Dresden
Merken

Überladene Hebebühne

SZ-Redakteurin Birgit Grimm hadert mit dem „Denkmal des permanenten Neuanfangs“.

 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
© Ronald Bonss / Robert Michael

Selten ist ein Kunstwerk in so kurzer Zeit so oft beschrieben worden wie das "Denkmal für den permanenten Neuanfang" von Heike Mutter und Ulrich Genth auf dem Dresdner Neumarkt. Dafür hat es umso länger gedauert, bis die Arbeit realisiert wurde. 2011 hatte eine Jury entschieden, dass dieses Kunstwerk aufgestellt wird, und die Hamburger Künstler haben losgelegt, sich in Dresden umgeschaut, Genehmigungen eingeholt, den Unfallschutz berücksichtigt. Wozu? Dafür, dass das Objekt nun verloren herumsteht, als hätten die Bauarbeiter von nebenan vergessen, eine überladene Hebebühne wegzufahren?!

Spillriges rosa Gestell im Netz kontra wuchtigen Sockel, auf dem Martin Luther steht wie ein Fels in der Brandung. Na und? Die Proportionen des „Neuanfangs“ taugen nicht einmal als ironischer Kommentar. Und die Zitate aus der Dresdner Geschichte? Übergroß grüßt der Verschnitt einer Elfenbeinkugel aus dem Grünen Gewölbe, die im Original filigran und zart die Besucher des Dresdner Schlosses staunen lässt. Der Arm der armen Trümmerfrau hämmert darauf herum. Warum nur, wieso denn bloß? Und die Schleier vom Mozartbrunnen schaut man sich besser im Original an. 

Wenn dieses Kunstobjekt es schaffen würde, dass die Dresdner und ihre Gäste sich auf den Weg machten zu den Originalen, dann wäre das prima. Aber diese Größe fehlt dem „Neuanfang“. Leider. Was da in etwa sieben Metern Höhe über den Köpfen der Leute auf dem Neumarkt thront, lohnt die Aufregung nicht. Es ist absolut harmlos, eine Spielerei im Vergleich zu den drei hochkant stehenden Bussen, dem „Monument“ von Manaf Halbouni.

Mail an SZ-Redakteurin Birgit Grimm