Weißwasser
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Wie fahrradfreundlich ist Weißwasser?

Das ermittelt der ADFC online mit einem Fahrradklima-Test. 2018 sah die Stadt dabei nicht so gut aus. Mehr für Radfahrer zu tun, ist seither ein Schwerpunkt.

Von Constanze Knappe
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An überregionale Radwege ist die Stadt Weißwasser sehr gut angebunden. Innerstädtisch besteht jedoch Handlungsbedarf. Für mehr Lebensqualität möchte die Stadt fahrradfreundlicher werden.
An überregionale Radwege ist die Stadt Weißwasser sehr gut angebunden. Innerstädtisch besteht jedoch Handlungsbedarf. Für mehr Lebensqualität möchte die Stadt fahrradfreundlicher werden. © Sabine Larbig

Weißwasser. Wie sehen lebenswerte Städte und Gemeinden aus? Was bieten sie, damit sich Radfahrende mit unterschiedlichen Bedürfnissen und in allen Altersgruppen sicher fühlen? Weil das die Radfahrer am allerbesten selbst bewerten können, ruft der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) auch 2022 wieder auf, am Fahrradklima-Test teilzunehmen. Die große Online-Umfrage des ADFC zum Radverkehr findet alle zwei Jahre statt. Mitmachen kann jeder, der Rad fährt; egal, ob Mitglied oder nicht.
„Wir sind auf der Suche nach Menschen, die regelmäßig mit dem Rad in Weißwasser unterwegs sind und am Fahrradklima-Test teilnehmen“, sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen.

Die Befragung soll wie in allen deutschen Städten auch in Weißwasser eine Bestandsaufnahme zum Radverkehr ermöglichen. Das Feedback, so betont er, sei aber keineswegs nur für den ADFC interessant. „In vielen Orten war der Fahrradklima-Test bereits Anlass für Verbesserungen im Radwegenetz. Wir hoffen, dass dieser Effekt auch nach dem Fahrradklima-Test 2022 eintritt“, sagt Konrad Krause.

Wie aus der Statistik hervorgeht, hatten 2018 beim Fahrradklima-Test 49 Prozent der Weißwasseraner angegeben, sich auf dem Rad im Straßenverkehr gefährdet zu fühlen. 65 Prozent kritisierten, regelmäßig zu knapp von Autos überholt zu werden. Mit 95 Prozent der Umfrage-Teilnehmer sahen nahezu alle den Fahrraddiebstahl in der Stadt als ein großes Problem. Mit 57 Prozent forderte über die Hälfte von ihnen mehr diebstahlsichere Anlagen zum Abstellen von Fahrrädern. 56 Prozent kritisierten den unzureichenden Winterdienst auf Radwegen. Rechnet man alles zusammen, so waren in jenem Jahr 62 Prozent der Weißwasseraner mit der Radverkehrsförderung unzufrieden. Zwar ist dieses Ergebnis nicht repräsentativ, weil es letztlich nur die Meinung derer widerspiegelt, die 2018 an dem Test teilnahmen; ein Achtungszeichen ist es aber allemal. Dass sich die Stadt Weißwasser damit nach Aussage des ADFC „dennoch im sächsischen Vergleich im vorderen Bereich“ befand, ist da höchstens ein schwacher Trost.
Im Rathaus kennt man die Schwachstellen. Beispielsweise teilen sich Radfahrer und Fußgänger auf der Bautzener Straße nahe der Bahnbrücke die Wege.

Auch anderswo fehlen Radwege. Eine attraktive Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger ist deshalb ein Schwerpunkt im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Insek). Als sich der Stadtrat im November 2021 einig war, mehr für Radfahrer tun zu wollen, bekräftigte das Baureferatsleiterin Dorit Baumeister mit den Worten: „Weißwasser ist zwar überregional gut angebunden, innerstädtisch gibt es aber viel Handlungsbedarf.“

In eben jener Sitzung beschlossen die Räte, der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Kommunen zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs beizutreten. In anderen Bundesländern gibt es solche Gremien schon länger. In Sachsen war der Verein im März 2019 gegründet worden. Als er sich im Herbst 2021 in „Wegebund“ umbenannte, gehörten ihm 19 Kommunen mit 1,8 Millionen Einwohnern an. In der Oberlausitz sind das die Städte Bautzen, Görlitz, Niesky und Zittau.

Inzwischen ist auch die Stadt Weißwasser Mitglied (Jahresbeitrag 1.000 Euro). Wie von Stadtsprecher Wulf Stibenz zu erfahren war, nahm ein Mitarbeiter aus dem Ordnungsamt bereits an Beratungen und Seminaren teil. Sein Wissen fließe in das Insek ein und sei ebenso für die Arbeit und Planung von Ordnungsamt sowie des Referates Bau und Stadtplanung nützlich. Mit der Bemerkung, man müsse „das Fahrrad ja nicht neu erfinden“, hatte die Referatsleiterin die Notwendigkeit des Beitritts gerade mit der Bedeutung von Fortbildung und Erfahrungsaustausch begründet – etwa, wenn es um das Aufstellen eines Radwegekonzeptes geht oder um die Frage, wie man an Fördermittel ’rankommt.

Im Jahr 2020 nahmen an der ADFC-Befragung 12.000 Sachsen teil, doppelt so viele wie vier Jahre zuvor. 2022 umfasst der Online-Fragebogen 32 Fragen, die in zehn Minuten zu beantworten sind. Er kann mit dem PC, Tablet oder auf dem Smartphone ausgefüllt werden.

www.fahrradklima-test.de