SZ + Zittau
Merken

Krabat-Autor Preußler war Liberecer - doch in seiner Heimatstadt kennt man ihn kaum

Zum 100. Geburtstag von Otfried Preußler will seine Geburtsstadt Liberec dafür sorgen, dass der Kinderbuch-Autor bekannter wird. Unter anderem mit einer zweisprachigen Ausstellung.

Von Petra Laurin
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Geburtshaus Preußlers in Liberec, oberhalb der Talsperre, ist noch immer ein Wohnhaus.
Das Geburtshaus Preußlers in Liberec, oberhalb der Talsperre, ist noch immer ein Wohnhaus. © Anna Knechtel

„Die kleine Hexe“ kennt zwar fast jedes tschechische Kind. Aber dass ihr „Erfinder“ ein Reichenberger war, ist auch für hochschulgebildete Menschen eine große Überraschung. „Was? Das habe ich nicht geahnt, es war doch ein Deutscher ...“, wundern sie sich.

Nun wird Leben und Werk von Otfried Preußler in einer Ausstellung vorgestellt. Anlass ist der 100. Geburtstag des berühmten Kinderbuchautors. Er war am 20. Oktober 1923 im damaligen Reichenberg, heute Liberec in Tschechien, zur Welt gekommen.

Die Schau ist in der neuen Galerie Johann zu sehen, die sich im vor Kurzem renovierten Liebieg-Palais befindet. Auch eine dreitägige wissenschaftliche Konferenz in der Wissenschaftlichen Bezirksbibliothek soll es zu ihm geben. Die Tagung mit breitem kulturhistorischen Kontext findet vom 19. bis 21. Oktober statt. Die Bibliothek plant auch Wanderungen zu Orten, die für Preußler wichtig waren.

Die zweisprachige, deutsch-tschechische, Ausstellung mit dem Motto „Ein bisschen Magier bin ich schon ... Otfried Preußlers Erzählwelten“, entstand in Kooperation von Vereinen und Museen. Um die Präsentation in Preußlers Heimat kümmerte sich der Liberecer Verein der Deutschen in Nordböhmen. „Als ein Untertitel der Schau müssen wir einführen, dass Preußler der Autor von „Die kleine Hexe“ ist“, sagt Helena Hospodáøová, Spezialistin für Freizeit-, Kultur- und Bildungsprojekte im Palais, der zur Zusammenarbeit der Vereine dient.

Der Titel der Ausstellung „Ein bisschen Magier bin ich schon ...“, greift Worte auf, mit denen Preußler seine Arbeit als Schriftsteller beschrieben hat. Für seine Werke, die bis heute weltweit Kinder und Erwachsene verzaubern, fand er Themen und Figuren in seiner nordböhmischen Heimat, dem Isergebirge, in Geschichten, die ihm Vater und Oma Dora erzählten, oder die er selber sammelte. Er schrieb 32 Bücher. 2010 wurde Otfried Preußler mit dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Liberec hat ihm bis jetzt keine Anerkennung gezeigt.

Preußler, einer der bedeutendsten Kinder- und Jugendbuchautoren, ist am 18. Februar 2013 im Alter von 89 Jahren im bayerischen Prien am Chiemsee gestorben. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Gründung der Technischen Universität Liberec (2013) hatte ihn der wissenschaftliche Rat der Fakultät für Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und Pädagogik für die Erteilung des Ehrendoktor-Titels nominiert. Doch Preußler starb.

Nach schriftstellerischen Anfängen in seiner Jugend hatte Preußler 1956 seinen ersten großen Bucherfolg mit „Der kleine Wassermann“, basierend auf Sagen seiner böhmischen Heimat. Eine sorbische Sage verarbeitete der Autor in seinem Buch über den Zauberlehrling Krabat. Oft aber seien Preußlers Bücher eine Hommage an seine böhmische Heimat gewesen.

Die Ausstellung ist eine Wanderschau. Sie kann an weiteren Orten in Tschechien und in Deutschland gezeigt werden, wie Zuzana Jürgens, Geschäftsführerin des mitwirkenden Adalbert-Stifter-Vereins, sagt. Der Liberec Verein der Deutschen, mit dem Preußler nach der Wende in Kontakt war, möchte sich nun für eine dauerhafte Erinnerung an Preußler einsetzen – zum Beispiel durch eine Gedenktafel.

  • Ausstellung: 18. 10. bis 30. 11. 2023,: Galerie Johann, Liebieg-Palais, U Tiskárny 81/1, Liberec 5, geöffnet ist Dienstag bis Sonnabend, 10 bis 17 Uhr.