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Mit einem Klick zum Gigabit

1.500 Haushalte der Gemeinden Schleife, Trebendorf und Groß Düben können jetzt das superschnelle Internet nutzen - endlich.

Von Constanze Knappe
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Mit 1 Gigabit/Sekunde surfen Bürger der Verwaltungsgemeinschaft Schleife jetzt im Internet. Zwei Jahre nach Baustart wurde das Glasfasernetz jetzt in Betrieb genommen. Beim symbolischen Knopfdruck: die Bürgermeister Sebastian Bertko (Groß Düben) und Jörg
Mit 1 Gigabit/Sekunde surfen Bürger der Verwaltungsgemeinschaft Schleife jetzt im Internet. Zwei Jahre nach Baustart wurde das Glasfasernetz jetzt in Betrieb genommen. Beim symbolischen Knopfdruck: die Bürgermeister Sebastian Bertko (Groß Düben) und Jörg © Constanze Knappe

Strahlende Gesichter am Mittwochnachmittag im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Mulkwitz. Mehrere Arme strecken sich zu einem Buzzer und nehmen mit dem gemeinsamen Druck auf den roten Knopf symbolisch das Glasfasernetz in der Verwaltungsgemeinschaft Schleife (VG) in Betrieb. Damit ist für 1.500 Haushalte in den Gemeinden Schleife, Groß Düben und Trebendorf und etliche Unternehmen der Glasfaserausbau Geschichte. Sie alle surfen jetzt mit 1 Gigabit/Sekunde (GBit/s), haben einen superschnellen Anschluss für digitales Lernen und Arbeiten, Streaming und Gaming, sogar alles gleichzeitig. „Es ist der Moment innezuhalten und auch ein bisschen stolz zu sein“, mahnte der Schleifer Bürgermeister Jörg Funda (CDU).

Schon seit zehn Jahren ein Thema

Auf diesen Moment war in der Gemeinde beinahe zehn Jahre hingearbeitet worden. 2014 erfolgte in Görlitz der Auftakt zur Digitaloffensive. Im Jahr darauf gründete sich in Schleife eine Bürgerinitiative Breitband. Im Frühjahr 2016 beschloss der Gemeinderat den Ausbau des Breitbandnetzes, dafür stand eine 80-prozentige Förderung in Aussicht. Ende 2016 musste das Projekt jedoch abgebrochen werden, weil das Altnetz in Schleife dafür nicht geeignet war.

Das 2017 veränderte Revierkonzept der Lausitz Energie Bergbau AG (Leag) hatte für die Gemeinden am Tagebaurand erhebliche Konsequenzen. Zu allererst die, dass Teile von Schleife sowie die Ortsteile Rohne und Mulkwitz doch nicht der Kohle weichen mussten. Zusammen mit engagierten Bürgern erarbeitete die Verwaltung einen Maßnahmeplan, wie es weitergehen soll. „Es war ein großer Wunschzettel“, bekennt der Bürgermeister, der seinerzeit noch Gemeinderat war. Die Prioritäten wie beispielsweise der Breitbandausbau mündeten in der im Mai 2017 von Leag, Freistaat, Landkreis sowie den Gemeinden Schleife und Trebendorf unterzeichneten Absichtserklärung zur Beseitigung des bergbaubedingten Nachholbedarfs in der kommunalen Infrastruktur. Der Schleifer Gemeindechef erinnerte an die zwischenzeitliche Idee, das Problem mit Richtfunk zu lösen, da die Verkabelung über so weite Strecken sehr teuer war. Eine Leistung von 30 MBit/s hätte man damit erreicht, was zu jener Zeit super gewesen, mittlerweile aber längst überholt sei. „Zum Glück wurde das Projekt nicht weiter verfolgt“, sagte er.

Hier Anschlussquote 100 Prozent

Kurz vor Weihnachten 2017 holten sich die damaligen Bürgermeister der drei Gemeinden Schleife, Groß Düben und Trebendorf in Berlin die Zuwendungsbescheide über Fördermittel zum Ausbau eines Glasfasernetzes ab. Im April 2021 wurde in Groß Düben der erste symbolische Spatenstich – oder besser gesagt Baggeraushub – vollzogen. Seither wurden über 100 Kilometer Tiefbauarbeiten ausgeführt, 500 Kilometer Glasfaserkabel verlegt, 45 Verteilerschränke an den Straßen aufgestellt, zählte Gregor Vincentz von der Deutschen Telekom Technik GmbH auf. Das sei keineswegs immer einfach gewesen, teilweise mussten ganze Abschnitte neu berechnet werden, so der Leiter der Technik-Niederlassung Ost. Von der Ausschreibung bis zur Inbetriebnahme blicke man aber auf eine positive Zusammenarbeit zurück.

Für die Telekom ist es damit im Freistaat aber nicht getan. Man wolle das Glasfasernetz für weitere 150.000 Haushalte in Sachsen ausbauen – sowohl eigenwirtschaftlich als auch gefördert.

Der Schleifer Verwaltungsmitarbeiter Lars Stechemesser, auch „Mister Breitband“ genannt, und die Groß Dübener Bauingenieurin Kerstin Schuster haben großen Anteil am Gelingen.
Der Schleifer Verwaltungsmitarbeiter Lars Stechemesser, auch „Mister Breitband“ genannt, und die Groß Dübener Bauingenieurin Kerstin Schuster haben großen Anteil am Gelingen. © Constanze Knappe

Das ist nach Ansicht von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) auch notwendig. Ein Anschlussgrad von 100 Prozent aller Einwohner wie in der VG Schleife gebe es noch längst nicht überall, sachsenweit ist es im Schnitt halb so viel. Für die großen Städte sei das kein Thema. „Aber die Hälfte aller Sachsen lebt im ländlichen Raum. Nur findet das in der öffentlichen Diskussion in Berlin einfach nicht statt“, so der Regierungschef. Da die Förderung der Bundesregierung für das schnelle Internet nicht ausreicht, hatte der Freistaat beschlossen, den Rest zu übernehmen. Zu den 1,5 Milliarden Euro vom Bund hat Sachsen in den vergangenen zehn Jahren für den Breitbandausbau gleichfalls 1,5 Milliarden Euro bereitgestellt, weitere 600 Millionen Euro sind geplant. „Strukturwandel braucht eine zukunftsfähige Infrastruktur. Moderne und leistungsstarke Glasfaseranschlüsse schaffen die Voraussetzung für die Digitalisierung von Wirtschaft, Verwaltung und privaten Haushalten“, erklärte er.

Wo noch aufgeholt wird

Bereits im Februar hatten Landrat Stephan Meyer (CDU) und mehrere Bürgermeister, darunter die von Bad Muskau, Boxberg und Krauschwitz, in Kreba-Neudorf mit dem Druck auf den roten Buzzer das schnelle Internet für 3.100 Haushalte und Unternehmen in den Clustern 4, 6, 7 und 9 des Kreises Görlitz in Betrieb genommen. Der Unterschied besteht nicht nur darin, dass diesmal der Ministerpräsident dabei war. In den Clustern war der Landkreis federführend. In der VG Schleife war der Ausbau des Glasfasernetzes eine Maßnahme aus besagter Absichtserklärung zur Beseitigung des bergbaubedingten Nachholbedarfs und damit Sache der Gemeinden. Wie beispielsweise auch das neue Gerätehaus der Feuerwehr Rohne, wo inzwischen sogar noch ein neues Fahrzeug drinsteht. Der Bau der zentralen Abwasserentsorgung in Schleife Süd und Klein Trebendorf ist fertiggestellt, in Rohne läuft der siebte Bauabschnitt. Der Ersatzbau der Kita Milenka in Rohne ist begonnen, der eines neuen Gerätehauses in Schleife ebenfalls. Allerdings sind diese beiden Baustellen ins Stocken geraten. „Aus dem Maßnahmeplan ist Vieles realisiert. Nichts davon war einfach. Aber wir werden Wort halten“, versprach Michael Kretschmer. Wo die Säge noch besonders klemmt, besprach der Regierungschef anschließend mit Ortschaftsräten.