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In Tschechien boomt der Online-Supermarkt

Corona als Beschleuniger: Der Lebensmittel-Versandhändler Rohlik beliefert 500.000 Tschechen - inzwischen ist er auch in Deutschland aktiv.

Von Petra Laurin
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Mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt.
Mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt. © Fabian Sommer/dpa

Für ihre Wochenend-Einkäufe von Lebensmitteln nutzt Lucie eine Handy-App. "Sie spart Zeit und Kraft", sagt die 30-Jährige aus Liberec (Reichenberg). Der Online-Weg sei angenehmer als mit Kinderwagen und Maske zwischen Regalen zu suchen und die Ware dann mehrfach umzuladen, bis sie zu Hause ankomme.

Lucie nutzt dafür den Online-Supermarkt von Rohlik. Über die App kann sie bei Rohlik aus rund 17.000 Lebensmitteln und Drogerieartikeln auswählen, bezahlen mit Kreditkarte oder per Bargeld, im Voraus oder auch erst zwei Wochen später. Geliefert wird täglich bis 21 Uhr. Ab 1.200 Kronen (48 Euro) ist der Transport gratis. Bestellt werden kann ab 500 Kronen (20 Euro), hinzu kommt eine Liefergebühr von 39 Kronen (5 Euro).

"Während des Beginns der Corona-Zeit haben viele zum ersten Mal Lebensmittel online bestellt", berichtet Rohlik-Sprecherin Denisa Morgensteinová. "Damals gab es dringenden Bedarf." Viele Kunden würden den Service weiter regelmäßig nutzen. Die meisten Bestellungen kommen aus Prag. In diesem Jahr erschloss die Firma auch neue Liefergebiete in Mähren und Westböhmen.

Die Firma Rohlik gibt's seit 2014, sie hat ihren Sitz in Prag. Seit Kurzem ist sie unter der Marke Knuspr auch in Deutschland tätig, von München aus. In den nächsten zwei Jahren kommen Frankfurt am Main, Dortmund, Hamburg, Berlin, Essen und Köln dazu. Deutschland ist das vierte Land nach Tschechien (Rohlík.cz), Ungarn (Kifli.hu) und Österreich (gurkerl.at). Das Unternehmen hat 4.700 Mitarbeiter und beliefert 850.000 Kunden, davon rund 500.000 Haushalte in Tschechien.

Rund 9.000 Haushalte nutzen das Angebot in der tschechischen Grenzregion: Der Zuwachs seit Corona beträgt in Liberec 46 Prozent, in Jablonec (Gablonz) sogar 69 Prozent. Auch in Ústí nad Labem (Außig) gibt's bereits über 6.000 Abnehmer.

Die Firma legt viel Wert auf Qualität. Vor allem frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, die Milchprodukte und Backwaren stechen hervor. Viele dieser Produkte stammen von regionalen Erzeugern und sind zu Supermarkt-Preisen erhältlich. "Bei den Deutschen ist die Nachfrage nach Regionalprodukten besonders stark", berichtet Erich Čomor, der den Online-Supermarkt Knuspr als Geschäftsführer in Deutschland leitet. Deutsche Kunden würden sich auch stark dafür interessieren, ob die Firma ökologisch denkt, welche Autos sie nutze und welches Verpackungsmaterial und ob dieses recycelfähig sei.

Rohlik will führender europäischer Anbieter im Online-Lebensmittelhandel werden. Unter der neuen Marke "Sezamo" will Rohlik in der ersten Jahreshälfte 2022 den Lieferdienst auch in Italien und Rumänien etablieren. Später soll Spanien hinzukommen. Der Konzern mit einem Jahresumsatz von 300 Millionen Euro (2020) reagiert mit der Expansion auf die Marktanalysen, die eine steigende Kundennachfrage nach Online-Lebensmittel-Lieferdiensten prognostizieren.