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Was macht eigentlich...?

Fast jeden Tag erzählt die Sächsische Zeitung auf der Dresdner-Seite Geschichten von besonderen Menschen.  Wie ging ihre Geschichte weiter? 

Von Henry Berndt & Nadja Laske
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Hermann Fliegel (l.) und Alexander Bresk haben einen handlichen Mehrweggrill entworfen und erfolgreich verkauft.
Hermann Fliegel (l.) und Alexander Bresk haben einen handlichen Mehrweggrill entworfen und erfolgreich verkauft. © Sven Ellger

Gutes tun – anderen und sich selbst

Marion Hohlfeld schließt ihr Studium als eine der Besten ab.
Marion Hohlfeld schließt ihr Studium als eine der Besten ab. © privat

Mit gerade mal 22 Jahren war Marion Hohlfeld der Tod auf den Fersen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn an ihrem Fuß wuchs ein sehr großer Leberfleck, in dem Ärzte der Uniklinik Dresden ein malignes Melanom, also schwarzen Hautkrebs, erkannten. Für Marion ein großer Schock. Schon als kleines Mädchen war sie sehr krank gewesen, nun musste sie erneut um ihr Leben ringen. Dabei hatte sie so schöne Pläne, wollte als Au-pair in den USA arbeiten. Doch weil sie eine Kämpfernatur ist, zog die gelernte Reisekauffrau alle nötigen Untersuchungen und Behandlungen durch, ließ sich aufwendig operieren und packte im Anschluss die Koffer. Seitdem lebt Marion Hohlfeld in ihrem Traumland USA, studiert inzwischen Radio-Fernsehen-Film-Regie und beginnt im Januar das letzte Semester. An ihrer Uni wurde sie inzwischen für den besten Notendurchschnitt ausgezeichnet. Nebenbei jobbt sie als Nanny und im Fitnessstudio. Außerdem gestaltet Marion vier Stunden pro Woche eine eigene Sendung des Uni-Radios. In tiefer Dankbarkeit für die gute Versorgung an der Dresdner Uniklinik hatte sie im Sommer eine Spendenaktion zugunsten des Krebszentrums ins Leben gerufen. Anlässlich ihres 32. Geburtstages wollte sie 3200 Euro sammeln. Es sind zwar nur 1935 Euro zusammengekommen. Trotzdem: Respekt!


Der Superheld ist jetzt Superpapa

Rocco Zschuppe verwandelt sich in einen High-Tech-Soldaten.
Rocco Zschuppe verwandelt sich in einen High-Tech-Soldaten. © privat

Eigentlich sollte es ja nur ein Faschingsgag werden. Doch aus dieser ersten Superheldenmaske entwickelte sich für Rocco Zschuppe viel mehr. In jahrelanger Handarbeit entwickelte der 31-Jährige einen kompletten Iron-Man-Anzug, mit dem er nun regelmäßig krebskranke Kinder besucht. Im vergangenen Jahr gewann er den Kostüm-Wettbewerb auf der Leipziger Game-Messe „Dreamhack“.

Spontan entschied sich Rocco Zschuppe dazu, gleich noch eine Figur nachzulegen. Diesmal sollte es der eher Insidern bekannte Videospiel-Soldat „Soldier76“ aus dem Videospiel „Overwatch“ sein. Inzwischen ist auch dieses Outfit fertig. In die Haare kommt silbernes Wachs. In dieser Montur wird er 2019 auf die Leipziger Messe zurückkehren – diesmal allerdings nur als Gast. Mehr als gewinnen kann er ja nicht mehr. „Meinen Papa kann ich diesmal auch zu Hause lassen, weil ich mich in diesem Anzug endlich mal allein bewegen kann“, sagt er.

Neue Bastelprojekte wird Rocco Zschuppe so schnell nicht angehen. Vor zwei Monaten hat er seine Freundin geheiratet und am 11. Dezember ist er noch einmal Vater geworden. Nun wird er erst mal zwei Monate zu Hause bleiben. Für die Familie! „Im Hinterkopf habe ich noch ganz viele Projekte, die mich reizen würden“, sagt er. Die bleiben vorerst aber schön in der Schublade.


Neue Märkte für die Schwärmerin

Fanny Schiel startet mit den Marktschwärmern durch.
Fanny Schiel startet mit den Marktschwärmern durch. © Sven Ellger

Fanny Schiel schwärmte für regionale Produkte – und machte sie kurzerhand zu ihrem neuen Beruf. Als Franchise-Nehmerin ist sie für die Marktschwärmerei in Dresden zuständig. Bei diesem Konzept treffen Bauern und andere Produzenten einmal wöchentlich direkt mit ihren Kunden zusammen, nachdem diese zuvor online bestellt haben. Der Start in Friedrichstadt gelang, inzwischen versorgt Fanny Schiel dort jeden Donnerstag im Schnitt 100 Mitglieder mit frischem Brot, Gemüse und Honig. „Jetzt vor Weihnachten hatten wir jede Woche Rekordumsätze“, erzählt sie stolz. Im März eröffnete die 29-Jährige ihren zweiten Standort in Striesen. Die Montessori-Schule „Huckepack“ stellte ihr den nötigen Platz zur Verfügung. „Das ist megagut angelaufen“, freut sie sich. Nach einem kleinen Hitzetief im Sommer ging die Zahl der Bestellungen ab dem Herbst stetig bergauf. Anfang Februar 2019 wird nun sogar eine dritte Schwärmerei dazukommen, diesmal in der Neustadt. Zum Marktplatz avanciert dort ein Hinterhof in der Görlitzer Straße 35. Immer neue Erzeuger gewinnt Fanny dazu. Nur für einige Produkte wie Sahne und Butter sucht sie noch nach geeigneten Lieferanten. Das alles reicht locker für einen Vollzeitjob. Und nebenbei hilft Fanny sogar Marktschwärmer Deutschland, neue Standorte in Mitteldeutschland zu finden.


Neustart nach dem Neustart

Ines Prause ist der Jo-Jo-Falle erfolgreich entgangen.
Ines Prause ist der Jo-Jo-Falle erfolgreich entgangen. © Norbert Millauer

Es gab Zeiten, da wog Ines Prause über 120 Kilogramm. Kummer und Stress hatten sie über Jahre hinweg dick und krank gemacht. Dann ging sie einen drastischen Schritt: Im Februar 2016 wurde ihr ein Magen-Bypass gelegt, durch den das Organ deutlich verkleinert und direkt mit dem Dünndarm verbunden wurde. Dabei war ihr klar: Das würde nicht die Lösung, sondern allenfalls der Anfang einer Lösung sein. Schon lange vor der OP stellte sie ihre Ernährung radikal um, isst seitdem viel Eiweiß und trennt das Essen vom Trinken.

Innerhalb eines Jahres verlor Ines Prause nach der Operation 60 Kilogramm – und halbierte sich damit fast. Drastisch abgenommen haben aber schon viele vor ihr . Die Kunst ist, das Gewicht auch zu halten. „Heute kann ich stolz sagen, dass ich gerade noch immer mein Idealgewicht von 57,6 Kilogramm auf die Waage bringe“, sagt sie nun, weitere zehn Monate später.

In diesem Jahr wagte Ines Prause quasi den Neustart nach dem Neustart: Seit dem Frühjahr hat sie erstmals seit mehr als 15 Jahren wieder einen Job außerhalb ihres heimischen Haushalts. Angestellt ist sie im Wollkontor in Friedrichstadt.

Seit dem SZ-Artikel über sie im Februar fragen sie immer wieder Menschen um Ratschläge für den richtigen Weg zum Wohlfühlgewicht, erzählt sie. Auch ihre Selbsthilfegruppe „Die Mollybetiker“ am Neustädter Krankenhaus habe seitdem großen Zulauf erhalten. Zu Weihnachten gab es übrigens auch bei ihr Gänsebraten. Zumindest ein Stückchen.


Hoffnung auf Familienglück

Maen Altouto wünscht sich ein  Leben mit seinen Lieben.
Maen Altouto wünscht sich ein Leben mit seinen Lieben. © Sven Ellger

Sorge zieht Kraft. Das hat Maen Altouto gespürt, in den Wochen des Wartens. Nachdem die Bundesregierung im vergangenen März den Familiennachzug für Familien Geflüchteter gestoppt hatte, schwand der bisherige Enthusiasmus des Syrers. Im Dezember vor drei Jahren war er nach Dresden gekommen, hatte Sprachkurse belegt, Praktika absolviert, die deutsche Fahrerlaubnis gemacht, Anstellung in einer Zeitarbeitsfirma gefunden. Seit knapp einem Jahr ist er fester Servicemitarbeiter eines großen Dresdner Hotels. „Ich habe alles getan, warum darf ich meine Familie nicht hier haben?“, fragte er sich in verzweifelten Momenten. Seine Frau, seine kleine Tochter und die beiden halbwüchsigen Söhne warten in Damaskus darauf, dem Mann und Vater zu folgen. „Ich müsste weiter Deutschunterricht nehmen“, sagte Maen im Frühjahr. Doch es fehle ihm neben der Arbeit die Kraft dazu. Je länger er einer klaren Regelung der Politik harrte, desto mehr verließ ihn die Energie. Seit im August sein Familiennachzugsverfahren endlich in Gang kam, schöpft der 46-Jährige neuen Mut. Inzwischen hat ihm ein Gericht den Flüchtlingsstatus zugebilligt und damit anerkannt, dass sein Leben in der Heimat aus politischen Gründen bedroht ist. Anders als unter subsidiärem Schutz darf der ehemalige Marketingleiter eines Radiosenders nun mindestens drei Jahre hier leben und arbeiten. Auch sein Deutsch vertieft er nun wieder fleißig. Die Familie wartet derweil auf Einreisevisa. Große Aufgaben kommen auf Maen zu. Doch welche könnte für ihn schon zu groß sein!


Kill den Einweg-Grill

Nachdem die Sächsische Zeitung und dann das ZDF über Hermann Fliegel (l.) und Alexander Bresk berichtet hatten, füllte sich ihr Mail-Fach über Nacht mit 500 Anfragen. Auch, ob sie in China produzieren wollen? Wollen sie nicht.
Nachdem die Sächsische Zeitung und dann das ZDF über Hermann Fliegel (l.) und Alexander Bresk berichtet hatten, füllte sich ihr Mail-Fach über Nacht mit 500 Anfragen. Auch, ob sie in China produzieren wollen? Wollen sie nicht. © Sven Ellger

Der Wegwerfgesellschaft geht es an den Kragen. Zumindest im gedankenlos-gastronomischen Bereich. Dass sich die EU auf den Weg macht, Trinkhalme und Plastikbesteck zu verbieten, gibt zwei jungen Dresdnern recht, die sich schon seit vier Jahren Gedanken über nachhaltige Grillgelage machen. Inzwischen haben sie nicht nur einen eigenen Taschen-Grill auf den Markt gebracht, sondern auch das gesamte Drumherum in ihren Fokus genommen: Grillkohle, Grillanzünder, Einweg-Besteck und -geschirr. Sie sind nicht die Einzigen, denen die vermüllten Elbwiesen und Alaunparkoasen auf die Nerven gehen. Gerade im vergangenen Supersommer fiel vielen Dresdnern unangenehm auf, was Alu-Grill-Equipment anrichtet. Im Sommer 2014 hatten Hermann Fliegel und Alexander Bresk während eines Ausfluges an der Müritz ein ekeliges Erlebnis damit: verbranntes Fleisch und haufenweise Unrat. Daraufhin konzipierten sie ihren A4-Grill, der eben dieses Format und nicht mehr Gewicht als ein Laptop hat. Zwei Jahre später konnten der Architekt und der Programmierer dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion die erste Serie produzieren lassen. Noch einmal zwei Jahre später verkaufen sie den handlichen Minigrill aus fünf zusammensteckbaren Teilen bis in die Schweiz und nach Österreich. Als wir im Mai zuletzt über die beiden Mehrweggriller berichteten, hatten sie ihre Einweggrillfrei-Kampagne gestartet und auf der entsprechenden Homepage Hersteller nachhaltiger Grill-Utensilien vernetzt. Außerdem informieren sie unter grillplatz360.de bundesweit über offizielle Grillplätze und entwickeln die Seite immer weiter. Rund 400000 Zugriffe zählten Hermann und Alexander im letzten Jahr.

www.einweggrill-frei.org