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Spätschicht bot ungewohnte Einblicke

Mit dem erstmals angebotenen Bus-Transfer in Weißwasser und im Umland ist das Format noch professioneller geworden. Das kam richtig gut an.

Von Sabine Larbig
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Für die Krauschwitzer Firma Kreisel ist die „Spätschicht“ seit Jahren ein Erfolg.
Für die Krauschwitzer Firma Kreisel ist die „Spätschicht“ seit Jahren ein Erfolg. © Stadtverwaltung

Weißwasser. Mehr als 100 Bürger nutzten den Tag der offenen Unternehmen, um sich in Weißwasser und der Umgebung selber ein Bild von der heimischen Wirtschaft zu machen. Maria Schiller ist mit dem Ablauf und dem Zuspruch der „Spätschicht“, wie die Aktion auch genannt wird, sehr zufrieden. Es war die erste öffentlichkeitswirksame Maßnahme der neuen städtischen Wirtschaftsförderin. Seit einem halben Jahr gehört sie dem Stab von Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext) in der Stadtverwaltung an. Sie stellte sich im Stadtrat vor, in Wirtschaftsverbänden und anderen Gremien ebenso. Mehr und mehr wird sie nun zur direkten Ansprechpartnerin für Firmen und Bürger der Stadt.

Die „Spätschicht“ war schon mal eine gute Gelegenheit dazu. Erstmals hatte die Stadt Weißwasser dazu eine Bustour organisiert. Nacheinander wurden alle Firmen angefahren. „Mehr als 40 Personen nutzten diesen kostenlosen Bus-Transfer“, resümiert Maria Schiller. Die Bürger mussten somit nicht auf eigene Faust los. Für die Unternehmen hatte es den schönen Nebeneffekt, dass sich alle über interessierte Besucher freuen durften. Im Vorjahr war das nicht jedem vergönnt. Zu SKM nach Kringelsdorf hatte sich niemand verirrt, entsprechend groß war dort die Enttäuschung. Es lag wohl zuerst an dem schlechten Wetter, aber vielleicht auch an der Entfernung, die anscheinend niemand im Dunkeln auf sich nehmen wollte. Selbst gleich um die Ecke beim Wurstfabrikanten Willms hielt sich die Zahl neugieriger Besucher im Vorjahr in Grenzen. Die Bustour 2023 verhieß nun einen größeren Erfolg für alle Beteiligten. Immerhin stellen die Unternehmen für die „Spätschicht“ extra Mitarbeiter ab.

Diesmal war auch SpiegelArt in Weißwasser bei der Spätschicht dabei. Das 1992 gegründete Unternehmen eröffnete im Juni neue Ausstellungsräume.
Diesmal war auch SpiegelArt in Weißwasser bei der Spätschicht dabei. Das 1992 gegründete Unternehmen eröffnete im Juni neue Ausstellungsräume. © Sabine Larbig

Über ein zu geringes Interesse musste man sich in der Kreisel GmbH & Co. KG in Krauschwitz noch nie beklagen. 2022 wurden dort die meisten Besucher gezählt. Und auch jetzt ist Firmenchef Wolfram Kreisel überaus zufrieden. Dass die Besucher „nicht kleckerweise kamen“, habe die Organisation sehr erleichtert, sagte eine Mitarbeiterin. Vier Führungen wurden angeboten. Eine für jene zehn Interessenten, die sich ausdrücklich nur bei Kreisel angemeldet hatten, und weitere drei für die Teilnehmer der Bustour. „Es ist ein super Format. Die Spätschicht ist damit professioneller geworden“, befand Wolfram Kreisel.

Die Besucher waren zwischen 14 und 74 Jahren. Darunter waren zum Beispiel Schüler auf der Suche nach einer Lehrstelle oder auch potenzielle Bewerber, die zwar anderswo beschäftigt sind, sich aber gerne beruflich verändern möchten. Sie alle wollten sich selbst ein Bild von dem international agierenden Anlagenbauer in Krausch-witz machen. Aktuell hat die Firma 157 Mitarbeiter. Der Bedarf an Fachkräften wächst, deshalb bildet das Unternehmen selber aus. Im vorigen Jahr gingen im Nachgang der „Spätschicht“ zwei Bewerbungen ein. Zwar könne man zu dem Ausgang in diesem Jahr noch nichts sagen, dennoch sei die Aktion ein Erfolg gewesen. Was Wolfram Kreisel zu der Ankündigung brachte: „Nächstes Mal sind wir wieder mit dabei.“

Der Fachkräftebedarf bewegt alle

Die Bustour führte außerdem zur Nickel Fenster GmbH & Co. KG und der Willms Weißwasser GmbH & Co. KG im Industriegebiet Weißwasser sowie zu den zwei Glasproduzenten Stölzle Lausitz GmbH und SpiegelArt Steffen Noack GmbH & Co. KG in der Glasmacherstadt. Die Firma Stölzle bot ebenfalls vier Führungen an. An der „Spätschicht“ beteiligt hatte sich unabhängig von der Tour auch das Familienunternehmen Kunze aus der Pflegebranche.

Vor fünf Jahren wurde die Aktion im Landkreis ins Leben gerufen. In Görlitz, Zittau und Ebersbach-Neugersdorf boten Unternehmen ebenfalls einen Blick hinter die Kulissen. Alles in allem 44 Firmen machten mit. Der weiter steigende Fachkräftebedarf, die geringe Kenntnis der Bürger über die lokale Wirtschaftskraft sowie das nachlassende Interesse an ingenieur- und naturwissenschaftlichen Berufen bewegt sie alle gleichermaßen – Weißwassers neue Wirtschaftsförderin ebenso. „Ideen fördern, begleiten, umsetzen!“, hat sich Maria Schiller deshalb zum Motto gemacht.

Thorsten Rennhak, der neben dem OB jahrelang Ansprechpartner für Firmen war und Aktionen wie die „Spätschicht“ und die Rückkehrertage mit organisierte, folgt seiner ursprünglichen Profession. Es sei kein Geheimnis, dass der studierte Ingenieur ins Baureferat wechseln wird, so Stadtsprecher Wulf Stibenz. Dass ihr Team angesichts der großen Strukturwandelprojekte dringend Verstärkung braucht, hatte Baureferatsleiterin Dorit Baumeister schon mehrfach öffentlich kundgetan.