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Von einer Luftnummer zum Verkaufsschlager

Mit der Fummel haben sich Ziegers ein Alleinstellungs- merkmal geschaffen.

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Einige Schritte bei der Herstellung der Fummel sind ein Familiengeheimnis von Astrid Zieger (Foto) und ihrem Mann, Konditoreichef Uwe Zieger.
Einige Schritte bei der Herstellung der Fummel sind ein Familiengeheimnis von Astrid Zieger (Foto) und ihrem Mann, Konditoreichef Uwe Zieger. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die Meißner Fummel ist seit Juli 2000 in allen Ländern der Europäischen Union eine „geschützte geografische Angabe“ (ggA). Außer in der Herkunftsstadt darf diese Bezeichnung nirgendwo in der EU für ein Gebäck verwendet werden. Das setzt nach der Wende Patentanwältin Sieglinde Zieger aus Meißen-Bohnitzsch im Auftrag von Konditorei und Café Zieger (zufällige Namensgleichheit) durch. 

In fünfjähriger Kleinarbeit. „Die Meißner Fummel war zugleich der erste Fall, der auf Grundlage des neuen deutschen Markengesetzes bearbeitet wurde, und trägt damit in der amtlichen Registratur die Nummer 1“, sagte Sieglinde Zieger im September 2000 gegenüber der SZ.

Einer oft erzählten Anekdote zufolge soll das zerbrechliche Backwerk Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden sein. Sachsens Kurfürst habe es angeblich benutzt, um einen trinkfreudigen Kurier zu disziplinieren.

 Dieser habe die Fummel nach seinen Botenritten stets wieder unversehrt abliefern müssen, sonst wäre es ihm an den Kragen gegangen. Aufgegriffen wird diese Erzählung unter anderem vom alljährlich durch den SV Elbland ausgerichteten Fummellauf, bei dem das Gebäck in der Finalrunde den Staffelstab ersetzt. Nächster Termin für das Laufereignis ist der 10. Mai dieses Jahres.

Mit einer neuen Theorie über die Herkunft der Fummel sorgte vor einem Jahr Kulturwissenschaftler Dr. phil. Hans Sonntag aus Weinböhla für Aufsehen.

 Er stellte die These in den Raum, dass die Fummel Wurzeln in der orientalischen Küche haben könnte, vor allem in der Türkei und Syrien, mit Ausbreitungen bis Indien. So gleiche sie dem ballonartigen Bhatura-Brot, das man in indischen Restaurants bekommt. Auch in der türkischen Küche gibt es ein nahezu identisches, aufgeblähtes Brot. 

Nach Sachsen habe das Gebäck aufgrund der hohen Wertschätzung der orientalischen und türkischen Kultur sowie Lebensweise am sächsischen Hof gefunden. So bewunderte August des Starke die scheinbar uneingeschränkte Macht des Sultans und dessen Prachtentfaltung. (SZ)