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Sensation in Kassel: Füchse holen Spiel fünf

Die ersatzgeschwächten Füchse drehen das Spiel beim Favoriten Kassel nach einem 0:2-Rückstand. Am Sonntag geht es in Weißwasser weiter.

Von Frank Thümmler
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Dominik Grafenthin, hier in eiem früheren Heimspiel gegen Kassel, sorgte mit zwei Treffern dafür, dass die Füchse nach dem Mitteldrittel in Kassel plötzlich führten..
Dominik Grafenthin, hier in eiem früheren Heimspiel gegen Kassel, sorgte mit zwei Treffern dafür, dass die Füchse nach dem Mitteldrittel in Kassel plötzlich führten.. © Thomas Heide

Die Lausitzer Füchse haben mit einer Riesenüberraschung die Viertelfinale-Serie gegen die Kassel Huskies mit dem Rücken zur Wand noch einmal nach Weißwasser geholt. Das ersatzgeschwächte Team drehte in Kassel einen 0:2-Rückstand nach dem ersten Drittel zu einem 6:3-Sieg und liegen in der Best-of-Seven-Serie jetzt nur noch mit 2:3 zurück.

Die Lausitzer Füchse traten zu diesem „Do-or-Die“-Spiel mit einem Riesen-Handicap an. Neben den schon länger verletzten Leistungsträgern Samuel Dove-McFalls, Sam Ruopp, fehlten diesmal auch der aktuelle Top-Verteidiger Krystian Blumenschein, der Kapitän Clarke Breitkreuz und sein Sturmkollege Lukas Valasek sowie der fünfte Ausländer Brandon Schultz. Die Füchse füllten mit vielen jungen Spielern auf. Aber sollte das gegen den Titelfavoriten Kassel reichen, der personell aus dem vollen schöpfen konnte und bei dem drei der vier Reihen in Weißwasser auch eine Top-Reihe wären.Trotzdem begannen die Füchse offensiv, die erste Reihe setzte sofort die Gastgeber unter Druck, Coughler kam zu einem ersten gefährlichen Abschluss. Aber es dauerte nicht lange, bis die Kasseler das Kommando übernahmen. Die ersten gefährlichen Schüsse gingen noch knapp vorbei oder konnte Torwart Galajda abwehren. Aber nach dreieinhalb Minuten schlug es das erste Mal im Füchse-Tor ein. Nach einem Füchse-Puckverlust im eigenen Drittel hatte Olsen freie Schussbahn und traf genau auf der Stockhandseite des Füchse-Torwarts, dem zudem die Sicht verdeckt war. Die Kasseler versuchten danach offensichtlich eine schnelle Vorentscheidung. Allerdings hatte Coughler eine gute Konterchance. Er scheiterte aber allein vor dem Tor an Huskies-Torwart Maxwell. Als die Füchse dann sehr offensiv forecheckten, landete ein langer Pass bei Valenti, der allein aufs Galajda-Tor zulief, aber das Tor knapp verfehlte. Eine erste Unterzahl überstanden die Füchse mit viel Mühe, aber das Spiel lief weiter wie in einer Unterzahl. Galajda musste einen Schuss prallen lassen und wusste nicht, wo die Scheibe ist. Preto konnte locker zum 2:0 einschieben. Es folgte sofort die nächste Riesenchance für den Kasseler Olsen. Man musste früh in dieser Partie um die Füchse fürchten. Eine eigene Überzahl brachte etwas Luft und zwei Direktschüsse von Järveläinen und Mäkitalo, die ihr Ziel verfehlten. Ärger gab es dann auf den Tribünen, als ein betrunkener „Füchse-Fan“ in den Kasseler Fanblock eindrang und Stunk machte. Derweil gab es auf die Eis die nächste Unterzahlsituation für die Füchse, die die Füchse überstanden und kurz vor der Drittelpause eine weitere gegen Bohac, diesmal wegen einer Undiszipliniertheit. Es war klar: So würden die Lausitzer Füchse keine Chance haben, das Viertelfinal-Aus in dieser Partie zu vermeiden. 24:5-Torschüsse für die Kasseler sprachen Bände.

Die Füchse überstanden zwar auch diese Unterzahl, aber es blieb praktisch ein Spiel auf ein Tor ausschließlich im Füchse-Drittel. Die Füchse, praktisch mit zwei „vierten Reihen“ spielend, hatten riesige Mühe. Völlig überraschend gelang den Füchsen dann der Anschlusstreffer. Ritter spielte einen Pass genau in den Lauf von Grafenthin, der zwischen zwei Kasseler Verteidigern hindurch schlüpfte und Maxwall im Kasseler Tor mit einem Flachschuss durch die Beine überwand. Die Kasseler waren danach zwar weiter das bessere Team, aber nicht mehr ganz so krass überlegen. Das Füchse-Tor blieb unter Beschuss, aber für die Füchse ergaben sich immer wieder mal Konterchancen. Als die Füchse das Forechecking der Kasseler einmal mit spielerischen Mitteln überwinden konnten, ergab sich eine 3:2-Situation für die Füchse- Järveläinen brachte die Scheibe vors Tor, Maxwell hatte Probleme und Grafenthin kam fast im Torraum an den Puck. Wenig später stand es tatsächlich 2:2. Scheidl setzte sich hinter dem Tor der Gastgeber durch, brachte den Puck nach vorn und Mäkitalo schoss ein – ein eigentlich unglaublicher Zwischenstand angesichts der Kräfteverhältnisse. Und es kam noch besser. Als Wäser Richtung Tor schoss und Valentin abfälschte, war Grafenthin beim Abpraller zur Stelle. Die Füchse, die schon geschlagen schienen, hatten das Spiel gedreht. Die Kasseler schienen völlig von der Rolle, Coughler eroberte den Puck, scheiterte dann aber nach seinem Alleingang am Torwart. Die Füchse gingen mit einer überraschenden 3:2-Führung ins Schlussdrittel.

Es war klar, dass die Kasseler mit Wut im Bauch anrennen würden, während es für die Füchse auch eine Kräftefrage werden könnte. Schwierig wurde es, als die ganz junge vierte Reihe nicht aus dem Drittel kam, es nach einer langen Eiszeit dann aber doch schaffte. Dann viel der von den Kasselern umjubelte Ausgleich, als Brune den Schläger in einen Schusspass vors Tor halten konnte. Das Spiel schien zugunsten des Favoriten zu kippen, der auch danach aufs Tor drückte. Die Füchse kamen danach zu einer Überzahl, Zauner verpasste mit einem Direktschuss knapp das 3:4. Die Füchse gerieten danach unter enormen Druck, die Schüsse prasselten nur so aufs Galajda-Tor ein. Eine Chance ergab sich auch für die Füchse: Nach einem krassen Fehlpass der Kasseler scheiterte Anders an der Fanghand von Torwart Maxwell. Auch vier Minuten vor dem Emde führten die Füchse, die nach einem Konter sogar noch zu einer weiteren Überzahl kamen. Es ergab sich sofort eine Unterzahlchance für die Kasseler, Galajda hielt gegen Weidner. In der Überzahl ging auch danach lange nichts für die Füchse, nach Mäkitalo-Vorarbeit hatte dann Scheidl die Entscheidung auf dem Schläger, aber Maxwell hielt. 90 Sekunden vor Schluss nahmen die Kasseler den Torwart vom Eis, die Füchse konnten sich mit viel Kampf befreien, Anders wurde auf dem Weg zum Tor gefoult, es gab technisches Tor, die Füchse führten 40 Sekunden vor Schluss mit 3:5. Das Kasseler Tor blieb leer, Scheidl netzte noch einmal ein – 3:6, eine Sensation. Am Sontag folgt ein Bonusspiel für die Füchse – oder sogar mehr?

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel brachte Petteri Väkiparta den Stolz auf die Moral der Mannschaft zum Ausdruck, sprach den Treffer zum 2:1 an, der Hoffnung gegeben habe. Und am Ende sei in diesem Mannschaftsport eben 1 und 1 mehr als nur zwei. Sein angesäuerter gegenüber, Bill Stewart, hatte für seien Mannschaft nur eine Aussage übrig: "Skill without will", was auf deutsch soviel heißt wie tolle Fähigkeiten, aber kein Wille. Am Sonntag will er das ändern.