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Vorhang auf fürs Papiertheater

Miniaturfans kommen im Wilsdruffer Heimatmuseum auf ihre Kosten. Dort werden 90 Kunstwerke gezeigt.

Von Maik Brückner
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Der Berliner Rüdiger Koch zeigt in Wilsdruff rund 90 Papiertheater. Unter anderem ist auch das Fürsterzimmer von Trentsensky zu sehen. Es entstand in Wien um 1850.
Der Berliner Rüdiger Koch zeigt in Wilsdruff rund 90 Papiertheater. Unter anderem ist auch das Fürsterzimmer von Trentsensky zu sehen. Es entstand in Wien um 1850. © andreas weihs andreas weihs

Das Heimatmuseum Wilsdruff lädt in diesem Jahr zu einer ganz besonderen Weihnachtsausstellung ein. Gezeigt werden Papiertheater, szenisch drapierte Kulissen und originale Bilderbögen.

Konzipiert wurde die Ausstellung „Knallrot, Blitzblau, Donnergrün“ von Rüdiger Koch. Der Berliner ist Diplom-Ingenieur für Theatertechnik und beschäftigt sich seit seinem 15. Lebensjahr in Ausstellungen, Workshops und Vorstellungen mit dem Phänomen Papiertheater. Er befasste sich wissenschaftlich mit der Geschichte dieser Theaterform und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Papiertheater-Forums. Von 2001 bis 2009 war er Technischer Leiter der Schaubude Puppentheater Berlin. Heute spielt Rüdiger Koch eine Form von Bildertheater, das mit traditionellen und modernen Dekorationen Geschichten erzählen möchte.

Seine Leidenschaft zu dieser Form des Theaters wurde beim Besuch einer Ausstellung in einem Museum geweckt. Dort wurden ebenfalls Papiertheater in einer Sonderausstellung ausgestellt. „Das war 1983“, sagt Koch. Fasziniert habe ihn die Miniaturisierung. Gut verstehen könnten das die Fans von Modelleisenbahnen. Beim Papiertheater komme hinzu, das es möglich ist, Vorstellungen zu spielen.

Koch hat inzwischen 100 Papiertheater zusammengetragen. Beim Sammeln geht es ihm nicht um Vollständigkeit, sondern darum, einen guten Querschnitt zeigen zu können. Und davon können sich die Wilsdruffer und ihre Gäste überzeugen. Im Heimatmuseum zeigt Koch etwa 90 Exponate. Darunter sind nicht nur zeitgenössische, sondern auch sehr alte Exponate. Sein ältestes Theater stammt aus dem Jahr 1750. Seine Blütezeit hatte die Papiertheater übrigens im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die industrielle Papierherstellung förderte den Absatz von kleinen farbigen Tischtheatern aus Papier. „Dieses beliebte Spielzeug ließ sich einfach aufstellen und von Jung und Alt bespielen“, sagt Museumsleiterin Angelika Marienfeldt. Die Figuren konnten als Bilderbogen gekauft werden und mussten dann nur noch auf Pappe montiert und ausgeschnitten werden. Auf diese Weise ließ sich das Repertoire schnell und preiswert erweitern. Vor allem zur Advents- und Weihnachtszeit war das Spielzeug oft in den Stuben der Familien zu finden. Und genau das sei der Aufhänger gewesen, Koch zu bitten, einen Teil seiner Sammlung in Wilsdruff zu zeigen. Koch war bereit. Ein Glücksfall fürs Heimatmuseum. Denn der Berliner geht gewöhnlich nur einmal im Jahr mit seinen Exponaten auf Tournee.

In Wilsdruff zeigt er nicht nur Alte und Neue, sondern Kleine und Große. Doch was sind Große? Koch muss schmunzeln. „Früher hätte man gesagt. Große sind so groß wie ein Fernseher.“ Doch so einfach sei das heute nicht mehr. Schließlich werden die Bildschirme immer größer. Deshalb sagt er lieber: Große sind so groß wie ein Röhrenfernseher. Und die Kleinen so groß wie ein Schuhkarton. Ihnen gemein sei, das sie alle in Europa hergestellt wurden. „Das Papiertheater ist ein sehr europäisches Phänomen.“ Obwohl die Blütezeit der Papiertheater längst vorbei ist, werden immer wieder mal neue gebaut. Allerdings längst nicht mehr in den dem Umfang und in solcher Systematik, wie im 19. Jahrhundert.

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-14 Uhr, Freitag 9-15 Uhr und Sonn- und Feiertag 14-18 Uhr