Hier gibt's die Geheimtipps in Nordböhmen

Von Arndt Bretschneider
„Es gibt kaum einen Berg und seine Wiesenhänge, die derart schöne Aussichten bieten.“ Lutze schwärmt vom reichlich 500 Meter hohen Berg Støíbrník (Silberstein), südöstlich von Jablonné v Podještìdí (Deutsch Gabel) in Tschechien. Auf seinem Internetblog „Lutzes Welt“ schreibt er aber auch: „Schon seltsam, dass man hier immer alleine ist.“
Es scheint so, als sei der Silberstein, auf dem auch der Steinadler einen Nistplatz haben soll, ein Geheimtipp. Im neuen Reisebuch „Entdeckungen in Nordböhmen“ von Björn Ehrlich und Mathias Scholz wird eine Wanderung dorthin nun empfohlen. So wie zahlreiche andere Ecken und Flecken in Nordböhmen, das in Tschechien Severní Èechy heißt. Erschienen ist das Buch im Oberlausitzer Verlag. Die Autoren, beide Oberlausitzer, wollen die Leser gar nicht weit weglocken. Sie begnügen sich auf ganz besondere Weise mit einem lohnenswerten, teilweise in Vergessenheit geratenen Wanderrevier unmittelbar vor unseren Haustüren.
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Es bietet ganzjährig Naturerlebnisse. Dabei geht es weniger um Städte-, Museen- oder Wirtshausempfehlungen, sondern um Sandsteinlabyrinthe in Tälern, groteske Basaltformationen auf Bergen, um Blumengärten vor schmucken Umgebindehäusern, Waldfluren, Teiche oder Bäche mit Wasserfällen. Man kann vermuten, dass viele Leser weder die Wege noch die abgeschiedenen Dörfer mit ihren historischen Reichtümern kennen.
Die Füße und das Schuhwerk möchten allerdings gut „in Schuss“ sein, sonst können die vorgeschlagenen, durchschnittlich siebzehn Kilometer langen Rundwanderungen kaum absolviert werden. Aber man kann sie ja abkürzen und an die eigenen Konditionen jederzeit anpassen. Das Erklimmen von einem oder gar mehreren Berggipfeln, zumeist unter 600 Metern Höhe, gehört fast zu jeder empfohlenen Wanderroute. Die Fernsicht von dort oben entschädigt oft jede Anstrengung, denn die Sicht wurde von den Routenplanern mit viel Bedacht ausgewählt. Das heutige Aussehen Nordböhmens wird einfühlsam mit der Landschaft vor mehr als 100 Jahren verglichen.
Zählt man alle Wandervorschläge zusammen, auch die auf den Spuren bekannter Wanderburschen nachgewanderten Etappen, werden im Buch über zweihundert angeboten. Wunderbar kenntnisreich beschrieben und bebildert, stellt man schon beim Durchblättern fest, dass (fast) alle jeweils an einem Tag machbar sind, das geeignete Verkehrsmittel vorausgesetzt. Zu den (Wieder-)Entdeckungen gehören unter anderem Hinternessel (Zadní Nezly) – eine imposante Landschaft mit Resten der einstmals größten Burganlage ganz Böhmens auf dem Kelchberg. Oder auch die Daubaer Schweiz mit dem Planeyer Grund (Planý důl), das ist einer der schönsten Steige dort.
Wer sich hineinvertieft, erkennt rechts und links des (manchmal nicht mehr) vorhandenen Wanderpfades Überbleibsel aus längst vergangener Zeit. Hier liegt auch der Grund, weshalb die alten deutschen Bezeichnungen zielführend gewählt wurden. Mag sein, dass die tschechischen sowohl auf aktuellem Kartenmaterial als auch auf Hinweisschildern vor allem beim praktischen Suchen hilfreich sind. Sie sind auf allen Einzelkarten und am Schluss des Reisebuches berücksichtigt worden.
„Entdeckungen in Nordböhmen“, Oberlausitzer Verlag in Dittelsdorf, 34,95 Euro, ISBN: 978-3-946795-52-0