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"Nazis raus": Gedenkkreuz im Isergebirge beschmiert

Das Denkmal für Gefallene im Zweiten Weltkrieg auf der Stephanshöhe ist in Tschechien umstritten. Nun gab's einen Farbanschlag darauf.

Von Petra Laurin
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Das Gedenkkreuz auf dem Aussichtsturm Štěpánka haben Unbekannte mit "Nazis raus" beschmiert.
Das Gedenkkreuz auf dem Aussichtsturm Štěpánka haben Unbekannte mit "Nazis raus" beschmiert. © Milan Drahonovsky

Unbekannte haben in den vergangenen Tagen das Denkmal für im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten beim Aussichtsturm Štěpánka (Stephanshöhe) im Isergebirge mit den Worten "Nazis raus" und "No pasaran" ("Sie werden nicht durchkommen") beschmiert.

"Es handelt sich um einen seltenen Fall von Vandalismus", sagt Radek Drahný, Sprecher der Verwaltung des Nationalparks Riesengebirge dem Nachrichtenportal noviny.cz. "Wir werden versuchen, den Originalzustand so schnell wie möglich wiederherzustellen." Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Behilflich dabei können ihr Kamera-Aufnahmen vom Aussichtsturm sein, die ununterbrochen die Stelle beobachten. Die Bilder fließen in das Infozentrum in Kořenov und von dort weiter auf die Webseite der Gemeinde. Das meldete die Tat auch dem Naturpark.

Das Denkmal ist das einzige seiner Art in Tschechien und angeblich auch das größte weltweit. Das Kreuz ist umgeben von großen Steinen und trägt die Namen jener Gemeinden, in denen die Gefallenen bis zu ihrer Einberufung zur Wehrmacht lebten. Als Vorlage für das Denkmal diente das "Eiserne Kreuz", in dessen Mitte ein Hakenkreuz prangte - das Zeichen der NDSAP, ein Symbol des Dritten Reiches. Die Deutschen errichteten das Denkmal unter dem Aussichtsturm Anfangs Mai 1944, an der Bergscheide zwischen Iser- und Riesengebirge.

Nach dem Kriegsende im Mai 1945 mussten die Deutschen weg. Die neuen Bewohner stürzten das Denkmal den Berg hinunter, wo die Trümmer bis zum Oktober 2011 liegenblieben. Die Mitglieder des Vereins "Jizeran" fanden die Teile, zogen diese hinauf und setzten sie vor zehn Jahren zusammen. Ihrer Meinung nach soll das Kreuz daran erinnern, dass viele der Wehrmachtsoldaten im Isergebirge auf die Welt kamen und auch dort lebten. Jahrelang hat niemand daran Anstoß genommen, zumal die Bundeswehr das Kreuz an sich als Hoheitszeichen weiter nutzt.

Seit 2019 ist das anders. Antifaschisten und andere Kritiker bemühten sich bereits darum, dass das Kreuz verschwindet. Andererseits kommen Menschen hierher, zünden Kerzen an und suchen Versöhnung. "Ob es mal dazu kommt, ist schwer zu sagen", meint Vlastimil Plecháč, einer der Initiatoren des Wiederaufbaus.