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Geopark ist noch wie ein Rohdiamant

Der Muskauer Faltenbogen ist vielen Menschen noch gar nicht so bekannt, ergab eine Umfrage. Wie sich das ändern soll.

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In der Alten Ziegelei in Klein Kölzig hat die Verwaltung des Unesco Global Geoparks Muskauer Faltenbogen ihren Sitz.
In der Alten Ziegelei in Klein Kölzig hat die Verwaltung des Unesco Global Geoparks Muskauer Faltenbogen ihren Sitz. © Jost Schmidtchen

Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass am 3. März 2023 in der Alten Ziegelei in Klein Kölzig das Projekt „Unesco – Gemeinsam für die Lausitz“ vorgestellt wurde. Nun liegen erste Zwischenergebnisse vor. Träger ist das Land Brandenburg, genauer gesagt dessen Landesamt für Umwelt. Projektpartner sind die fünf Unesco-Stätten in der Lausitz: das Biosphärenreservat Spreewald, das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, das Muskauer Park, der Global Geopark Muskauer Faltenbogen sowie das immaterielle Kulturerbe der Lausitzer Sorben, vertreten durch die Domowina. Deren Vertreter hatten im Oktober 2019 im Festsaal des Neuen Schlosses Bad Muskau ein Kooperationsabkommen unterzeichnet. Darauf aufbauend wurde das Projekt der „Unesco-Five“ (Unesco5) entwickelt. Es läuft seit Januar 2023 und geht bis Dezember 2026. Über den Stand der Dinge und die weiteren Aussichten berichteten jetzt die Projektverantwortlichen Susann Troppa und Ellen Beuster im Gespräch.

Susann Troppa und Ellen Beuster (rechts) halten als Projektverantwortliche die Fäden für die Zusammenarbeit der „Unesco5“ in den Händen.
Susann Troppa und Ellen Beuster (rechts) halten als Projektverantwortliche die Fäden für die Zusammenarbeit der „Unesco5“ in den Händen. © Jost Schmidtchen

Frau Troppa und Frau Beuster, mit welchen Teilprojekten ist „Unesco5“ untersetzt?

Susann Troppa: Mit insgesamt acht. In Trägerschaft des Landes Brandenburg werden länderübergreifend Vorhaben mit verschiedensten Akteuren geplant und teilweise auch schon umgesetzt. Dazu zählen unter anderem zielgruppengerechte Marketingmaßnahmen, Schulungen für Informierende, Mobilitätsoffensiven für Rad und Bus sowie die Entwicklung von Bildungsangeboten an den außerschulischen Lernorten und im Schulbetrieb. Neben den fünf Partnern ziehen wir bei den Angebotsentwicklungen auch von Anfang an Stakeholder und Initiativen aus Wirtschaft, Tourismus, Bildung und Kultur mit ein.

Ellen Beuster: Zum Auftakt starteten wir im vergangenen Frühjahr eine Umfrage „Welche Stätten der Lausitz verbinden Sie mit einem Unesco-Status?“ Dabei wollten wir herauszufinden, wie die einzelnen Stätten und deren Angebote wahrgenommen und bereits genutzt werden. Das Resultat bestätigt unseren Eindruck aus individuellen Gesprächen. Insbesondere der Muskauer Park wird mit einem Unesco-Status in Verbindung gebracht, und die beiden Biosphärenreservate als Unesco-Stätten sind etwa 60 Prozent der Befragten ein Begriff. Als Rohdiamant kann hingegen der Global Geopark Muskauer Faltenbogen angesehen werden. Dieser ist den meisten Befragten weder bekannt, noch die vielfältigen Erlebnisangebote bewusst.

Was haben denn Besucher von diesem Projekt, auf welche Höhepunkte dürfen sie sich 2024 freuen?

Ellen Beuster: Im Rahmen des Teilprojekts „Unesco Bus“ gehen wir in diesem Jahr Kooperationen mit dem Kunstbus und dem Lausitz-Festival ein. So werden wir im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kunstbus am 10. und 11. August die Busse und Veranstaltungsstätten mit Informationen zu den Unesco-Landschaften, mit familienfreundlichen Angeboten und einem sorbisch/wendischen Kulturprogramm bereichern.

Am 31. August heißt es dann „Das Erbe der Lausitz meets Lausitz Festival“. An diesem Tag verbinden wir zwei Unesco-Stätten und das immaterielle Kulturerbe der Sorben/Wenden miteinander. Dafür organisieren wir drei Shuttlebusse, die von Cottbus aus auf Entdeckungstour mit buntem Programm in die Alte Ziegelei in Klein Kölzig und ins Sorbische Kulturzentrum in Schleife fahren. Abends erwartet die Teilnehmenden ein Klavierkonzert des Lausitz Festivals im Schloss in Bad Muskau. Im Anschluss geht’s mit den Bussen dann wieder zum Hauptbahnhof Cottbus. Tickets für dieses Event werden noch vor Ostern in den Verkauf gehen. Wir sind gespannt, wie dieses Angebot angenommen wird. Eine Verstetigung dieser Kooperation unter Einbezug weiterer Unesco-Stätten ist für 2025 und 2026 bereits in Planung.

Susann Troppa: Bei der Umsetzung unserer Projekte suchen wir stets nach Synergien und Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Partnern, um gemeinsam die vielfältigen Angebote der Lausitz in die Fläche zu tragen und aufzuwerten. Nicht nur die Strukturwandelinitiativen weisen dabei eine hohe Dynamik auf. Auch die Unesco-Kulisse erweitert sich ständig. Mit internationalen Partnern ist die manuelle Glasfertigung seit Neuestem als immaterielles Kulturerbe der Menschheit nominiert. Da freuen wir uns über solche Hinweise wie vom Weißwasseraner Oberbürgermeister Torsten Pötzsch, die Glasindustrie und das Thema Glas im passenden Kontext in unsere Projektarbeit mit einzubeziehen. Oder über Empfehlungen wie vom Spree-Neiße-Landrat Harald Altekrüger, mit den Sorben/Wenden-Beauftragten der beteiligten Landkreise zusammenzuarbeiten.

Das Radwanderwegenetz der Lausitz ist dicht und gut vernetzt. Auch über die Grenze hinweg nach Polen. Welche Angebote haben Sie zukünftig für Radwanderer im Programm?

Ellen Beuster: Radtourismus ist eine klimafreundliche Urlaubsform. Da gibt es in der Lausitz viel zu erleben. Die Unesco-Stätten und die Sorbischen Impressionen liegen an den Radwanderwegen dicht an dicht. Deshalb haben wir in Kooperation mit dem Verein Sorbischer Kulturtourismus begonnen, den Radweg „Sorbische Impressionen“ mit Informationen und Geschichten zu den Sorben/Wenden und den Welterbe-Stätten in der Lausitz aufzuwerten und die Streckenführung durch alle Unesco-Stätten einschließlich der polnischen Seite zu erweitern.

Susann Troppa: Ein Memospiel mit Motiven der Unesco-Landschaften und des immateriellen Kulturerbes in der Lausitz eröffnet nicht nur einen spielerischen Zugang zum Erbe der Lausitz. Es bietet mit den Varianten Deutsch/Obersorbisch und Deutsch/Niedersorbisch auch eine niedrigschwellige Sprachvermittlung für Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen. Dieses soll sich ebenfalls als Interaktivstation am Radweg „Sorbische Impressionen“ widerfinden. Im Bildungsbereich sind wir aktuell dabei, im Findlingspark Nochten einen Lernpfad zu konzipieren, der zum Saisonstart 2026 eröffnet werden soll.

Welche Kooperationen streben Sie in diesem Jahr noch an?
Susann Troppa: Mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg sind wir mit unterschiedlichen Studiengängen im regen Austausch. Wir bieten Studierenden beispielsweise die Möglichkeit, bei der Mitarbeit in Teilprojekten Praxiserfahrung zu sammeln und ihre Abschlussarbeiten zu schreiben. Auch mit dem Lehramtsstudiengang gibt es die ersten Kooperationsideen.

Das Projekt „Unesco 5“ geht unter der Dachmarke „Erbe der Lausitz“ ab sofort in die Außenkommunikation und noch Anfang März haben wir in Kooperation mit der Lausitz-Kultur-Koordinierungsstelle des brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur auf lausitz-kultur.eu unsere Projektwebsite integrieren können. Die Kooperationen und Maßnahmen im Projekt „Uneso 5“sorgen mittlerweile national und international für Aufmerksamkeit. So werden wir unsere besten praktischen Beispiele im April auf Einladung der italienischen Unesco-Kommission in einem von ihr veranstalteten Regionalworkshop in Florenz vorstellen.

Das Gespräch führte Jost Schmidtchen.