Tschechien: Edmundklamm bleibt länger geschlossen

Stück für Stück bewegen sich die Mitarbeiter der Spezialfirma Richtung Prebischtor (Pravčická brána). Mit Seilen gesichert fällen die für Höhenarbeit zertifizierten Spezialisten Bäume auf den Felsen, von denen Gefahr für Besucher des berühmten Felsengebildes droht. Gefällt wird immer in der Woche.
Von Freitag bis Sonntag dann ist der Weg frei für Touristen, die das Prebischtor besuchen, das derzeit auch nur an diesen drei Tagen geöffnet ist. „Deshalb wird am Donnerstag gar nicht mehr gefällt. An dem Tag räumt die Firma alle Stämme und Teile weg, die bei den Baumfällungen auf den Weg gefallen sind, damit der Weg rechtzeitig wieder frei ist“, erklärt Nationalparksprecher Tomáš Salov.
Hřensko erwartet Einbußen wegen Sperrung
An diesem Wochentag kommt bei nasskaltem und nebligem Wetter nur ein einzelner deutscher Wanderer vorbei. „Aber sobald die Sonne scheint, ist hier großer Auflauf, auch jetzt in der kalten Jahreszeit“, weiß Salov zu berichten. Am Abzweig „Tři prameny“ (Drei Quellen), wo von Hřensko (Herrnskretschen) kommend der Wanderweg hoch zum Prebischtor beginnt, hat sich deshalb ein Nationalparkranger aufgestellt. Stände er nicht hier, würden nicht wenige Wanderer trotz Absperrung einfach durchgehen, weiß man bei der Nationalparkverwaltung.
„Zu Jahresbeginn mussten wir die Arbeiten für fast drei Wochen unterbrechen, weil eine entwurzelte Buche einen Felsen gelockert hatte“, sagt Salov. Dafür rückte eine andere Spezialfirma an, die den lockeren Block gezielt zerkleinerte und zum Absturz brachte. Auch bei starkem Wind oder Regen ist das Baumfällen unmöglich. Die Felsen wären zu glatt, die Arbeit auf und an ihnen zu gefährlich.

Deshalb geht Salov davon aus, dass die Arbeiten länger als gedacht noch bis Ende März dauern werden. Das wäre eine Punktlandung für den traditionellen Beginn der neuen Tourismussaison. Das ist aber schon die einzige gute Nachricht, wenn es um die Beseitigung der Schäden nach dem Waldbrand im vergangenen Sommer geht. Denn auch da dauert alles länger als gedacht, weshalb die Nationalparkverwaltung nun angekündigt hat, dass der Gabrielensteig im Abschnitt Mezní Louka (Rainwiese) bis Prebischtor in diesem Jahr noch geschlossen bleiben muss. Das Gleiche empfiehlt sie für die Kahnfahrten in der Edmundklamm.
Die Besucher seien durch herabstürzende Bäume oder Felsenteile bedroht. Die endgültige Entscheidung treffe zwar die Gemeinde Hřensko als Eigentümerin der Klamm, aber der Nationalpark rät von einer Eröffnung dringend ab. Ähnlich wie an den Felsen auf dem Weg zum Prebischtor müssen Geologen zuerst die Felsen untersuchen. Danach besteht Klarheit über ihren Zustand. Sodann müssen gefährliche Bäume gefällt und lockere Steine beseitigt werden. „Das ist aber in der Edmundschlucht um ein Vielfaches aufwendiger als hier am Prebischtor“, erklärt Salov den Zeitverzug.
Um das zu unterstreichen, führt er den Hang am oberen Parkplatz in Hřensko hinauf. Ursprünglicher Anlass ist ein umgekippter Baum, der dabei einen Felsblock gelöst hat. Dieser hat die Mauer am Wanderweg beschädigt und liegt nun oberhalb des Parkplatzes. Am Hang über dem Parkplatz sind wie überall um Hřensko Fangnetze aus Stahl angebracht, doch jener Baum stand vor den Netzen. Oberhalb der Netze bietet sich ein schlimmes Bild. Überall liegen umgekippte Bäume. Einige sind auch verkohlt. „Ein großes Problem waren die Bodenfeuer. Durch die fehlende Bodenschicht haben sich Steine gelöst, die hier in den Netzen gelandet sind“, sagt Salov und hebt einen größeren Brocken hoch. Da, wo sich keine Netze befinden, wie am Gabrielensteig droht also auch Gefahr von solchen Steinen.

Vor allem ist der Hang schwer begehbar, erst recht jetzt, in der feuchten Jahreszeit. „Es stehen auch weniger Bäume, an denen man sich sichern könnte“, so Salov weiter. Das ist ein Grund, warum die Geologen ihre Arbeit über den Winter unterbrochen haben. Während man sich hier wenn auch schlecht noch am Hang bewegen kann, ist das in der Edmundschlucht unmöglich. Dort reichen die steilen Felsen teils bis ins Wasser. Dazu kommen Absätze auf halber Höhe, zu denen man sich abseilen muss, um sie zu untersuchen.
Für die Gemeinde Hřensko ist die Nachricht ein harter Schlag. Anfangs hatte es noch danach ausgesehen, dass die Klamm zum regulären Termin zu Karfreitag wieder in Betrieb geht.Bürgermeister Zdeněk Pánek fürchtet hohe Einnahmenausfälle. Wegen der fehlenden Sicherheit konnte die Gemeinde bis heute nicht die Schäden in den Klammen reparieren. Eine geschlossene Edmundklamm und die Sperrung des Gabrielensteigs haben aber Auswirkungen auf den Tourismus im gesamten Nationalpark. „Die Edmundklamm gehört mit dem Prebischtor zu den größten Attraktionen. Auch jene Touristen, die länger bleiben und andere Teile des Nationalparks besuchen, kommen vor allem wegen ihnen zu uns“, sagt Jan Šmíd, Geschäftsführer des Tourismusverbands.
Wilde Klamm ist ab Ostern offen
Allein die Edmundklamm besuchen jährlich über 300.000 Touristen, also rund ein Drittel der Besucherzahlen im ganzen Nationalpark. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass die Nationalparkverwaltung die Öffnung der Wilden Klamm ab Ostern zusichern kann. Weiterhin bleibt nämlich wegen der Borkenkäferschäden nur die untere Bootsanlegestelle geöffnet. Und die ist nur über den Weg von Mezná (Stimmersdorf) sowie Hájenka bei Růžová (Rosendorf) erreichbar.
„Diese Wege sind steil. Die Wilde Klamm ist auch ohne diese Einschränkung längst nicht so gut besucht, wie die Edmundklamm“, hält Bürgermeister Pánek eine Kompensation des Ausfalls in der Edmundklamm für unmöglich.Sowohl Pánek als auch Šmíd fordern alle Anstrengungen, um eine baldige Eröffnung der wichtigen Wanderwege zu ermöglichen, notfalls auch mit ausländischer Hilfe. Vorerst verhandeln alle Seiten über Alternativrouten und mehr Busse im Regionalverkehr. Aber das löst nicht das Hauptproblem, bleibt Šmíd skeptisch.