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Dresdner Technikgeschichte - die erste Schwebebahn

Die Schwebebahn in Dresden-Loschwitz ist ein technisches Denkmal und eine Touristenattraktion ersten Ranges. Eröffnet wurde sie in Anwesenheit eines Prinzen.

Von Ralf Hübner
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Objekt des Ansturms: Dresdner Schwebebahn um 1905 über Loschwitz.
Objekt des Ansturms: Dresdner Schwebebahn um 1905 über Loschwitz. © Sammlung Holger Naumann

Dresden. Am Elbhang in Loschwitz steht die wohl älteste Bergschwebebahn der Welt. Die 4,5 Minuten dauernde Fahrt, zur Aussichtsplattform an der oberen Station mit einem Panoramablick über das Elbtal gilt als besonderes Erlebnis. Von 1901 bis 1984 war die Schwebebahn ohne größere Unterbrechung im Einsatz. Vor 40 Jahren machte sie am 18. März 1984 ihre vorerst letzte Fahrt, und es begann die bislang letzte Rekonstruktion, die sieben Jahre dauern sollte. "Arbeiten an der Schwebebahn", verkündete die Sächsische Zeitung ihren Lesern in einer kurzen Meldung. Wegen "dringender Arbeiten am Laufwerk der Fahrzeuge" werde die Schwebebahn ab dem 19. März stillgelegt. Gleichzeitig würden die bautechnischen Vorarbeiten für die Rekonstruktion getroffen.

Die Wagenkästen sollten ursprünglich in der Straßenbahnwerkstatt in Trachenberge überholt werden. Aber schon bald zeigte sich, dass sie schon zu sehr verschlissen waren und praktisch neu gebaut werden mussten. Die Rekonstruktion zog sich immer mehr in die Länge.

Immer neue Mängel wurden bei Untersuchungen gefunden. So zeigte sich, dass auch das gesamte Traggerüst der Schwebebahn, die ja im Grunde eine "Hängebahn" ist, erneuert werden musste, denn die Fahrkästen sind an einer Schiene aufgehängt. Die Schwierigkeiten bestanden zum großen Teil darin, in der Mangelwirtschaft des DDR-Sozialismus Material und Firmen für die Reparaturarbeiten zu organisieren. Einen Großteil der Arbeiten übernahmen der VEM Sachsenwerk und die Firma Krug. Die Technische Universität war für die Berechnungen für das neue Traggerüst zuständig.

Ausflugslokal an der Bergstation

Auch die Stadt, die Verkehrshochschule und die Sächsischen Bühnen-, Förderanlagen und Stahlbau GmbH waren beteiligt. Die 33 neuen Stützen fertigte der Stahlbau Niesky. Doch zunächst wurden 1986 die alten Stützen demontiert, per Hubschrauber abtransportiert und deren Fundamente untersucht. Genau genommen hatte die Rekonstruktion schon 1981 mit der Generalreparatur der Fördermaschine durch das Sachsenwerk und den VEB Elektromat begonnen. Viele der Teile stammten noch von 1901 und waren verschlissen, die Bauten an den Stationen wiesen Schäden an Dach und Mauerwerk auf.

In Gegenwart von Prinz Friedrich August war die Schwebebahn am 6. Mai 1901 feierlich eröffnet worden. In den ersten Tagen und Wochen soll es einen regelrechten Ansturm von Fahrgästen gegeben haben, wird berichtet. An der Bergstation war zugleich mit der Bahn das Ausflugslokal "Loschwitzhöhe" erbaut worden. 1895 hatte die schon elektrische Straßenbahn über das damals noch neue Blaue Wunder Loschwitz und den Körnerplatz erreicht. Jetzt gab es dort einen direkten Anschluss an die Dresdner Innenstadt.

Oktober 1990: Bei der Rekonstruktion der Schwebeseilbahn beginnt die letzte Etappe. Als Klippe erweist sich die Enge des Veilchenweges. Von hier aus hebt ein Autodrehkran das Fahrwerk der Bahn in die Schienen.
Oktober 1990: Bei der Rekonstruktion der Schwebeseilbahn beginnt die letzte Etappe. Als Klippe erweist sich die Enge des Veilchenweges. Von hier aus hebt ein Autodrehkran das Fahrwerk der Bahn in die Schienen. © Foto: SZ/Gunter Hübner

Die Bewohner von Oberloschwitz profitierten von einer Seilbahn, mit der sie zur Straßenbahn gelangen konnten. Mit der Schwebebahn sollte nun auch die andere Seite des Loschwitzgrundes eingebunden werden. Dem Vorhaben kam entgegen, dass die Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen (Conti) in Nürnberg für das vom Kölner Eugen Lange entwickelte Einschienenbahnsystem eine Anwendung suchte. Sie erhielt 1899 eine Konzession, nachdem die Conti-Muttergesellschaft Schuckert & Co. mit der Elektra AG in Dresden ein Tochterunternehmen gegründet hatte.

Statt des ursprünglichen vorgesehenen elektrischen Betriebes erfolgte der Antrieb zunächst mit einer Dampfmaschine in der Bergstation. Um den Bürgern den Anblick eines Schornsteines zu ersparen, wurde das Maschinenhaus als Turm ausgeführt, in dessen südwestlicher Eckzinne der Schlot eingebaut war.Erst 1909 wurde ein elektrischer Antrieb installiert. Die Bauausführung lag damals in den Händen der Maschinenfabrik Augsburg//Nürnberg AG (MAN). Die Kosten einschließlich des Baus der „Loschwitzhöhe“ beliefen sich auf etwa eine Million Mark.