur auf Platz 48.
„Meine erste Chance habe ich genutzt, die zweite nicht, und dann bekam ich keine mehr“, fasst er seine Saison in einem Satz zusammen. Nach dem Sprint in Östersund wurde er in den IBU-Cup zurückgestuft, damit stand quasi fest, dass es nichts wird mit Olympia. „Es war eine der härtesten Phasen, die ich im Sport durchgemacht habe“, findet er rückblickend. „Bis ich mich aus dem Loch rausgeboxt hatte, dauerte es eine Weile.“
"Ich hatte nicht das Laufniveau"
Zum Verhängnis wurden ihm dabei mal wieder seine Laufzeiten. Die prozentualen Rückstände gegenüber der Bestzeit sind für die Trainer das entscheidende Kriterium. Bei mehr als fünf Prozent ist es nahezu ausgeschlossen, aufs Podium zu kommen – selbst bei null Fehlern am Schießstand. Strelow lag in Östersund bei mehr als fünf Prozent. „Ich hatte einfach nicht das Laufniveau, das muss man so klar sagen.“ Trotzdem findet er, dass er im Laufen „einen Tick rangekommen“ sei und „an Konstanz gewonnen“ habe.
Die Spiele in Peking verpasst zu haben, ordnet er nicht mal als größte Enttäuschung ein. „Die Chance, dass ich dort einen Einsatz bekommen hätte, waren ohnehin sehr gering“, meint er. Und ein Fest des Sports im eigentlichen Sinne seien die Corona-Spiele nicht gewesen. „Verpasst habe ich deshalb vor allem einen Eintrag auf meiner Autogrammkarte.“
Das nächste große Ziel sind die Spiele in vier Jahren in Mailand. Olympia bleibe der große Traum. Und der Weltcup sei das Nahziel. Mit dem Rücktritt von Erik Lesser wird im Team wieder ein Platz frei. Strelow will die Chance nutzen. Vorher aber geht es mit der Freundin erst einmal in den Urlaub – nach Tromsö, also nach Norwegen. Wenn es schon nicht mit Oslo geklappt hat.