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Thielemann muss Farbe bekennen

Der Chefdirigent widmet sich einem der großen B's.  Und er plant, dass die ganze Semperoper lächelt.

Von Bernd Klempnow
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Christian Thielemann ist Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden.
Christian Thielemann ist Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden. © imago/Robert Michael

Der Dirigent Christian Thielemann hält sein Versprechen. Als er 2010 mit den Wiener Philharmonikern alle neun Sinfonien und mehr von Ludwig van Beethoven eingespielt hatte, sagte er: „Bei Beethoven ist man nie irgendwo angekommen. Hier muss man immer wieder neu ran.“ 

Nun ist es so weit. Zum 250. Geburtstag dieses großen Komponisten 2020 plant er mit seiner Sächsischen Staatskapelle eine umfassende Würdigung. Nicht nur, weil der Komponist einmal notierte: „Man hört allgemein, daß die Hofkapelle in Dresden die beste in Europa sey.“

Sitzfleisch für überlange Konzerte

Ab der neuen Spielzeit 2019/20 beginnen die Dresdner Musiker einen auf zwei Spielzeiten angelegten Zyklus mit Werken von einem der großen Bs, wie die Genies Bach, Beethoven, Brahms und Bruckner kurz genannt werden. „Bei Beethoven muss ein Dirigent Farbe bekennen“, so der Kapellen-Chef bei der Vorstellung der künftigen Vorhaben am Montag in Dresden: „Der Wiener Meister nimmt Bezug zu Bach und öffnet uns die Tür zur Musik der Zukunft.“

Es gibt nicht nur einen Beethoven-Marathon. Thielemann plant auch unüblich lange Konzerte etwa mit der Kombination der ersten drei Sinfonien und den sonst separat gegebenen achten und neunten. „Man hört dann die großen Schritte in seiner Entwicklung besser. Mit schön langen, halbstündigen Pausen schafft man auch so ein großes Pensum.“

Ob es eine weitere, nach denen mit Herbert Blomstedt und Sir Colin Davis dritte Beethoven-Gesamtaufnahme der Kapelle geben wird, steht noch nicht fest. Sie würde sich neben den Komplettaufnahmen von Thielemann mit der Kapelle von Brahms, Bruckner und Schumann gut machen. Aufgezeichnet wird auf jeden Fall.

Ein dichtes und laut Chef „ungemein stilistisch vielseitiges Programm“ bietet das Orchester in der neuen Saison. Topgäste am Pult wie Daniel Harding bei Gustav Mahlers Zehnter und Spitzensolisten wie Leonidas Kavakos bei Béla Bartóks Violinenkonzert konnten engagiert werden.

Zum neuen Capell-Compositeur wurde der Berliner Aribert Reimann erkoren. Von ihm standen in der Semperoper bereits Opern wie „Melusine“ und der brachiale „Lear“ auf dem Spielplan. Zehn Werke von ihm musiziert die Kapelle nächste Saison, darunter eine Uraufführung.

Auch die künftige Capell-Virtuosin, die Cellistin Sol Gabetta, ist hierzulande populär. Sie wird in dreizehn Konzerten zu erleben sein, etwa im Sonderkonzert zu den Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch, bei einem der Auftritte der Kapelle im Kulturpalast und bei der Open-Air-Veranstaltung „Klassik picknickt“ mit Bolschoi-Chefdirigent Tugan Sokhiev vor der VW-Manufaktur. „Sol Gabetta gehört zu den wenigen Künstlern, mit denen man beim Musizieren spontan neue Facetten finden kann und die ein subtiles musikalisches Sensorium mitbringen“, so Thielemann. „Außerdem ist sie sehr nett.“

Die Staatskapelle wird insgesamt an gut 250 Abenden im Stammhaus Semperoper bei Oper, Ballett und Konzert zu hören sein. 45 Konzerte gibt sie in den musikalischen Metropolen Europas und Asiens.

„Dein ist mein ganzes Herz“ lohnt

Traditionell gibt es Sonderprojekte etwa zum Advent in der Frauenkirche und zum Jahreswechsel im Semperbau. Für Silvester greift der Chef wieder zur Operette mit Höhepunkten aus Franz Lehárs „Land des Lächelns“ – „natürlich auf höchstem Niveau“. Das Feilen an Melodien wie „Dein ist mein ganzes Herz“ lohne, meint Christian Thielemann: „Die Flexibilität, die wir uns bei der Operette erarbeiten, hilft uns bei Opern wie Richard Wagners ,Meistersinger’.“ An diesem Koloss arbeitet derzeit die Kapelle für die Salzburger Osterfestspiele. Ab Januar 2020 ist dieses Werk dann auch in Dresden zu erleben.

Der Vorverkauf für die Konzerte der Staatskapelle sowie für die Oper- und Ballettproduktionen der Semperoper startet am 13. März, 10 Uhr, Kartentel. 0351 4911705