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Hier geht es zum Denkmaltag in Weißwasser und Umgebung

Um Wirklichkeit und Täuschung geht’s beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag – mit spannenden Einsichten.

Von Constanze Knappe
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Am Tag des offenen Denkmals 2020 war unter Einhaltung der Corona-Schutzvorschriften die Besichtigung des Neufert-Baus in Weißwasser möglich.
Am Tag des offenen Denkmals 2020 war unter Einhaltung der Corona-Schutzvorschriften die Besichtigung des Neufert-Baus in Weißwasser möglich. © Archiv Rolf Ullmann

Viele Menschen streichen sich den Tag des offenen Denkmals dick im Kalender an. Und die Zahl derer, die sich einen Blick hinter die offenen Türen nicht entgehen lassen wollen, wird von Jahr zu Jahr größer. An diesem Sonntag ist es wieder so weit. Wegen der Corona-Pandemie galten bereits 2020 für den Denkmaltag besondere Regeln, waren die Streifzüge durch die Geschichte real nur in begrenztem Maße, stattdessen hauptsächlich virtuell möglich. An diesem Konzept hält die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die den Aktionstag seit 1993 bundesweit koordiniert, auch 2021 fest. Somit gibt es wieder eine ganze Reihe digitaler Angebote, werden Denkmale aber auch vor Ort geöffnet sein.

Für den Landkreis Görlitz weist die Website der Stiftung 37 Denkmale aus, vor allem Objekte in Görlitz und Zittau. Dass darüber hinaus zahlreiche weitere Denkmale ihre Türen öffnen, weiß Franziska Glaubitz von der Kreisverwaltung des Landkreises Görlitz. „Ob vor Ort oder digital: Abwechslungsreiche Einblicke, neue Eindrücke und spannende Geschichten aus der Denkmalwelt warten auf Besucherinnen und Besucher“, teilt sie mit.

Erst auf den zweiten Blick

Eröffnet wird der Denkmaltag diesmal in der Lutherstadt Wittenberg. 2021 steht er unter dem Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“. Dabei ist der schöne Schein nicht erst ein Thema unserer Tage. Denkmale beeindrucken von der Antike über die Architektur des Barocks bis ins Heute mit optischen Täuschungen und Illusionen. „Auch Denkmale, die auf den ersten Blick nicht viel hermachen, aber auf den zweiten Blick eine außergewöhnliche Erscheinung sind, können eine Facette des Mottos sein“, heißt es aus der Kreisverwaltung. Das gelte zudem für die aktuellen Debatten um Rekonstruktionen und den Umgang mit originaler und verloren gegangener Substanz an und in historischen Bauten.

Dass sich hinter Denkmalfassaden faszinierende Geschichten verbergen, offenbart der Denkmaltag alljährlich auch in Weißwasser. Deshalb lädt die Denkmalkommission der Stadt 2021 wiederum ein, diesen Geschichten auf den Grund zu gehen. Wie Kommissionsvorsitzende Stefanie Sprejz informiert, rückt 2021 die Handwerkskunst der Illusion in den Mittelpunkt. Oft sei die sogenannte „Wirklichkeit“ nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick erscheint. „Im Gegenzug entgehen unscheinbare Denkmale häufig der echten Aufmerksamkeit des Betrachters. Zur alltäglichen Erfahrung im 21. Jahrhundert gehören retuschierte Bilder, die Wirklichkeit und Täuschung fast ununterscheidbar machen“, so Stefanie Sprejz.

Bereits seit 2002 wählt die Denkmalkommission im Vorfeld des Denkmaltages in Weißwasser mehrere Objekte aus, deren Türen sich dann für eine Besichtigung öffnen. TAGEBLATT ergänzt diese Aufzählung mit weiteren Angeboten.

Diese Orte kann man am Sonntag besichtigen:

Pestalozzi-Grundschule Weißwasser:
Die seit 1912 bestehende Schule (August-Bebel-Straße 2-4) ist zwischen 10 und 12 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Ein Mitglied der Denkmalkommission führt jeweils um 10 und 11 Uhr durch die Räume.

Rathaus Weißwasser:
Das bereits dritte Rathaus von Weißwasser ist zwischen 10 und 12 Uhr für jedermann zugänglich. Halbstündlich führen Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext) und die Vorsitzende der Denkmalkommission, Stefanie Sprejz, durch den Verwaltungssitz der Großen Kreisstadt Weißwasser am Marktplatz. Dabei besteht Maskenpflicht.

Evangelische Kirche Weißwasser:
Auch die vor mehr als 125 Jahren erbaute erste Kirche in Weißwasser öffnet wieder ihre Türen. Führungen durch die evangelische Kreuzkirche (Kirchstraße 2) werden zwischen 11 und 13 Uhr angeboten. Seit dem Denkmalstag 2020 weist eine Informationstafel das denkmalgeschützte Gebäude als einen der „Besonderen historischen Orte“ in Weißwasser aus. Enthüllt worden war die Tafel im Beisein des OBs und des im Frühjahr 2021 an Corona verstorbenen Pfarrers Martin Zinkernagel.

Neufert-Bau Weißwasser:
Das ehemalige Glaszentrallager (Dr.-Altmann-Straße 2 a) ist auch 2021 wieder eine Station des Denkmaltages. Zwischen 13 und 15 Uhr kann man sich bei halbstündlich angebotenen Führungen zur Geschichte und zu den Herausforderungen der Rettung des Neufert-Baus informieren.

Glasmuseum Weißwasser:
Die Villa von Edmund Gelsdorf, Sohn des ersten Glasunternehmers in Weißwasser, kann man von 13 bis 17 Uhr besichtigen. Bei freiem Eintritt bietet das Glasmuseum (Forster Straße 12) zudem die Möglichkeit, sich die Sonderausstellung zum 85. Geburtstag des letzten noch lebenden Glasdesigners Horst Gramß anzuschauen.

Waldeisenbahn Muskau:
Am Wochenende 11./12. September feiert die Waldeisenbahn Muskau (WEM) auf der Teichstraße in Weißwasser ihr Museumsfest. Von 10 bis 17 Uhr gibt es eine erweiterte Fahrzeugausstellung. Drei Dampfloks sind auf allen drei Strecken unterwegs. Mit Volldampf geht’s in die Parks Bad Muskau und Kromlau. Jeweils 10 und 14 Uhr finden Sonderfahrten auf der Tonbahn statt. Zur Mitfahrt in den Zügen besteht keine Corona-Testpflicht! Bitte tragen Sie beim Aufenthalt in geschlossenen Räumen einen Mund-Nasen-Schutz. In den halboffenen Wagen besteht keine Maskenpflicht.

Ausgrabungen in Schleife:
Am Sonntag ab 10 Uhr ist auf der Schäferstraße in Schleife (etwa 600 Meter nach der Kreuzung Mühlroser Straße/Trebendorfer Weg) ein Grabungsfeld des Landesamtes für Archäologie zugänglich. Bei Grabungen im Vorfeld des Tagebaus Nochten konnte ein weiterer Siedlungsplatz aus der Zeit um 200 n. Chr. teilweise freigelegt werden. Neben mehreren Grubenhäusern und einem Langhaus sind auch Reste von Röstgruben und Rennöfen zur Eisenproduktion erhalten. Im Rahmen der Führungen kann die laufende Grabung besichtigt werden.

Museum Sagar:
Das Museum für Handwerk und Gewerbe (Skerbersdorfer Straße 68) ist Sonntag wie üblich von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Spezielle Aktionen gibt es nicht, denn eine Woche später (19. September) wird zum Saisonabschluss Museumsfest gefeiert. Für den Förderverein wäre der Aufwand an zwei Wochenenden hintereinander nicht zu stemmen und würde laut Vereinsvorsitzendem Gotthard Kreisel wenig Sinn machen.

Schrotholzscheune Kreba-Neudorf:
Als Förderprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde die Schrotholz-Scheune (Hoyerswerdaer Straße 4) 2018 denkmalgerecht saniert. Sie entstand Ende des 17. Jahrhunderts als dreizonige Blockscheune. Ein solches Alter kann im Bestand der Blockbauten (Schrotholzbauten) in der nördlichen Oberlausitz nur noch selten nachgewiesen werden. Somit hat die Scheune hohen Denkmalswert. Sie ist von 14 bis 18 Uhr zu besichtigen. Auf Wunsch führen Manja und Sandrino Fietze.

Wartturm in Niesky:
Der Turm wurde 1835 in der einst von den ledigen Schwestern angelegten Parkanlage gebaut, stürzte später nach einem Wintersturm ein. Mit Spenden wurde ein neuer Aussichtsturm aus Stein gebaut, dessen Umfang mit 18 Metern genau das gleiche Maß wie seine Höhe hat. Heute präsentiert sich der Wartturm im Dornröschenschlaf, da die Bäume kaum noch Aussicht gestatten. Der Arbeitskreis Nieskyer Geschichte bietet ab 14 Uhr halbstündlich Rundgänge durch die Schwesternplantage (Plittstraße) und auf den Wartturm an. Die letzte Führung beginnt 17 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden sind erbeten.

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