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Sorbisch lernt sich leichter in Natur und in Gemeinschaft

Rund um den Halbendorfer See führte eine Winterwanderung mit Sprachmotivatorin Juliana Kaulfürstowa. Und das nicht nur aus Freude an der Bewegung.

Von Andreas Kirschke
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Zum vierten Mal lud Sprachmotivatorin Juliana Kaulfürstowa zu einer Wanderung ein, um mit den Teilnehmern Sorbischkenntnisse aufzufrischen. Dabei wurde sie vom Sprachwissenschaftler Dr. Hync Rychtar (l.) unterstützt.
Zum vierten Mal lud Sprachmotivatorin Juliana Kaulfürstowa zu einer Wanderung ein, um mit den Teilnehmern Sorbischkenntnisse aufzufrischen. Dabei wurde sie vom Sprachwissenschaftler Dr. Hync Rychtar (l.) unterstützt. © Andreas Kirschke

Halbendorf. In Halbendorf frohlockte am Sonnabend die Sonne. Zur Winterwanderung des Projektes „ZARI – Za regionalnu identitu. Für regionale Identität“ der Domowina kamen 19 Teilnehmer. „So viele waren wir noch nie“, freute sich Juliana Kaulfürstowa, seit 2023 Motivatorin für die sorbische Sprache in der Region Schleife und Nochten. Rund um den Halbendorfer See führte diesmal die zweistündige, etwa 6,5 Kilometer lange Tour. Eigens dafür erhielt jeder Teilnehmer ein Merkblatt mit Vokabeln, Sätzen und zwei Wanderliedern. Sogar ein QR-Code stand darauf: „So kann sich jeder die Vokabeln und Sätze als Tonaufnahmen noch mal zu Hause in Ruhe anhören“, meinte die Organisatorin. Zum vierten Mal lud sie zu einer solchen Wanderung ein. Die erste Tour führte im März 2023 von Trebendorf aus durch das Waldgebiet Tiergarten nach Weißwasser, die Sommerwanderung im Juli dann von Groß Düben nach Wolfshain. Bei der Herbsttour im November ging es von Mulkwitz zur Hochkippe. „Ich will mit den Wanderungen erreichen, dass die Menschen Kontakt mit der sorbischen Sprache auf andere Weise erfahren als im Sprachkurs oder in Kulturprogrammen. Gerade hier lassen sich erlernte Wörter sofort praktisch anwenden“, sagte Juliana Kaulfürstowa. In der Natur und in der Gemeinschaft lernt sich Sorbisch leichter.

Unterstützt wird sie durch Sprachwissenschaftler Dr. Hync Rychtaŕ. Seit Dezember 2022 lebt er wieder in seiner Heimat Schleife. „Vier Jahre war ich in Cottbus in der Sorbischen Erweiterten Oberschule, anderthalb Jahre in Berlin bedingt durch die Armee, 50 Jahre durch Studium und Beruf in Leipzig im Institut für Sorabistik“, schilderte er. Jetzt gibt er gern Wissen und Erfahrungen zur sorbischen Sprache, Kultur, Geschichte und Landschaft weiter. „Ich lerne selbst durch jede Wanderung hinzu. Das ist wie eine Wiederentdeckung der Heimat, wie eine Rückkehr zu meiner Kindheit“, begründete er.

Gleich zu Beginn stimmte er mit einigen Teilnehmern ein Lied an. Vorbei an der Feriensiedlung und an der Wakeboard-Anlage ging es zum Parkplatz am früheren Autokino, weiter zum Nordufer des Sees und wieder zurück nach Halbendorf. Unterwegs erläuterte Christian Penk aus Rohne Pflanzen wie Póžernja (Schleifer Sorbisch: Pfeifengras) und Wrjós (Obersorbisch: Heidekraut), ebenso den „Halbendorfer Rhododendron-Park“. Nach der Wanderung kehrten die Teilnehmer zum Mittagessen in Paulos Landgasthof ein. „Mir ist wichtig, mein Sorbisch aufzufrischen“, bekannte Daniela Bramke aus Schleife. Sie arbeitet als Heilerziehungspflegerin im Martinshof Rothenburg. Während ihrer Ausbildung zur Krippenerzieherin lernte sie Sorbisch einst in Milkel bei Lehrerin Hilža Nukowa. Gern erinnert sie sich daran.

Durch die Wanderungen mit Sprachmotivatorin Juliana Kaulfürstowa frischt sie nun ihre Sprachkenntnisse wieder auf. „Ich bin sehr naturverbunden. Ich lerne gern neue Menschen kennen“, sagte sie. Bei solchen Touren könne man eintauchen in die Geschichte der Sorben. Auch sei ihr das Bewahren ihrer Kultur wichtig. Daran liegt auch Ingrid Lehnik aus Rohne. 1994 war sie Gründungsmitglied des Rohner Dorfklubs, 1999 Gründungsmitglied des Vereins Njepila-Hof. In beiden Vereinen engagiert sie sich bis heute. Ursprünglich lernte sie Bleiglasschleiferin, arbeitete später als Erzieherin im Kindergarten „Milenka“ in Rohne. „Die sorbische Kultur gehört zu uns. Wir sind damit aufgewachsen. Ich bekenne mich dazu“, betonte sie.