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18 Sekunden fehlen in Dresden zur Sensation

Die deutschen Wasserballer verlieren gegen den Favoriten Ungarn mit 16:17. Die Stimmung ist grandios.

Von Daniel Klein
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Imposante Szenen, großer Sport: Julian Real, Deutschlands Top-Waserballer setzt zum Wurf an.
Imposante Szenen, großer Sport: Julian Real, Deutschlands Top-Waserballer setzt zum Wurf an. © Robert Michael

Am Ende saß niemand mehr. 18 Sekunden vor Spielende führten die deutschen Wasserballer gegen den großen Favoriten Ungarn mit 12:11. Eine Sensation bahnte sich am Dienstagabend an, die knapp 1.000 Zuschauer in der seit langem ausverkauften Halle schauten immer wieder auf die Uhr. Doch dann wendete Balaz Harai die Blamage für den Rekord-Olympiasieger doch noch ab, traf zum Ausgleich. Das Fünfmeter-Werfen verlor die Mannschaft von Hagen Stamm mit 4:5, für den Bundestrainer war das jedoch nebensächlich. „Wir haben gegen einen Riesen in unserem Sport einen Punkt geholt. Ein ganz dickes Kompliment an meine Mannschaft“, sagte der 58-Jährige.

Dramatisch war es, nervenaufreibend, ein echter Krimi in Dresden. Immer wieder schwamm die deutsche Auswahl einem Rückstand hinterher, konnte jedoch stets ausgleichen, bis die Ungarn im dritten Viertel einen Drei-Tore-Vorsprung herausspielten. Die Entscheidung, so schien es. „Wie wir uns zurückgekämpft haben, war schon toll“, erklärte Torhüter Moritz Schenkel, der mit seinen Paraden die Vorderleute im Spiel hielt. „Das Geheimnis ist unser Teamspirit.“ Individuell hat die Auswahl gegen die Ungarn, die in ihrer Heimat so berühmt sind wie hierzulande Fußballstars, keine Chance. Mit diesem Zusammenhalt will die Mannschaft nun in die Finalrunde der Weltliga einziehen. Noch liegt sie in der Vierer-Gruppe auf dem dritten Platz, muss im entscheidenden Duell im März in Hamm Russland schlagen.

Gegen diesen Kontrahenten hatte Deutschland vor einem Jahr beim ersten Wasserball-Länderspiel nach der Wende in Dresden verloren – und ebenfalls im Fünfmeter-Werfen. „Aber der Gegner jetzt war ein anderes Kaliber“, meinte Stamm. „Wir steigern uns also.“ Dass die Ungarn nicht in ihrer stärksten Besetzung antraten, spielte für den Bundestrainer keine Rolle. „Die haben dort 50 Leute auf einem Niveau, von denen wir maximal zehn haben. Es spielt also keine Rolle, wen sie aufbieten.“

Der Bundestrainer will unbedingt wiederkommen

Das Hinspiel in der Weltliga-Gruppe hatte sein Team noch mit 9:17 verloren, ein normales Ergebnis gegen den amtierenden Vize-Weltmeister. Zum Vergleich: Für die WM vor zwei Jahren hatte sich die deutsche Mannschaft gar nicht erst qualifiziert. Im Juli ist sie im südkoreanischen Gwangju wieder dabei. Auch daran lässt sich ein Aufwärtstrend erkennen. Gegen die ganz Großen im Wasserball reicht es an einem normalen Tag aber dennoch nicht.

Der Dienstagabend war aber kein normaler, was vor allem am Publikum lag. Die Stimmung in der Dresdner Schwimmhalle ordnete Keeper Schenkel unter „Weltklasse“ ein. Und für Stamm stand fest: „Wir kommen wieder hierher, Dresden ist gebucht. Hier muss ganz einfach jedes Jahr ein Spiel gegen einen großen Gegner stattfinden. Wer heute da war, kommt beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder.“

Sogar den Einbau von Zusatztribünen regte er an. Das dürfte kompliziert werden. Für die Ausrichter vom Wasserball-Zweitligisten SWV TuR Dresden ist die Organisation eine riesige Herausforderung. Aber eine, die belohnt wurde.