SZ + Weißwasser
Merken

So steht es um die Krauschwitzer Umgehung

Das Genehmigungsverfahren läuft auf Hochtouren. Bis Mitte 2024 soll grünes Licht für die Vorzugsvariante erteilt sein.

Von Sabine Larbig
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das ist der geplante Streckenverlauf der Umgehung. Die dicke, Blaue Linie ist die Vorzugsvariante 3.
Das ist der geplante Streckenverlauf der Umgehung. Die dicke, Blaue Linie ist die Vorzugsvariante 3. © Grafik: Lasuv

Täglich rollen fast 5.000 Fahrzeuge vom Kreisverkehr Weißkeißel über die S 123 und damit die Geschwister-Scholl-Straße in Krauschwitz in Richtung Cottbus und Weißwasser, also mitten durch den Ort. Gefahren wird hier, statt auf der B 115, weil es die kürzeste Verbindung zwischen dem Abzweig der S 126 bei Weißkeißel und der K 8478 nördlich von Krauschwitz ist. Doch durch das stetig steigende Verkehrsaufkommen sehen selbst Verkehrsexperten eine unzumutbare Belastung für Krauschwitz und seine Einwohner. Eine dauerhafte Problemlösung stellt nur eine Ortsumfahrung dar. Die wird für Krauschwitz seit fast 30 Jahren gefordert, scheiterte bislang entweder an der geplanten Trassenführung oder versagten Grundstücksverkäufen zugunsten des Straßenbauprojekts. Vom Tisch war das Vorhaben aber nie. Seit 2004 wird es im Bundesverkehrswegeplan aufgeführt – aktuell ist es Teil des Planes 2030 und in die Dringlichkeitsstufe „Vordringlicher Bedarf“ eingeordnet, also auch finanziell beim Bundesverkehrsministerium eingetaktet.

Wie ist der Stand der Planungen?

Die laufen für die Umgehung auf Hochtouren. Nachdem im dritten Quartal 2023 die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange zur Vorplanung eingeholt wurden und im vierten Quartal 2023 die Auswertung und Aktualisierung der Vorplanungsunterlage erfolgte, wurde die aufgestellte Vorplanungsunterlage zur „B 115 Ortsumfahrung Krauschwitz“ im Januar 2024 in den Genehmigungslauf gegeben. Dazu erklärt Rosalie Stephan, Pressesprecherin vom zuständigen Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) auf Anfrage von TAGEBLATT, dass man hoffe, „möglichst bis Mitte 2024 die Bestätigung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zur Vorzugsvariante“ zu erhalten. Sobald diese vorliege, könne die Straßenbauverwaltung mit der nächsten Planungsetappe, der Entwurfsplanung zur Ausarbeitung der technischen Details dieser Trassenvariante, beginnen.

Was kostet die Umgehungsstraße?

Billig wird die rund sechs Kilometer lange Vorzugsvariante Nummer 3 (siehe Zeichnung), die vom Lasuv bereits im Vorjahr im Gemeinderat Krauschwitz vorgestellt wurde, nicht. Immerhin greift sie einen westlichen Trassenführungsverlauf um Krauschwitz auf und beginnt am Kreisverkehr B 115/S 126 bei Weißkeißel. Von dort soll die Trasse nach rund 200 Metern von der bestehenden B 115 nach Westen abschwenken und dann im Abstand von 500 bis 700 Metern westlich der S 123 verlaufen. Etwa in Höhe des Umspannwerkes an der B 156, am Ortseingang von Krauschwitz, trifft die Umgehung auf die B 156 auf, um danach den Verkehr auf dem bestehenden Straßennetz bis zum Eilandkreisel in Bad Muskau B 115/K 8478 weiter zu führen.

Da sich diese Variante hinsichtlich der verkehrlichen Wirksamkeit, der Auswirkung auf Bevölkerung und Umwelt sowie Aspekte der Raumordnung und Wirtschaftlichkeit als am idealsten erwies, wurden alle anderen beleuchteten Varianten verworfen. Laut Rosalie Stephan wird die favorisierte Umfahrungsvariante, laut aktueller Schätzung, voraussichtlich rund 36 Millionen Euro kosten.

Sind Bürgerinformationen geplant?

Noch wurden die Einwohner von Krauschwitz und Anrainergemeinden zwar nicht offiziell über das Bauprojekt informiert. „Für Bürgerinformationsveranstaltung ist das Erreichen eines neuen Projektmeilensteins, um gegenüber den bisherigen Sachstandsinformationen auch zu den plangebenden Faktoren im weiteren Planungsprozess berichten zu können, erforderlich. Also die Bestätigung der Vorzugsvariante durch das Bundesverkehrsministerium“, begründet die Lasuv-Sprecherin. Und weil es für die Umsetzung auch Grunderwerb und entsprechende Verhandlungen mit Eigentümern braucht, müsse davor der Abschluss des Planfeststellungsverfahrens erfolgen, weil es die baurechtlichen Voraussetzungen und Festlegung der Flächen schaffe.

Noch ist es Alltag in Krauschwitz: Sich durch den Ort quälende Lkw- und Autokolonnen. Dadurch leiden nicht nur Anwohner unter Lärm und Abgasen. Die Straße ist auch für Fußgänger und Radler überaus gefährlich und zudem komplett zerfahren.
Noch ist es Alltag in Krauschwitz: Sich durch den Ort quälende Lkw- und Autokolonnen. Dadurch leiden nicht nur Anwohner unter Lärm und Abgasen. Die Straße ist auch für Fußgänger und Radler überaus gefährlich und zudem komplett zerfahren. © Sabine Larbig

Sobald all dies geklärt ist, sollen – in Abstimmung mit den Kommunen – öffentliche Informationsveranstaltungen mit Lasuv-Vertretern stattfinden, die den Bürgern Rede und Antwort zum Bauprojekt stehen. Vor Herbst 2024 ist mit solchen Einwohnerversammlungen allerdings wohl nicht zu rechnen.

Wird auch die Scholl-Straße saniert?

Die S 123/Geschwister-Scholl-Straße ist durch das enorme Verkehrsaufkommen stark zerfahren, muss ständig geflickt werden. Auch die Gullys sinken immer wieder ab, müssen erneuert werden. Da dies nicht permanent erfolgt, markieren mobile Warnbaken zwischenzeitlich die Gefahrenquellen, was zur weiteren Einengung des sowieso schon sehr schmalen Verkehrsraums führt. Erschwerend hinzu kommen Abgas- und Lärmbelästigung, Knotenpunkte mit hohem Unfallpotenzial, was die Straße auch gefährlich macht. All das könnte auch kein bestandsnaher Ausbau wesentlich verbessern, weshalb auch Verkehrsexperten eine Ortsumgehung favorisieren. Weil sich bis dahin aber der Zustand der Scholl-Straße weiter verschlechtert, fordert längst nicht mehr nur der Krauschwitzer Bürgermeister Tristan Mühl: „Bevor die Umgehung fertig ist, muss die Geschwister-Scholl-Straße grundhaft saniert werden.“

Die Forderung ist inzwischen beim Land Sachsen angekommen und akzeptiert. Seitens des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr wurde die Geschwister-Scholl-Straße bereits in das mittelfristige Erhaltungsprogramm 2024 bis 2027 eingeordnet. Noch haben die Planungen aber nicht begonnen. „Dafür sind insbesondere die notwendigen Vorerkundungen zum Leitungsbestand und erforderlichen Leistungen daran zu erheben und innerhalb des Projektes zu berücksichtigen“, erläutert die Lasuv-Sprecherin. Das bedeutet, dass die Straßensanierung als Gemeinschaftsmaßnahme mit den zuständigen Trägern unterirdischer Medien baulich, terminlich und finanziell abgesprochen und geplant werden, um „nicht nur dem Erneuerungsbedarf der Straße, sondern allen im Straßenkörper befindlichen Anlagen Rechnung zu tragen“, begründet Stephan. Ein Bauzeitraum könne, laut ihrer Aussage, daher noch nicht genannt werden.

Was bringen die Straßenbauprojekte?

Da die B 115, als parallel zur Grenze zu Polen verlaufende Bundesstraße, eine wichtige Nord-Süd-Verbindung in der Region ist, soll die Umgehung den überwiegenden Durchgangsverkehr aus Krauschwitz heraushalten. Neben der Entlastung des Ortskerns von Verkehr und Umweltbeeinträchtigungen werden parallel mehr Leistungsfähigkeit, Verkehrssicherheit, kürzere Reisezeiten auf der B 115 erwartet. Der grundhafte Ausbau der Geschwister-Scholl-Straße bringt Krauschwitz eine moderne Ortsstraße mit weniger Gefahrenquellen und einem modernen Netz unterirdischer Medien samt Straßenentwässerung.