Wenn in der Kita plötzlich Ruhe herrscht

Für Mädchen und Jungen aus der Kita „Ulja“ in Weißwasser sind die Kita-Türen ab der kommenden Woche geschlossen. Die Einrichtung hat planmäßig drei Wochen Betriebsruhe. Diese drei Wochen Betreuungsunterbrechung seien in den städtischen Kitas Standard, heißt es dort – mit allen Vor- und Nachteilen.
Weißwassers Kitas in freier Trägerschaft gehen mit der Frage einer Betriebsruhe im Sommer sehr unterschiedlich um. In der Kita Sankt Johannes, die von der katholischen Kirche getragen wird, ist eine zweiwöchige Ruhe gerade zu Ende gegangen. Eine Ausweichmöglichkeit habe es in diesem Jahr „leider nicht“ gegeben – auch, weil ein entsprechendes Angebot im Vorjahr kaum in Anspruch genommen worden sei, sagt Leiterin Mechthild Hock.
Mehr Möglichkeiten für die Eltern
Anders ist das Bild bei der Kita Sonnenschein. Dort gibt es keine Betriebsruhe. Man möchte die Betreuung ohne Unterbrechung sicherstellen, betont Silke Fussan. Außerdem sind die Kollegen so nicht „auf eine bestimmte Urlaubszeit festgenagelt“, ergänzt die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, die vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes getragen wird. Die DRK-Kitas im gesamten Kreis handhaben das ähnlich. DRK-Vorstand Rüdiger Neumann betont: „Lediglich zwischen Weihnachten und Neujahr schließen wir die Einrichtungen, wenn Eltern keinen Betreuungsbedarf für ihre Kinder haben.“
Auch die Kita Zwergenland in Trägerschaft der Lebenshilfe Weißwasser schließt im Sommer nicht.
Bei den Waldwichteln gebe es das „schon lange nicht mehr“, so Leiterin Ulrike Vogt, die das für nicht mehr zeitgemäß und sinnvoll hält. „Wir sind für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf da.“ Manche hätten nicht Oma oder Opa, um das abzufedern. Außerdem, so Vogt, machten manche lieber im Winter lange Urlaub. Diesen Wünschen will man entsprechen und die Eltern nicht festlegen.
Personalengpässe im Sommer
Bei der Arche Kunterbunt schafft man es personell nicht, ohne Betriebsruhe durch den Sommer zu kommen. Dort sind vom 16. bis 27. August die Türen geschlossen. „Wir machen nicht ohne Grund zu“, erläutert Marianne Batzk, die die Einrichtung in Trägerschaft der evangelischen Kirche seit Oktober leitet. Es sei für die recht kleine Kita kaum machbar, die Betreuung im ganzen Jahr sicherzustellen. Schließlich wollen alle Kollegen auch 14 Tage in der Sommerzeit Urlaub machen. Die Ruhepause habe es in dem Haus schon immer gegeben, man plane aber ab dem nächsten Jahr, eine Ausweichgruppe anzubieten, für die man sich anmelden kann – wenn alles klappt. Denn sie weiß, wie wichtig es für die Eltern ist, Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Deutschland leiste da viel zu wenig, fügt sie hinzu.
Viele Eltern sind freilich nicht glücklich über die Betriebsruhe. Nicht nur, weil sie während der Schließzeit für Betriebskosten dennoch zur Kasse gebeten werden. Das sehen jedoch die Satzungen der Kommunen so vor, bestätigt Kreissprecherin Julia Bjar.
Andererseits monieren Eltern gerade in diesen Zeiten die Betriebsruhe, da die Kitas wegen der Corona-Pandemie ohnehin lange geschlossen waren. Die Grundreinigung, die mancherorts als Argument genutzt wird, hätte auch da erfolgen können, ist von Eltern zu hören.
Probleme bringt die Betriebsruhe für Eltern in Stadt und Land gleichermaßen auch dann, wenn sie für ihre Sprösslinge Ausweichquartiere nutzen müssen. Die Kinder müssen für zwei Wochen mit ungewohnter Umgebung sowie anderen Kindern und Erziehern klarkommen, die Wege zur Kita sind manchmal umständlich und weit, sodass Eltern das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen müssen.
Zeit für Renovierungsarbeiten
Betriebsruhe während der Sommerferien macht das Sächsische Gesetz zur Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen (Kita) möglich. Die Öffnungszeiten werden vom Träger der Kita in Abstimmung mit Elternbeirat und Stadt oder Gemeinde festgelegt. „Schließzeiten regeln die Satzung der Gemeinde zur Betreuung in Kitas und die Konzeption der Einrichtung“, erläutert Landkreissprecherin Julia Bjar.
In der Regel werde die Schließzeit am Ende eines Jahres für das Folgejahr bekannt gegeben. „Betriebsruhe ist eine gute Möglichkeit, Kindern das Recht auf Ruhe und aktive Erholung zu ermöglichen, wie es Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention verlangt“, erklärt die Sprecherin weiter. Diese Zeit kann zudem für Grundreinigungs-, Reparatur- sowie Sanierungsarbeiten genutzt werden.
So geschieht es etwa in der Kita Bergpiraten in Bad Muskau. Dort ist derzeit Betriebsruhe, wie immer in der dritten und vierten Ferienwoche. Aber eine Notbetreuung sei eingerichtet, die auch rege genutzt werde: Etwa 30 Anmeldungen habe es gegeben, berichtet der Leiter Björn Wünsche. Das ist fast ein Viertel der Kinder aus der Einrichtung.