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Böhmische Schweiz: Eine Brücke ins Totholz

Kurz hinter der Grenze bei Schmilka baut der Nationalpark nicht nur den Luchspfad aus, es entsteht auch eine ganz besondere Brücke.

Von Steffen Neumann
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Mitten im abgestorbenen Wald entsteht die Brücke.
Mitten im abgestorbenen Wald entsteht die Brücke. © Steffen Neumann

Die Firma „Hřiště hrou“ aus Turnov (Turnau) ist vor allem auf den Bau von Holzelementen für Spielplätze spezialisiert. Wie ein Spielplatz sieht das, was sie gerade bei Mezní Louka (Rainwiese) baut, aber nicht aus. Mitten im abgestorbenen Wald entsteht eine 25 Meter lange Brücke. Sie ist nur von einer Seite begehbar. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was das hier sein soll“, gesteht einer der Mitarbeiter. Nationalparksprecher Tomáš Salov kann weiterhelfen und gibt bereitwillig Auskunft: „Mit der Brücke gelangt man mitten in einen abgestorbenen Wald und kann von oben beobachten, wie er sich nach der Borkenkäferplage erholt“, so Salov.

Luchs-Lehrpfad wird ergänzt und repariert

Damit hat der Nationalpark aus der Not eine Tugend gemacht. Die 25 Meter lange Brücke aus Robinienholz ist eine Ergänzung des Naturlehrpfades Rysí stezka (Luchspfad). Der Lehrpfad ist beliebt. Er muss aber ohnehin erneuert werden, eben weil Teile durch abgestorbene Bäume, aber auch die Witterung abgenutzt bzw. beschädigt sind. Der Naturlehrpfad wird nun zum pädagogischen Tummelplatz, wo man auch die Folgen der Borkenkäferplage erleben kann. So kann man zum Beispiel wie der Borkenkäfer durch die Baumrinde kriechen. Dieses Element ist schon älter, wurde aber inzwischen erneuert. Außerdem werden auch Wegplatten gelegt. Sie sollen buchstäblich dafür sorgen, dass Wanderer nicht vom Weg abkommen.

Totholz als Geburtshelfer für junge Bäume

Die neue Brücke gibt eine Vorstellung, wie sich der Wald weiterentwickeln wird. Gemäß der Strategie des Nationalparks wird der abgestorbene Wald nicht vom Totholz befreit, sondern es bleibt einfach liegen. „Dadurch sind neue Triebe geschützter“, sagt Sprecher Salov. Schutz bieten die alten Bäume nicht nur vor zu viel Sonne, sie halten auch Tiere ab, die nur allzu gern die jungen Triebe auffressen. „Das ist tatsächlich das Hauptproblem auf Flächen, wo wir aus Sicherheitsgründen die Bäume beräumen mussten“, sagt Tomáš Salov. Junge Bäume brauchen durch den Verbiss viel länger, um zu wachsen bzw. wachsen vor allem in die Breite. Das tote Holz dient zugleich als Nahrung für Insekten.

Fürs Erste sind zwischen den toten Stämmen vereinzelt Fingerhüte zu sehen. Das wird noch zunehmen. Salov verspricht regelrechte Fingerhutfelder. „Die Pflanze gehört zu den ersten, die auf dem abgestorbenen Wald wachsen“, weiß er.

Salov kündigt noch weitere Änderungen am Lehrpfad an. Die Erneuerung einzelner Stationen wird fortgesetzt. Es sind auch noch Neuerungen geplant, allerdings nicht mehr in diesem Jahr.

Neben dem Naturlehrpfad plant der Nationalpark in diesem Jahr auch Arbeiten am Zugang zum Marienfelsen und zur Wilhelminenwand. Dort soll auch das Geländer erneuert werden.