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Erlebniswelt ist nicht in der Krise

Die Erlebniswelt in Krauschwitz feiert 22-jähriges Bestehen. Noch hat die aktuell schwierige Lage keine Auswirkungen auf das Bad.

Von Sabine Larbig
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Neben dem Badevergnügen gibt es in der Badehalle auch regelmäßig Sport- und Gesundheitskurse. Die Nachfrage nach solchen Angeboten steigt stetig, ebenso nach Kinder- und Babyschwimmkursen an Wochenenden.
Neben dem Badevergnügen gibt es in der Badehalle auch regelmäßig Sport- und Gesundheitskurse. Die Nachfrage nach solchen Angeboten steigt stetig, ebenso nach Kinder- und Babyschwimmkursen an Wochenenden. © Sabine Larbig

Die Saunalandschaft mit den urigen Holzhütten, Badezubern, Sonnenliegen und Gradierwerk im Außengelände hält Saunagänger selbst nicht im Winter davon ab, von Hütte zu Hütte zu ziehen, um unterschiedliche Temperaturen und Aufgüsse zu genießen und in Abkühlzuber zu springen. Besonders in der Weihnachtszeit ist das Saunieren für viele ein besonderes Erlebnis, weil zig Herrnhuter Sterne dann Weihnachtsdorf-Idylle verbreiten.

Am 25. November werden sie erstmals leuchten – trotz Energiekrise. „Da wir bis Januar 2024 eine Energiepreisbindung bei Strom haben und unsere Wärme sowie etwas Strom, als Abprodukt, über unser Blockheizkraftwerk produziert werden, sind wir noch entspannt, gibt es keine Einschränkungen. Auch nicht bei den Wassertemperaturen“, erklärt Torsten Noack, Geschäftsführer der Erlebniswelt Krauschwitz (EWK). Klar komme man ohne Zuschüsse nicht aus, müsse man Einsparpotenziale nutzen, ohne dadurch Gäste zu verlieren. „Wir werden weiter als Erlebnisbad und Freizeitoase da sein“, verkündet Noack, der – aus Spar- und Kostengründen – auf regelmäßige Reparaturen, Wartungen, schrittweise Modernisierungen setzt.

Noch wird das Gradierwerk der Erlebniswelt aus Sicht von Geschäftsführer Torsten Noack zu wenig genutzt, obgleich es im Eintrittspreis enthalten ist und separat buchbar ist.
Noch wird das Gradierwerk der Erlebniswelt aus Sicht von Geschäftsführer Torsten Noack zu wenig genutzt, obgleich es im Eintrittspreis enthalten ist und separat buchbar ist. © Sabine Larbig
Komplett neue Fliesen und eine Spanndecke im Hamam lassen nicht mehr erahnen, dass noch vor kurzer Zeit hier Deckenfarbe auf die Gäste rieselte und so manche Fliese abfiel.
Komplett neue Fliesen und eine Spanndecke im Hamam lassen nicht mehr erahnen, dass noch vor kurzer Zeit hier Deckenfarbe auf die Gäste rieselte und so manche Fliese abfiel. © Sabine Larbig

Trotz Corona und aktueller Krise wurde in diesem Jahr sogar investiert: in Rutsche und Turm; Malerarbeiten und Hamam, welches nun eine bunte Spanndecke und neue Fliesen hat. Dass all dies vorm Bad-Jubiläum gelang, freut den Geschäftsführer und sein 31-köpfiges Mitarbeiterteam. Und daher gibt es unterm Motto „20 plus 2“ am 10. Dezember für Bad- und Saunabesucher 22 Prozent Jubiläumsrabatt.

Doch nicht erst da können Gäste Neuerungen wie Kinderschwimmen am Sonnabendvormittag oder Rasul-Behandlungen mit Muskauer Moor kennenlernen. Ersteres entstand auf Bitte vieler Eltern. Zweiteres ist eine Idee, die in Kooperation mit dem sächsischem Heilbäderverband entstand. Vertreter besuchten erst kürzlich die Erlebniswelt und lobten, dass Muskauer Sole in Solebecken und Gradierwerk angewandt wird und gaben Tipps für neue Angebote mit Moor und und die Erhöhung von Salzgehalt und Solewirkung im Gradierwerk durch Einbau von Tor, Lüfter und Verstäuber.

Noch ist es ein Vorhaben. So, wie Saunaaufgüsse mit Showeffekten ab 2023, die Errichtung von Wohnmobilstellplätzen und Tiny-Häusern hinter der Liegewiese vom Außenpool, um Gästen Übernachtungsmöglichkeiten bieten zu können. Auch das sommerliche Freibad-Feeling durch Außenbecken und Wiese mittels Sonderkonditionen und separaten Drehkreuzzugang kam durch technische Hürden noch nicht. Trotzdem werden, laut Noack, 2022 die anvisierten 70.000 Gäste erreicht. Dies, Tage mit fünfstelligen Einnahmen und geplanter Dienst- und Mitarbeitersport von Polizei, Bundeswehr, regionalen Firmen in freien Zeitfenstern, helfen zu wirtschaften.

Andererseits benötigt das Bad mittelfristig rund sechs bis acht Millionen Euro für zukunftsträchtige Modernisierungen und Investitionen bis LED-Beleuchtung oder Erdwärmenutzung samt Speicher. Summen, die EWK und Gesellschafter Krauschwitz selbst mit Förderung nicht stemmen können. Da Zuschuss-, Finanzierungs- und Kostenfragen ein Problem für alle kreislichen Freizeiteinrichtungen, ihre Träger und Gesellschafter sind, gab es kürzlich ein erstes Vernetzungstreffen mit der Projektgruppe der kreislichen Entwicklungsgesellschaft. „Dabei habe ich eingemahnt, dass der Landkreis mit der Thematik unbedingt an die Tür der zuständigen Ministerin in Dresden anklopfen muss, um Aufmerksamkeit zu wecken“, erklärt Torsten Noack. Denn der Freistaat habe kommunale Freizeiteinrichtungen bei der Coronahilfe hängen gelassen.

Nun aber müsse angesichts steigender Preise, Mindestlöhne, Wartungskosten sowie Anforderungen an Klimaschutz und Energieeinsparungen bei gleichzeitigem Investitionsstau etwas passieren. Noch blickt man bei der EWK optimistisch in die Zukunft. Silvesterparty 2022 und Veranstaltungskalender 2023 stehen ebenso wie eine erste „White-Party“ im Außenpoolbereich im kommenden Juli. Sogar eine neue Mitarbeiterin und ein Auszubildender für Bäderbetriebe konnten im September eingestellt werden. Auch 2023 will Torsten Noack einen Ausbildungsplatz anbieten. Ob der besetzt wird, ist fraglich. Denn die Fachschule Chemnitz ist dicht. Interessenten müssen außerhalb von Sachsen lernen. „Azubis oder Ausgebildete für freie Stellen zu bekommen, ist damit eine Katastrophe für ostdeutsche Einrichtungen“, weiß Torsten Noack, der sich selbst davon nicht entmutigen lässt, weiter für die EWK kämpft.