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Neue Erkenntnisse zu den Wölfen in der Sächsischen Schweiz

Erst im letzten Jahr wurde ein Wolfspaar im Revier Stolpen-Hohnstein bestätigt. Doch offenbar ist es verschwunden. Nur das im Hohwald scheint noch zu existieren.

Von Anja Weber
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Während der Wolf in den Nachbarlandkreisen für Aufregung sorgt, ist es in der Sächsischen Schweiz ziemlich ruhig.
Während der Wolf in den Nachbarlandkreisen für Aufregung sorgt, ist es in der Sächsischen Schweiz ziemlich ruhig. © dpa/Klaus-Dietmar Gabbert (Archiv)

Der überfahrene Wolf an der Berghausstraße in Neustadt Anfang des Jahres war wohl die letzte Sichtung eines Wolfes überhaupt in der Region. Während sich die Tiere in den Landkreisen Bautzen und Görlitz stark vermehren, scheint die Lage hier vergleichsweise ruhig zu sein. Keine Schafsrisse, kaum noch Knochenfunde im Wald. Noch im November letzten Jahres wurde bestätigt, dass im Revier Stolpen/Hohnstein ein Wolfspaar lebt. Doch wo ist es hin?

Im Jahr 2017 tappte zum ersten Mal ein Wolf bei Stolpen in die Fotofalle einer privaten Wildtierkamera. Im Herbst desselben Jahres wurde ein Wolf bei Helmsdorf überfahren. Damals war unklar, woher der Wolf stammen könnte, da das Wolfspaar erst ab 2018 überwacht wurde. Das zuständige Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) hatte dann Ende letzten Jahres bestätigt, das ein Wolfspaar im Revier Stolpen/Hohnstein sesshaft geworden ist. Jungtiere wurden keine gesichtet.

Wolfspaar aus Stolpen/Hohnstein überfahren?

Während sich die Wolfsrudel in den anderen Gebieten offenbar weiter vermehren, wurde es hier tatsächlich still um das Paar. Dazu kam, dass eine ältere Wölfin Ende des Jahres 2021 bei Stolpen überfahren wurde. Im Februar 2023 wurde dann an der Bushaltestelle an der Berghausstraße in Neustadt ein männlicher Wolf angefahren. Auch dieser starb. Schon damals konnten die Tiere nicht eindeutig Revieren zugewiesen werden. Immerhin können Wölfe an einem Tag zwischen 40 und 50 Kilometer zurücklegen. Damals wurde spekuliert, dass es sich um das Wolfspaar handeln könnte.

Dieses Foto entstand am 30. Oktober 2017. Erstmals tappte da ein Wolf im Raum Stolpen in die Fotofalle.
Dieses Foto entstand am 30. Oktober 2017. Erstmals tappte da ein Wolf im Raum Stolpen in die Fotofalle. © Privatfoto

Jetzt allerdings kommt das Landesamt zu neuen Erkenntnissen. Das Wolfsterritorium Stolpen-Hohnstein konnte in der letzten Auswertung nicht mehr nachgewiesen werden, geht aus dem Bericht des Landesamtes hervor. Zumindest habe man es im sogenannten Monitorringjahr 2022/2023 nicht mehr wahrgenommen.

"Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben jetzt, dass es nicht als eigenes Wolfsvorkommen etabliert war, sondern das Gebiet bereits in den Vorjahren vom Rudel Massenei mitgenutzt wurde", sagt Karin Bernhardt, Sprecherin im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Demnach könnte die überfahrene Wölfin bei Stolpen aus dem Massenei-Rudel stammen und der an der Bushaltestelle in Neustadt angefahrenen Wolf aus dem Hohwald-Rudel. Denn das gibt es nach wie vor, geht aus dem Bericht des Landesamtes hervor. Letzteres war übrigens das erste Rudel, welches in der Sächsischen Schweiz nachgewiesen wurde. Außerdem wandern vereinzelt Wölfe aus dem tschechischen Grenzgebiet in die Region ein. Dort gibt es unter anderem ein Rudel in Kyov, dem Khaatal bei Krásná Lípa (Schön Linde). Ebenso gab es Sichtungen im gesamten Lužické hory (Lausitzer Bergland).

In Sachsen findet übrigens seit 2001 ein fortlaufendes Wolfsmonitoring statt, um die Größe und die Entwicklung des Wolfsvorkommens zu überwachen. Zudem liefert es Informationen zur Biologie und zur Lebensweise der Wölfe. Es wird im Auftrag des Landesamtes vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz und dem LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland durchgeführt.

Die ausführliche Datenauswertung der jährlichen Erhebung könne immer erst im Herbst abgeschlossen werden, wenn alle Untersuchungsergebnisse der im Frühjahr gesammelten Genetikproben vorliegen, so Karin Bernhardt. Durch die neuen Erkenntnisse können sich auch Daten zurückliegender Jahre rückwirkend ändern. Das Monitoringjahr lehnt sich übrigens nicht an das Kalenderjahr an, sondern an das biologische "Wolfsjahr": von der Geburt der Welpen bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Das aktuelle umfasst demnach den Zeitraum vom 1. Mai 2022 bis zum 30. April 2023.