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Warum es am Halbendorfer See nicht schneller geht

Für zehn Mobilheime ist ein umfangreiches Planverfahren nötig. Dabei hat das Erholungsgebiet sehr viel mehr Potenzial. Ein Strukturwandelprojekt.

Von Constanze Knappe
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Der Halbendorfer See. Geht es nach den Gemeinderäten von Schleife und Groß Düben, soll das Erholungsgebiet mit Kohleausstiegs-Geldern ausgebaut und die Saison verlängert werden. Ob auch die Gemeinde Trebendorf im Boot ist, ist noch offen.
Der Halbendorfer See. Geht es nach den Gemeinderäten von Schleife und Groß Düben, soll das Erholungsgebiet mit Kohleausstiegs-Geldern ausgebaut und die Saison verlängert werden. Ob auch die Gemeinde Trebendorf im Boot ist, ist noch offen. © Gernot Menzel

Eine Woche später als üblich endete in diesem Jahr die Saison am Halbendorfer See. „Wegen Corona haben wir später begonnen und deswegen eine Woche drangehangen“, begründet Lothar Ahr, der Geschäftsführer des Zweckverbands Erholungsgebiet Halbendorfer See. Teils-teils sei das angenommen worden. Es gebe aber auch noch Anfragen von Wohnmobilfahrern, die das schöne Wetter nutzen wollen.

Indes wird der Campingplatz winterfest gemacht: Laub geharkt, die Rutsche abgedeckt, kleinere Reparaturen ausgeführt. In den Sanitäranlagen wird das Wasser abgestellt, damit diese im Winter nicht zu Schaden kommen. Auch ist der Parkautomat bereits abgebaut. „Von jetzt an kann also kostenlos geparkt werden – bis zum Beginn der neuen Saison im April 2022“, so Lothar Ahr. Dass die im Vergleich zu anderen Urlaubsgebieten moderaten Parkgebühren ja nicht erhoben werden, um die Besucher zu ärgern, fügt er hinzu. Das Geld werde zur Finanzierung der Anlagen gebraucht.

Als Geschäftsführer und Platzwart möchte er sich rückblickend ausdrücklich bei den Kameraden der Wasserwacht Weißwasser bedanken. Dass es in dieser Saison keine Badeunfälle gab, sei zwar ein bisschen Glückssache, aber vor allem Verdienst dieser Ehrenamtler.

Für Lothar Ahr war es die letzte Saison. Ende Januar 2022 geht er in den Ruhestand, einige Wochen später seine Frau. Sie freuen sich schon, mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein. „Da sehen wir das von der anderen Seite“, sagt er schmunzelnd.

Bebauungsplan für nichtfeste Gebäude?

Nicht mehr im aktiven Dienst erleben wird er somit die Aufstellung weiterer Mobilheime. Vier dieser fahrbaren Unterkünfte erfreuen sich bereits bei Urlaubern ohne Campingausstattung großer Beliebtheit. Doch als schon vor drei Jahren weitere Mobilheime hinzukommen sollten, stellte sich heraus, dass dafür ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erforderlich ist. Ein Procedere mit hohem Aufwand. Oder, nach Ansicht von Lothar Ahr, ein bürokratischer Vorgang, für den ihm bis heute jegliches Verständnis fehlt. „Die Mobilheime haben Räder und Deichseln. Es handelt sich somit nicht um feste Gebäude“, erklärt er.

Im Januar 2019 beschloss der Gemeinderat Groß Düben für den Mobilheimstandort am Halbendorfer See die Aufstellung eines „kleinen Bebauungsplanes“. Mit dem Ziel, zusätzliche Übernachtungsflächen für die Naherholung und das Freizeitwohnen zu schaffen. „Wobei sowieso nur maximal zehn Mobilheime erlaubt wären und die dauerhafte Nutzung ausgeschlossen ist“, so Bauamtsleiter Steffen Seidlich. Es erschien einfach, stellte sich aber doch als ziemlich kompliziert heraus. Einer der Knackpunkte: Die 30 Meter Abstand zum Wald werden nicht eingehalten. Aus forstfachlicher Sicht sei der Plan somit nicht genehmigungsfähig, sagte Seidlich.

Die Gemeinde Groß Düben wird verpflichtet, jedes Jahr vor Beginn der Vegetationsperiode die Bäume am See von einem Fachmann begutachten zu lassen. Als Ausgleichspflanzung sind ihr mindestens 25 Bäume mit einer Höhe von 1,80 Metern entlang der Dorfstraße und weitere Baumgruppen auferlegt. Die Kosten dafür trägt der Zweckverband. Andererseits geht aus dem 35-seitigen Planentwurf hervor, dass der Kreistag der Ausgliederung einer Teilfläche aus dem Landschaftsschutzgebiet für den Mobilheimplatz zugestimmt hat.

Noch keine endgültige Lösung gibt es hingegen für die Sicherung des Wasserbedarfs. Dies sei nach den Worten von Steffen Seidlich in einem separaten Genehmigungsverfahren zu prüfen. Die Frage, wohin mit dem Schmutzwasser, sei ebenso problematisch. Der Vorschlag, einen zusätzlichen Sanitärcontainer für die Mobilheime hinzustellen, sei zwar aufwendig, mache aber Sinn, so der Bauamtsleiter.

Im Januar 2020 hatte der Vorentwurf für jedermann ausgelegen. Hinweise und Ergänzungen wurden eingearbeitet. Einstimmig beschloss der Gemeinderat Groß Düben nun, die so entstandene Fassung erneut öffentlich auszulegen. Bis 3. Dezember 2021 kann man Einsicht nehmen.

Hoffen auf Kohlegeld

Am Halbendorfer See wurden im vorigen Jahr 25.000 Übernachtungen registriert, gab es außerdem 20.000 Tagesgäste. Diese Zahlen bestätigen die Beliebtheit des Erholungsgebiets. Es wird durch den im Jahr 2000 gegründeten Zweckverband bewirtschaftet, dem die Gemeinden Schleife und Groß Düben angehören. Dritter im Bunde könnte Trebendorf als Anrainer des Sees werden. Zumal dieser im einstigen Tagebau Trebendorfer Felder entstand, wo bis 1969 Kohle gefördert wurde.

Absolutes Alleinstellungsmerkmal am Halbendorfer See ist der FKK-Bereich. Ein Drittel der Gäste wurde allein dort gezählt. Wie aus einer externen Studie hervorgeht, könnte eine Saisonverlängerung am See zusätzliche 15.000 Übernachtungen bringen. Aktiv-Urlauber und junge Familien, vor allem aus den Großstädten, sind die Zielgruppe. Dafür müsste investiert werden: in weitere Unterkünfte, aber auch in Sanitäranlagen oder zum Beispiel in Aufenthaltsräume, wo sich Kinder bei schlechtem Wetter beschäftigen können. Das Geld dafür soll aus dem Kohleausstiegs-Topf kommen – mit der Maßgabe, dass zu den aktuell vier Beschäftigten weitere Arbeitsplätze hinzukommen. Ende 2022 will der Zweckverband das Projekt einreichen.

In der nächsten Woche werden sich die Gremien beider Gemeinden mit dem Strategiepapier zur weiteren Entwicklung des Halbendorfer Sees beschäftigen. Der Antrag werde gestellt – ob mit oder ohne Trebendorf, betonte der Schleifer Bürgermeister Jörg Funda (CDU), der zugleich Verbandsvorsitzender ist, in einer Sondersitzung der Trebendorfer Räte. „Unsere Türen stehen offen“, sagte er. Noch 2021 soll es einen Beschluss im Gemeinderat geben.

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