SZ + Weißwasser
Merken

Weißkeißel steckt viel Energie in Energie

Vor knapp einem Jahr wurde die Genossenschaft „NeueEnergie Weißkeißel“ gegründet. Dahinter steckt bis heute eine regional einmalige Erfolgsgeschichte.

Von Sabine Larbig
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Sie alle sind Mitglieder im Vorstand der Energiegenossenschaft „NeueEnergie Weißkeißel“, die über 160 Genossenschaftsmitglieder vertreten.
Sie alle sind Mitglieder im Vorstand der Energiegenossenschaft „NeueEnergie Weißkeißel“, die über 160 Genossenschaftsmitglieder vertreten. ©  privat

Immer mehr Menschen, ja sogar Orte, suchen nach Wegen, wie erneuerbare Energien stärker genutzt werden können, sich dadurch Kosten für Strom und Wärme minimieren lassen und sogar eine langfristige autarke Energieversorgung möglich wird. In Weißkeißel ist man bereits auf dem Weg zu diesen Zielen – man hat die Wahl zwischen unterschiedlichen, interessierten Investoren und Projekten oder einem Mix aus allem. Klar ist indes bereits: In Weißkeißel entsteht eine knapp 25 Hektar große Photovoltaikanlage, von der Bürger und Gemeinde finanziell profitieren.

Einwohner und Räte beschäftigt das Thema Energiewende nicht erst seit der jüngsten Energiekrise, sondern seit über 20 Jahren. Auch, weil im Ort einst das erste Windrad im Landkreis Görlitz entstand – durch eine Privatperson, aber nicht zum Nutzen für die Gemeinde, nicht einmal in Form von Gewerbesteuern. „Aber seither beschäftigten wir uns intensiv mit dem Energiethema, wir haben viel mit Experten, Investoren und Unternehmen über Chancen und Möglichkeiten alternativer Energiequellen und ihre Vorteile für unsere Bürger gesprochen“, erzählt Weißkeißels Bürgermeister Andreas Lysk.

Inzwischen ist der Ort, trotz zahlreicher zerplatzter Träume und Rückschläge in der Vergangenheit, eine Vorzeigegemeinde beim Thema Energiewende. Denn was anderswo, wie in Rietschen, Kodersdorf oder Boxberg, lange dauerte oder wie in Schleife, Krauschwitz, Weißwasser immense Überzeugungsarbeit braucht, dauerte in Weißkeißel keine zwei Jahre: die Gründung einer Energiegenossenschaft durch und für Bürger. Damit nimmt die Kommune im Kreis Görlitz und in Ostsachsen nicht nur zeitlich einen Spitzenreiterplatz ein. Auch bei der Zahl der Mitglieder ist Weißkeißel mit 120 Gründungsmitgliedern im März 2023 und inzwischen über 160 Mitgliedern – davon sind 20 Prozent von außerhalb, da die Genossenschaft auch für Bürger und Gemeinden der Umgebung offen ist – ein absoluter Vorreiter. Selbst beim Ziel, langfristig und direkt die Mitglieder von niedrigen Energiepreisen durch Kooperation mit Investoren für Wind--, Photovoltaik- oder anderer Anlagen, die Strom oder Wärme aus erneuerbaren Energien produzieren, profitieren zu lassen, spielt man schon ganz vorn mit. Es sind schon die Weichen für die Umsetzung eines wirklich riesigen Projekts gestellt.

Das macht selbst den Bürgermeister mächtig stolz. Denn die Energiegenossenschaft Weißkeißel und ein Investor planen nicht nur den Bau einer rund 25 Hektar großen Photovoltaik-Anlage mit einem Investitionswert von rund zwölf Millionen Euro und einer Laufzeit von etwa 30 Jahren. Entstehen soll die Anlage, laut Bürgermeister, sogar im Bereich Windrad, dessen neuer Eigentümer der Anlagen-Investor ist, der sogar die Gründung einer eigenen Gesellschaft mit Sitz in Weißkeißel dafür plant. „Daher mussten wir als Gemeinde die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Sondergebiet Erneuerbare Energie Weißkeißel Ost beschließen“, so Lysk weiter. Das erfolgte einstimmig in der Ratssitzung vergangenen Dezember, wodurch die Gemeinde zudem den Weg für die weitere Flächenentwicklung durch eine anvisierte Speicher-Anlage frei machte. „So müssen wir als Gemeinde künftig nicht bei jeder Änderung die komplette Planung neu anfassen und beschließen, was Zeit und Nerven spart“, begründet der Bürgermeister den Sondergebiet-Beschluss.

Glücklich über das Räte-Votum ist auch Angela Grafe, Vorstandsmitglied der Energiegenossenschaft. „Nach unserer sportlichen Gründung und Vorstandswahl ist mit Aufstellungsbeschluss, Absichtserklärung und Kooperationsvereinbarung mit dem Investor ein erster großer Wurf gelungen, von dem ja auch Grundstücksfragen und Bodengutachten für 70 Flurstücke, die Entwicklung der Fläche und das Zustandekommen des Projekts abhängen.“ Durch die Erzeugung des Stroms mittels der geplanten Anlage werden die Energiekosten in Weißkeißel künftig niedriger, selbst die Gemeindekasse profitiert. Allerdings ist das frühestens in fünf Jahren der Fall, dämpft Dana Piehl, stellvertretende Vorstandsvorsitzende, die hohen Erwartungen. „Vorbereitung, Bau und Vermarktung brauchen Zeit. Zudem ist noch zu klären, ob es für Mitglieder monatlich günstigen Strom oder eine Geldausschüttung zum Jahresende gibt. Alles ist möglich und abzuwägen. Trotzdem hätten wir noch vor zwei Jahren nie gedacht, dass eine Genossenschaftsgründung in Weißkeißel so schnell geht, sich so viele Mitglieder finden und es inzwischen sogar mehrere Investoren gibt, die im Ort konkrete Energie-Projekte umsetzen, dabei mit unserer Genossenschaft kooperieren und sie finanziell beteiligen wollen“, so die Vize-Chefin der „NeueEnergie Weißkeißel“.

Kontakt: [email protected]
Sprechzeit: donnerstags, ab 14 Uhr, im Gemeindeamt