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Sind Tschechen glücklicher als Deutsche?

Im aktuellen Weltglücksbericht landet Sachsens Nachbarland vor Deutschland. Wenn sich die Berichtsersteller da mal nicht irren, schreibt unser Korrespondent aus Tschechien.

Von Hans-Jörg Schmidt
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Die Karlsbrücke in Prag: Auch hier schlendern nicht nur überaus glückliche Menschen entlang.
Die Karlsbrücke in Prag: Auch hier schlendern nicht nur überaus glückliche Menschen entlang. © Czech Tourism/Libor Sváček

Prag. Darf ich Ihnen, meinen lieben deutschen Lesern, mein Mitgefühl ausdrücken? Nein, ich habe nicht die Staatsbürgerschaft gewechselt, bin auch immer noch Deutscher. Aber eben heimlich auch ein bisschen Tscheche. Als der konnte ich jetzt mit Stolz feststellen: meine Tschechen haben die Deutschen mal wieder überholt. Diesmal in der Disziplin Glücklichsein. Die Deutschen purzelten im Weltglücksbericht 2024 von Platz 16 auf Platz 24. Die Tschechen behaupteten dagegen zum dritten Mal hintereinander Rang 18.

Spaß beiseite. Wir sind uns sicher einig, dass man diesen famosen Bericht nicht so irre ernst nehmen muss. Meine Tschechen unterscheiden sich beim Glücklichsein von den Deutschen nach meiner Überzeugung nur um Nuancen. Beide Völker meckern ständig, obwohl es gar nicht so viele Gründe dafür gibt.

So wie es 80 Millionen Fußball-Nationaltrainer in Deutschland gibt, haben die Tschechen 10 Millionen Nationaltrainer im Eishockey. Tschechen wie Deutsche lassen nichts auf die Familie kommen, lieben ihr Auto, mögen Hausmannskost, spülen ebenso gern mit einem Bierchen nach und bekämpfen den Bauch am liebsten mit Gartenarbeit. Glücklicher als die Deutschen fühlen sich die Tschechen mit Sicherheit nicht. Sie pflegen immer noch einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber den größeren Nachbarn und beneiden sie um den Vorsprung beim Einkommen.

Bei den jungen Leuten hat Tschechien einen Satz nach vorn gemacht, liegt unter den ersten zehn der Rangliste. Und vor allem weit vor allen anderen postkommunistischen Ländern. Anders als die hat Tschechien unter anderem nicht annähernd so ein Problem mit der Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen.

Andererseits gelten Tschechen ohnehin seit ewig als „Nesthocker“, die gern schon mal im Nachbarort Heimweh bekommen. Ein tschechischer Kollege meinte den Grund für die Zufriedenheit der jungen Tschechen darin gefunden zu haben, dass sie in ihrem Heimatland vergleichsweise problemlosen Zugang zu leichten Drogen haben. Wenn das stimmt, könnten die jungen Deutschen mit der Cannabis-Legalisierung die jungen Tschechen beim Glücklichsein bald einholen. Wenn die Regelung nicht wieder gekippt wird.