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Elbe-Werft in Děčín ist insolvent

Die mehr als 150-jährige Tradition steht vor dem Aus. Zur Wartung kamen auch Elbe-Dampfer und Kreuzfahrtschiffe in die Werft. Noch gibt es aber Hoffnung für den Betrieb.

Von Steffen Neumann
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In der Werft in Děčín wurde auch der Raddampfer Elbe saniert.
In der Werft in Děčín wurde auch der Raddampfer Elbe saniert. © Steffen Neumann

Eine der letzten Elbe-Werften ist zahlungsunfähig. Das Bezirksgericht in Ústí nad Labem (Aussig) stimmte dem Insolvenzantrag von 30 Beschäftigten der Firma České loděnice zu. Die Firma mit Werft im Děčíner Stadtteil Křešice (Krischwitz) schuldet den Beschäftigten über eine Million Kronen (rund 40.000 Euro) ausstehende Gehaltszahlungen.

Damit kamen die Beschäftigten einem Antrag der Firma selbst zuvor. Darin ist von Verbindlichkeiten in Höhe von 60 Millionen Kronen (2,4 Millionen Euro) die Rede. Doch das ist noch nicht alles. Weitere Gläubiger sind aufgefordert sich zu melden. Gleichzeitig hat die Firma bereits eine Vorlage zur Reorganisation der Firma vorbereitet. Der muss der Gläubigerausschuss in der ersten Maihälfte zustimmen.

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Die Probleme der Werft begannen mit der Covid-Pandemie 2020 und verstärkten sich mit steigenden Energiepreisen im Jahr darauf und der allgemein hohen Inflation, die mit der russischen Aggression in der Ukraine noch an Fahrt aufnahm. Dazu kam eine schleppende Zahlungsmoral von Kunden der Werft.

Auch Dampfer und Kreuzfahrtschiffe wurden gewartet

Die Tradition des Schiffbaus in der Werft von Křešice reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. In den letzten Jahren liefen vor allem Schiffsrümpfe für große Güterschiffe vom Stapel, die daraufhin im Schiffsverband nach Hamburg transportiert und dann vor Ort fertig montiert und mit Motoren ausgestattet wurden.

Die Werft übernahm aber auch ungewöhnliche Aufträge wie die Sanierung des nach Tschechien zurückgekehrten Dampfers „Elbe“ und stand auch für die Reparatur und Wartung von Güterschiffen, Kreuzfahrtschiffen, Yachten und Sportbooten. So wurde hier zum Beispiel regelmäßig das Flusskreuzfahrtschiff "Elbe Princesse" gewartet.

Doch Probleme gab es in der jüngeren Vergangenheit wiederholt. Im Jahr 2010 bewegte sich die Werft schon einmal am Rande der Insolvenz, entließ fast alle der damals fast 200 Mitarbeiter. Später trennte sie sich auch von der legendären Elbe-Werft in Ústí-Valtířov, die inzwischen nicht mehr existiert. Rettung brachte erst die Fusion mit der niederländischen Firma VeKa, die über eigene Docks in Mělník verfügte.

Es kamen neue Auftraggeber vor allem in Deutschland und den Niederlanden. 2017 verkaufte VeKa die Werft an die Armenierin Gayane Gukasyan. Die Auftragslage verbesserte sich. Noch 2020 plante die Werft Investitionen, aber der Fachkräftemangel bremste sie bei der Übernahme weiterer Aufträge aus. Im Jahr 2023 waren die Umsätze von 200 Millionen Kronen auf nur 20 Millionen gesunken.

Dauerproblem: Niedrigwasser der Elbe

Ein dauerhaftes Problem für die Werft war auch die unsichere Schiffbarkeit der Elbe. In manchen Jahren dauerte es Monate, bis fertige Schiffe zu den Auftraggebern in die Niederlande oder nach Deutschland transportiert werden konnten. Die Zukunft der Werft liegt nun in den Händen der Gläubiger. Stimmt eine Mehrheit von ihnen im Mai der Restrukturierung zu, kann es mit dem Schiffsbau in Děčín weitergehen. Lehnen sie den vorgelegten Plan ab, dürfte das Ende der 150-jährigen Geschichte des Schiffbaus in Děčín nicht mehr zu verhindern sein.