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Weihnachten beim Stollenmädchen

Nach aufregenden Wochen kehrt bei Lina Trepte Ruhe ein. Stollen steht aber immer noch auf dem Tisch.

Von Nina Schirmer
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Wenn sie nicht gerade als Stollenmädchen unterwegs ist, arbeitet Lina Trepte in der Bäckerei ihrer Eltern. Sie ist quasi hinter der Theke groß geworden.
Wenn sie nicht gerade als Stollenmädchen unterwegs ist, arbeitet Lina Trepte in der Bäckerei ihrer Eltern. Sie ist quasi hinter der Theke groß geworden. © Norbert Millauer

Radebeul. Der 24. Dezember beginnt für Lina Trepte mit Arbeit. Um 5 Uhr klingelt der Wecker, dann macht sich die angehende Bäckereifachverkäuferin schnell fertig und steht wenig später schon hinter der Theke im Laden. Denn auch, wenn die besinnliche Zeit mit Ruhe und Erholung ihre Schatten vorauswirft, erst einmal wollen die Kunden auch zu Weihnachten noch ihre Brötchen haben, ein paar Leckereien einkaufen und sich mit genügend Brot für die Feiertage eindecken.

Zuletzt mussten ihre Eltern in der Radebeuler Bäckerei ziemlich häufig auf Linas Hilfe verzichten. Denn die 18-Jährige war auf großer Mission: Als 24. Dresdner Stollenmädchen repräsentierte sie in den vergangenen Wochen und Monaten bei zahlreichen Veranstaltungen den Dresdner Christstollen. 

Dutzende Kameras waren dann immer auf sie gerichtet. Sie musste Hände schütteln, Interviews geben und im Blitzlichtgewitter posieren. So aufregend die Zeit auch war, jetzt freut sich das Stollenmädchen auf eine ruhige Weihnachtszeit.

Die beginnt bei Familie Trepte mit einem Mittagsschläfchen. „Wenn das Geschäft geschlossen ist, legen wir uns alle noch mal hin“, erzählt Lina. Danach verläuft Heiligabend aber auch bei den Bäckersleuten ziemlich klassisch. Die Familie trifft sich am Kaffeetisch wieder, auf dem tatsächlich auch noch Stollen steht. 

Obwohl der in der Backstube ja schon seit September gebacken wurde. „Wir können das trotzdem noch sehen“, sagt Lina. Auch wenn sie selbst zugegeben jetzt lieber zu den Varianten mit Mohn oder Marzipan greift, nach Wochen voller klassischem Rosinenstollen. Tradition ist auch der gemeinsame Gang in die Friedenskirche nach Kötzschenbroda zur Christmesse. „Da ist dann wirklich aller Trubel vorbei und der Druck fällt komplett von einem ab.“

Wieder zu Hause gibt es Kartoffelsalat und Würstchen. Und auch musiziert wird bei den Treptes noch. Lina greift dann zur Geige, ihre Schwester zur Gitarre. „Wir spielen ein paar klassische Weihnachtslieder“, verrät sie. Dann folgt die Bescherung. Große Wünsche? „Habe ich eigentlich nicht“, sagt Lina. Nein, auch nach etwas Überlegen fällt ihr nichts Spezielles ein. „Es ist gerade alles ziemlich gut, so wie es ist.“ Umso besser.

Im nächsten Jahr stehen dann große Aufgaben ins Haus. Lina wird ihre Lehre abschließen. Doch vorher heißt es Pauken. Erst steht die theoretische Prüfung an. Über Wirtschafts- und Warenkunde muss sie dann Bescheid wissen, das richtige Verkaufsverhalten und Hygienevorschriften kennen, Auskunft geben können zu Allergenen und vieles mehr. 

Drei Wochen später kommt die praktische Prüfung. Darin muss sie sich in einem Verkaufsgespräch beweisen und einen Frühstückstisch dekorieren und herrichten. „Da kann man sich kreativ ausleben.“

Irgendwie liegt ihr das ja auch im Blut. Schließlich ist die Radebeulerin in der Backstube aufgewachsen. „Wir sind früher hier rumgerannt und haben Fangen gespielt“, erzählt sie. Am allerliebsten war sie aber schon als Kind vorne im Geschäft mit bei Mama, die verkauft hat. 

Trotzdem war nicht immer klar, dass sie selber den Beruf mal lernt. Bis zur 9. Klasse hatte sie viele Ideen im Kopf. Wollte, wie so viele Mädchen, gerne Tierärztin werden. Dann auch mal Archäologin. Und außerdem eiferte sie auch immer ein bisschen großen Idolen wie André Rieu und David Garrett nach. „Aber ich habe nie ganz so intensiv geübt“, gibt Lina lachend zu. Die Karriere als Stargeigerin war eher nur ferner Wunsch.

Dass sie sich stattdessen doch für eine ganz bodenständige Ausbildung im Betrieb der Eltern entschieden hat, bereut sie überhaupt nicht. Als Nächstes möchte Lina ihr Fachabi nachholen und raus in die Welt kommen. 

„Ich will auch mal weg sein“, sagt sie. Aber nicht für Dauer. Denn so gut wie in Radebeul und Dresden hat es ihr bisher sowieso noch nirgends gefallen. Zu Hause ist es eben doch am schönsten. Erst recht zu Weihnachten.

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