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Bahn verhandelt mit Liberec über Verkauf der Jeschken-Seilbahn

Nach dem tödlichen Unfall im Herbst 2021 suchte die Bahn als Betreiber Partner, wurde aber nicht fündig. Nun scheint einem Verkauf nichts mehr im Wege zu stehen.

Von Petra Laurin
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Der tödliche Unfall passierte im Herbst 2021.
Der tödliche Unfall passierte im Herbst 2021. © Feuerwehr Liberec

Die Stadt Liberec hat der tschechischen Bahn ein Angebot gemacht, Grundstücke, vorhandene Technik und andere Gebäude der Seilbahn auf dem Jeschken zu kaufen, die seit einem tödlichen Unfall im Herbst 2021 stillsteht. "Wir werden so lange über die Übernahme verhandeln, bis wir uns einigen", sagt Bürgermeister Jaroslav Zámečník. Nach seinen früheren Aussagen kosten Grundstücke und Gebäude ungefähr 50 Millionen Kronen (zwei Millionen Euro), der Ausbau der Seilbahn könnte zwischen 250 und 300 Millionen Kronen (10 bis 12 Millionen Euro) betragen.

Zámečník schätzt, dass die Verhandlungen bis sechs Monate dauern könnten. Das bedeutet, dass die Entscheidung schon eine neue Stadtverwaltung in den Händen hat. Der Grund: Im September sind Kommunalwahlen. Anfang 2023 möchte die Stadt auch die Formalitäten vorbereitet haben, für den Ausbau der Seilbahn bis zur letzten Straßenbahn-Haltestelle in Liberec. "Wir werden einen Partner suchen, der die Seilbahn erneuert und betreiben wird", so der Bürgermeister. Bereitschaft sich zu beteiligen, bestätigten die Region Liberec sowie der Betreiber des Skigebietes Tatry Mountain Resorts (TMR).

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Auf eine technische Lösung konnte sich noch nicht geeinigt werden. "Die beste Variante muss auch den Anforderungen der Umwelt und des Denkmalschutzes entsprechen", so Hauptmann Martin Půta. Das bedeutet, dass auch noch in der nächsten Sommersaison die Touristen mit Bussen auf den Gipfel gebracht werden. Stadt und Region wünschen sich aber eine schnelle Lösung, weil jede Verzögerung auch Kosten verursacht.

Die Seilbahn ist seit 31. Oktober 2021 außer Betrieb. Damals stürzte eine Kabine auf dem Weg von der Berg- zur Talstation ab. Bei dem Unfall kam ein Mitarbeiter ums Leben. Er war in der für 35 Personen ausgelegten Kabine alleine unterwegs. Den 13 Passagieren in der zweiten Kabine passierte glücklicherweise nichts. Sie blieb 15 Meter über dem Boden auf dem Seil hängen, weil der Schaffner die Notbremse zog. Einsatzkräfte retteten die Passagiere über Höhenleitern. Der Absturz passierte nur einen Tag, bevor die Seilbahn wegen einer technischen Inspektion vorübergehend stillgelegt werden sollte. Zudem gab es regelmäßige Kontrollen, um Verschleißerscheinungen und Schäden frühzeitig erkennen und beseitigen zu können.

Die Firma Franz Wiesner hat die Seilbahn zwischen 1932 und 1933 am Rand der nordböhmischen Metropole gebaut. Von 1971 bis 1975 wurde sie umfassend rekonstruiert. In einer Kabine können bis zu 35 Personen mitfahren. Diese erreicht ein Tempo von 36 Kilometern pro Stunde. Die Trasse zum Jeschken ist 1.188 Meter lang. Die untere Station liegt 600 Meter über dem Meeresspiegel, die obere 400 Meter darüber. Am höchsten Punkt schweben die Kabinen 30 Meter über der Erde. Eine Fahrt dauert vier Minuten. Das heißt, pro Stunde transportiert die Bahn bis zu 1.050 Personen. Das Unglück im Herbst 2021 war das erste der Zweikabinenseilbahn. Die Polizei ermittelt noch wegen des Verdachts der allgemeinen Fahrlässigkeit.

Seit dem hatte die tschechische Bahn als Betreiber nach Partnern für einen Neubau gesucht, war aber nicht fündig geworden.