Politik
Merken

Ukraine-Krieg: Russischer Kommandeur widerspricht Moskauer Erfolgsmeldung

Russland meldet, einen ukrainischen Vorstoß verhindert zu haben. Das sieht ein russischer Kommandant vor Ort ganz anders und schreibt es auch so in sozialen Medien.

 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone in der Region Donezk im Osten des Landes auf russische Stellungen ab.
Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone in der Region Donezk im Osten des Landes auf russische Stellungen ab. © Libkos/AP/dpa

Donezk. Der russische Feldkommandeur Alexander Chodakowski hat Moskauer Erfolgsmeldungen über das Scheitern einer ukrainischen Großoffensive im Donbass widersprochen. Bisher werde der Feind "von Erfolg begleitet", schrieb Chodakowski am Montag auf seinem Telegram-Kanal. Seiner Darstellung nach handelt es sich bei den Angriffen westlich von Wuhledar um eine begrenzte taktische Operation der Ukrainer. Chodakowski leitete seit 2014 die Brigade "Wostok" der Separatisten im Donbass-Gebiet. Seine Einheiten wurden nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine in die russische Nationalgarde eingegliedert.

Zunächst hätten die ukrainischen Truppen den Eindruck erweckt, den Druck auf den Frontabschnitt Welika Nowosilka zu verstärken, wo ihnen Sonntag bereits ein Durchbruch gelungen sei. Währenddessen sei ein Stoßtrupp fast unbemerkt weiter östlich bei der Ortschaft Nowodonezke vorgedrungen. "Traditionell den Funkverkehr störend, ist es dem Feind gelungen, uns in eine schwierige Lage zu bringen", schrieb Chodakowski. Die Lage sei im Fluss.

In der Nacht zum Montag hatte Russland Armeesprecher Igor Konaschenkow erklärt, Moskau sei es gelungen, eine ukrainische Großoffensive im südlichen Teil des Gebietes Donezk zu vereiteln. "Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war", teilte der Sprecher laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag mit. Der Feind sei mit seiner Mission gescheitert. Die mutmaßliche Offensive habe am Sonntagmorgen an fünf Frontabschnitten begonnen, hieß es weiter. Die ukrainischen Streitkräfte hätten mehr als 250 Soldaten verloren.

Von Kiewer Seite wurden diese Berichte nicht bestätigt. Der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs vermerkt am Montag keine besonderen Aktivitäten in der Region. Dort hieß es lediglich, dass Wuhledar und die anliegenden Ortschaften von russischer Seite beschossen worden seien.

In seiner abendlichen Ansprache am Sonntag hatte der ukrainische Präsident nichts vom Beginn einer Offensive erwähnt. Selenskyj hatte mitgeteilt, seit Beginn des russischen Angriffskriegs seien mindestens 485 Kinder getötet worden. Dabei handle es sich ausschließlich um Opfer, deren Daten offiziell erfasst worden seien. In Wirklichkeit liege die Zahl deutlich höher. (dpa)