Landkreis verkürzt Bürgern die Wege
Ilona Müller ist eine der Ersten im Bürgerbüro. Sie stand 10.45 Uhr, pünktlich zu Beginn der ersten Sprechzeit, am Tisch von Sachbearbeiterin Sophie Miserka, um Autos anzumelden. „Als Zulassungsdienst in Forst haben wir viele Kunden rund um Weißwasser. Früher musste ich daher alle 14 Tage zur Zulassungsstelle Niesky fahren, was einen halben Tag oder mehr dauerte. Nun reichen 1,5 Stunden. Das ist eine Riesenerleichterung und die Mitarbeiter vor Ort sind sehr freundlich und kompetent“, lobt Ilona Müller, die sich online einen Termin für Weißwasser geholt hatte. Auch das, sagt sie, funktioniere prima.
Etwa 15 Bürger hatten sich bereits am Eröffnungstag angemeldet, Laufkunden kamen hinzu. Für die vier neu eingestellten und im Vorfeld geschulten Mitarbeiterinnen war die Büroeröffnung somit eine Feuertaufe, die reibungslos verlief. Bearbeitet wurden vorrangig Kfz-Zulassungen und Führerscheinumtausche. Bis Januar 2023 müssen insgesamt 25.000 Bürger im Landkreis Görlitz ihre „Lappen“ per Gesetz umtauschen. Rund 17.000 taten es bereits. „Im nördlichen Kreis haben die Menschen damit aber bewusst bis zur Bürgerbüro-Öffnung gewartet, um sich mehrfach weite Fahrtwege zu ersparen“, weiß der zuständige Abteilungsleiter Mike Rummler, der in beiden Bereichen in den nächsten Monaten von einem starken Ansturm im 250 Quadratmeter großem Büro ausgeht.
Dort erfolgen nun ebenfalls Annahme, Bearbeitung, Beratung und Ausgabe bei Anträgen auf Wohngeld, nach Schwerbehinderten- und Landesblinden-Gesetz. Scan-Service, Beglaubigungen, Terminvergaben, sofern nicht online oder telefonisch gebucht, sind gleichfalls möglich. Schrittweise werden Serviceleistungen hinzukommen: das Bundesausbildungsförderungsgesetz, die Schülerbeförderung, soziale Dienstleistungen und im Ordnungsbereich Waffen- und Jagdscheine betreffend.
„Im Norden des Kreises waren Wege und Wartezeiten lange ein Kritikpunkt von Bürgern, Unternehmen, Händlern und, auch vorm Hintergrund einer immer älter werdenden Bevölkerung, ein Thema für die Kreisverwaltung. Wir sind froh, dass unser Bürgerbüro nun offen und mit im Rathaus Weißwasser ist, so dass die Menschen nun wirklich kurze Wege haben und vieles miteinander verbinden können“, erklärte Landrat Stephan Meyer bei der Einweihung der kreislichen Dienstleistungseinrichtung.
Zwar sei sie mit vier Monaten Verspätung an den Start gegangen und durch Material- und Lieferprobleme noch nicht ganz fertig, erläuterte Beigeordneter Thomas Gampe beim Rundgang und verwies auf fehlende Glaselemente und einen Schalter für den Behindertenfahrstuhl. Doch das behindertengerechte Büro mit Rollstuhltreppenlift, Kassenautomat, Klima- und Luftverbesserungsanlage, Technik von Info-Tafeln über Selbstbedienungsterminals bis elektronischen Akten sei voll arbeitsfähig.
Weißwasser ist das zweite von künftig fünf Bürgerbüros im Kreis. Finanziert wurde die für 1,1 Millionen Euro umgebaute und errichtete Servicestelle im 110-jährigen und denkmalgeschützten Rathaus von Weißwasser zu 90 Prozent über Strukturwandelgelder. „Wir haben in Weißwasser aber nicht nur saniert, Treppen abgebaut, Räume verändert und umgestaltet, Medien neu verlegt und wegen unterschiedlicher Gebäudehöhen die Niveaus angeglichen, was eine große Herausforderung war, sondern ein neues Stadtarchiv geschaffen, weil wir in seine Räume zogen“, so Gampe.
Wie Weißwassers OB und Kreisrat Torsten Pötzsch zur Eröffnung sagte, hätten sich „die Leute in Stadt und Region schon sehr auf das Bürgerbüro gefreut“. Noch fehle dort aber die Bearbeitung von Bauanträgen, wie mit dem Kreis abgesprochen, sowie ein gemeinsames Bürgerbüro-Buchungssystem. „Als Stadt bedauern wir auch, dass die Rathaus-Zeiten durch Personalmangel nicht komplett an die kreislichen Öffnungszeiten angepasst werden konnten. Doch dass beide Büros vorhanden sind und nebeneinander liegen, ist bereits ein großer Vorteil für die Bürger.“
Kreis-Bürgerbüro: Dr. Altmann-Str. 6, Weißwasser
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