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Unstrut-Winzer wollen Sachsens Weinbauverband stärken

Die Freyburger könnten ihren Meißner Kollegen helfen, den sächsischen Wein besser zu schützen.

Von Peter Anderson
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Winzer aus der dem Landkreis Meißen und der Saale-Unstrut-Region könnten künftig intensiver zusammenarbeiten.
Winzer aus der dem Landkreis Meißen und der Saale-Unstrut-Region könnten künftig intensiver zusammenarbeiten. © Symbolfoto: Archiv/Hübschmann

Naumburg/Meißen. Hier wird niemand scheel angesehen, nur weil er 11 Uhr schon ein Weinglas in der Hand hält. Im Sporthotel Euroville auf den Höhen über Naumburg haben sich an diesem Sonnabend die Winzer aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut zum Mitteldeutschen Weinbautag des hiesigen Weinbauverbandes versammelt. In dichten Trauben umlagern sie die Stände, wo Spezialhersteller Befestigungssysteme für Reben anbieten oder für Pflanzenschutzmittel werben. Es wird gefachsimpelt und geplauscht.

Nicht wenige hier sind Mitglieder der Winzervereinigung Freyburg. Diese hält ebenfalls noch in diesem Monat ihre Generalversammlung ab. Dort soll die Satzung der Genossenschaft geändert werden. Das Thema beschäftigt an diesem Vormittag auch die Gemüter in Naumburg. Ziel ist es, der letztes Jahr neu gegründeten Weinbaugesellschaft Meißen den Beitritt zur Winzervereinigung zu gestatten. Die Sache wird konträr diskutiert. Die Mittel der Genossenschaft würden unnötig für ein Abenteuer in Sachsen aufs Spiel gesetzt, sagen die Einen. Von einem U-Boot, das mit Hilfe höherer Traubengelder die Meißner Winzergenossenschaft unterwandern soll, sprechen Andere.

Eine Million Liter weniger

Die Freyburger Führungsetage hält dagegen: Statt 5,5 Millionen Liter wie 2017 seien von der Lese 2018 nur 4,5 Millionen Liter Wein zu erwarten. Der Einzelhandel, über den die Winzervereinigung einen Großteil ihrer Weine vertreibt, reagiert auf schwankende Mengen negativ. Andere Produzenten könnten in die Lücke springen. „Wir müssen expandieren, um solche schlechten Jahrgänge ausgleichen zu können“, argumentiert Genossenschaftschef Hans Albrecht Zieger. Er ist gleichzeitig Gesellschafter der Weinbaugesellschaft Meißen. Diese bewirtschaftet rund 40 Hektar in Sachsen, welche zuvor vom Staatsweingut Schloss Wackerbarth und Sachsens größtem Privatweingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe genutzt wurden.

Stellt sich die Frage, wie sich der Weinbauverband Saale-Unstrut verhält, sollte die Winzervereinigung Freyburg künftig ein sächsisches Weingut umfassen. Expandiert dann auch der Weinbauverband ins Elbtal und macht seinem sächsischen Partnerverband Konkurrenz? Diese Frage habe er erwartet sagt Hans Albrecht Zieger und winkt ab. Das Gegenteil sei geplant, sagt der Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg. Wenn die Mitglieder den Beitritt der Weinbaugesellschaft Meißen erlauben, solle diese dem sächsischen Weinbauverband beitreten. „Uns ist daran gelegen, diesen zu stärken“, sagt Zieger. Seiner Ansicht nach sollten möglichst alle Winzer in dem Verbreitungsgebiet dem Verband angehören. Je breiter die Basis, um so stärker die Einflussmöglichkeiten auf die Politik. Ähnlich argumentiert der Präsident des Weinbauverbandes Saale-Unstrut Siegfried Boy. Er habe derzeit zwar freie Kapazitäten, da er seinem eigentlichen Job als Vorstand der Agrargenossenschaft Gleina, dem größten Traubenerzeuger in Sachsen-Anhalt, aufgrund juristischer Querelen nicht nachgehen könne. Trotzdem hege er keine Expansionsabsichten in Richtung Sachsen, stellt Boy klar.

Die Sorgen sind dieselben

Tatsächlich könnte ein durch den Beitritt der Weinbaugesellschaft Meißen zum Weinbauverband Sachsen verstärkter Wissensaustausch für beide Seiten von Vorteil sein. Das zeigen nicht zuletzt die Ergebnisse und Diskussionen auf dem Mitteldeutschen Weinbautag. Dort wurden unter anderem sogenannte Schutzgemeinschaften für mitteldeutschen Landwein gegründet. Sie sollen verhindern helfen, dass Wein zum Beispiel plötzlich in der Magdeburger Börde angebaut wird und Billigangebote den Markt kaputt machen. Aufgabe der Schutzgemeinschaften ist es, klare Vorgaben und Kriterien zu benennen, die Saale-Unstrut-Weine zu erfüllen haben. Sachsens Winzer stehen vor der gleichen Herausforderung.

Ein weiteres Feld, auf dem beide Weinanbaugebiete viel gemeinsam haben, ist der Klimawandel. Die Winzer an Saale und Unstrut haben eigenen Angaben zufolge im Jahresvergleich 2017 zu 2018 rund 20 Prozent der Lesemenge durch die Trockenheit des vergangenen Jahres eingebüßt. „Mit diesem Problem werden wir künftig wohl häufiger zu tun haben“, sagt Hans Albrecht Zieger. In gefährdeten Lagen sollte daran gegangen werden, mit Tröpfchenbewässerung gegen den Mangel vorzugehen. Ähnliche Überlegungen werden in Sachsen angestellt.