Muskauer Faltenbogen nun in einem europäischen Verbund
Der Europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit mit beschränkter Haftung „Deutsch-polnischer Geopark Muskauer Faltenbogen“ – oder kurz EVTZ mbH Geopark Muskauer Faltenbogen – ist gegründet. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich der europaweit erste Verbund dieser Art für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Zur konstituierenden Sitzung hatten sich am 10. Januar 2022 die 14 Mitglieder aus Polen, Brandenburg und Sachsen im brandenburgischen Klein Kölzig getroffen, darunter Weißwasser und die Gemeinde Gablenz. Es wurden erste Beschlüsse gefasst, unter anderem zum Wirtschaftsplan und der Stellenausschreibung für einen hauptamtlichen Direktor. Neben technischen Aufgaben, um die Geschäftsstelle des EVTZ mbH Geopark Muskauer Faltenbogen zum Laufen zu bringen, sind Verpflichtungen gegenüber der Unesco zu erfüllen, das Sommercamp und die Veranstaltungen im Geopark vorzubereiten.
Der Geopark Muskauer Faltenbogen wurde im September 2011 in das European Geoparks Network (EGN) und das Global Geoparks Network (GGN) aufgenommen. 2015 waren das deutsche und das polnische Geoparkgebiet von der Unesco zertifiziert worden. Der Geopark Muskauer Faltenbogen ist eine geologische Formation, die in der Eiszeit geformt wurde. Er erstreckt sich über Teile von Sachsen und Brandenburg und Polen. Bis zum 31. Dezember 2021 betrieb der Förderverein Geopark Muskauer Faltenbogen e.V. in Klein Kölzig eine Geschäftsstelle. Auch in Polen gibt es einen solchen Förderverein. Der Titel Unesco Geopark Muskauer Faltenbogen wird alle vier Jahre einer Überprüfung unterzogen. Eine Auflage dabei war, eine Institution zu schaffen, die den Geopark über Grenzen hinweg einheitlich repräsentiert.
Das ist mit dem EVTZ nun vollzogen. Damit erhöht sich beispielsweise auch die Chance, an Fördermittel zu kommen. Hauptorgan ist – wie beispielsweise auch bei Zweckverbänden – die Versammlung der 14 Mitglieder. Zum ehrenamtlichen Vorsitzenden wurde Tadeusz Jędrzejczak gewählt, zum 1. Stellvertreter Weißwassers Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext) und zum 2. Stellvertreter der Landrat des Spree-Neiße-Kreises, Harald Altekrüger (CDU). „Weil es sich um das erste EVTZ handelt, welches Deutschland und Polen als Nachbarstaaten umsetzen, freue ich mich auf die weiteren Schritte dieses geradezu innovativen Vorhabens. Wir nehmen eine Vorreiterrolle ein, um den Geopark Muskauer Faltenbogen über Grenzen hinweg gemeinsam auf einen guten Weg zu bringen“, unterstrich Altekrüger.Gegründet werden sollte dieser grenzüberschreitend agierende Verbund bereits im Sommer 2021. Nicht zuletzt wegen Corona hatte sich das aber verzögert. Wie Torsten Pötzsch jetzt den Bau- und Wirtschaftsauschuss des Stadtrats informierte, habe man sich vor der Gründung in etlichen Beratungen getroffen, so dass die Sitzung trotz der 35 Tagesordnungspunkte sehr komprimiert werden konnte. „Bis hierher war es ein sehr, sehr langer Weg. Aber wir haben es geschafft“, sagte er. Weit weniger gut sei nach seiner Aussage allerdings, dass nicht mehr alle Mitarbeiter, die in die Vorbereitung integriert waren, dabei sind und dafür neue eingestellt wurden.
Als gesetzlicher Vertreter des Landkreises Görlitz arbeitet Landrat Bernd Lange (CDU) ebenfalls im EVTZ mit. Dessen Beschlüsse müssen alle einstimmig gefasst werden. Deshalb wurde vereinbart, dass der grenzüberschreitende Verbund auf Delegationsbasis arbeiten wird. Die sächsische Delegation soll der Wirtschaftsdezernent Thomas Rublack leiten.
EVTZ-Mitglieder: die Gemeinden Brody, Łeknica, Przewóz, Trzebiel, Tuplice, die Gemeinde und die Stadt Zary sowie die Wojewodschaft Lubuskie (alle Polen), die Gemeinden Neiße-Malxetal und Felixsee sowie Landkreis Spree-Neiße (Brandenburg), die Gemeinde Gablenz, die Stadt Weißwasser und der Landkreis Görlitz (Sachsen)