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Start für Sportakademie Lausitz-Petition

Noch ist es eine Vision, mit einer Internationalen Bildungs- und Sportschule und dem Eishockey Weißwasser und die Region voranzubringen. Doch es wird für das Wahrwerden gekämpft.

Von Sabine Larbig
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Weißwassers OB Torsten Pötzsch war beim Spiel am Donnerstag am ENo-Stand nicht der Erste, aber einer der Ersten, die die Petition unterzeichneten.
Weißwassers OB Torsten Pötzsch war beim Spiel am Donnerstag am ENo-Stand nicht der Erste, aber einer der Ersten, die die Petition unterzeichneten. © Sabine Larbig

Wenn die Fans der „Lausitzer Füchse“ in der Eishalle Weißwasser ihr Team anfeuern, Klub- und Stadtfahnen wehen, Trommeln die Spieler voranpeitschen und Sprechchöre „kämpfen und siegen“ skandieren, wird klar, welche enorme Bedeutung der Eissport für Einheit, Identität, Selbstwert- und Heimatgefühl der Menschen in Stadt und Region hat. Um weiter hochklassige Spiele eines eigenen Teams bejubeln zu können, braucht es geförderte und gehaltene Talente und Voraussetzungen dafür. In Weißwasser wird daher seit drei Jahren an der Vision einer internationalen, nachhaltigen Bildungs- und Sportakademie gearbeitet.

„Allein die letzten 12 Jahren verloren wir 40 Nachwuchstalente, weil sie anderswo bessere Bedingungen fanden. Wir brauchen die Akademie“, forderte EHC-Geschäftsführer Dirk Rohrbach vorm letzten 2023er Füchse-Heimspiel öffentlich. „Wir starten eine Petition für diese Vision, brauchen möglichst über 20.000 Unterschriften zur Unterstützung, um Politik und Investoren zu zeigen, dass die Region an einem Strang zieht“, appellierte Rohrbach. Parallel zum Spiel hatte die kreisliche Entwicklungsgesellschaft ENO einen Stand in der Eishalle, an dem Mitarbeiter über das Projekt informierten, über 400 erste Unterschriften gesammelt wurden. Grund für das Engagement der ENO ist, dass sie das Vorhaben begleitet, ein Konzept erarbeitete, sich aktuell um die Vergabe einer Machbarkeitsstudie kümmert, die bis Frühjahr 2024 vorliegen soll und Basis für Realisierung und Finanzierung durch Strukturwandel- sowie Landesgelder ist.

Damit es dazu kommt, braucht es die Unterstützung der Bürger, umliegenden Kommunen, Unternehmen. Zumal es um eine Investitionssumme von rund 150 Millionen Euro geht. Um die aus unterschiedlichen Fördertöpfen und möglichst noch dazu in Form eines Strukturwandel-Landesprojekts zu erhalten, sind massiver Druck und Willensbekundungen aus der ganzen Lausitz nötig. Gemäß dem Füchse-Fan-Motto: Kämpfen und siegen!

Vision ist 150-Millionen-Projekt

Die Vision ist in ihren Dimensionen riesig, doch im Ansatz nicht neu. Schon zu DDR-Zeiten gab es in Weißwasser ein Leistungszentrum für Eishockey, Eisschnell- und -kunstlauf, in dem Talente trainierten. Selbst an den Oberschulen der Stadt existierten spezielle Klassen, deren Unterricht an Sport und Training ausgerichtet war. Und es gab eine Art Internat.

Diese Grundidee wurde neu aufgegriffen, weitergedacht, an Struktur- und Klimawandel angepasst. Entstanden ist daraus das Konzept einer internationalen Sportakademie für Breiten- und (Eishockey)Spitzensport. Möglich machen soll es zum einen ein alternatives internationales Schulmodell für etwa 200 Schüler, das mit dem Partner Universitätsschule Dresden realisiert werden soll. Zum Projekt gehören zudem eine zweite Eissport-Kalthalle mit Synthetikeis im Sommer; eine 2-Felder-Sporthalle; Internat; Schulgebäude; Hotel und Mehrzweckarena – alle auch mit nachwachsenden Rohstoffen errichtet oder saniert, energieautark betrieben. Die Mehrzweckarena ist so konzipiert, dass sie ganzjährig als öffentliches Begegnungs- und Bewegungszentrum fungiert, Konzerte, Tagungen, Ausstellungen, Veranstaltungen, Sport- und Gesundheitsangebote von Physiotherapie, Sportmedizin bis Fitnessstudio unter einem Dach vereint. Nicht zuletzt solle und müsse, sagt Dirk Rohrbach, die bestehende Eishalle energetisch effizient saniert werden, analog Arenen in Helsinki, Salzburg, Oslo.

„In der Lausitz gibt es große Veränderungen und einen Strukturwandel, der alle Bürger betrifft. Neue Arbeitsmöglichkeiten sollen entstehen, die Wirtschaft vielfältiger gestaltet, das Lebensumfeld attraktiver werden. Um diese Ziele zu erreichen, müssen auch neue (Bildungs)Wege gegangen werden. Deswegen engagieren wir uns, mit Stadt, ENO, Landkreis und vielen anderen Unterstützern, am Eishockey-Traditionsstandort Weißwasser für die Bildungs- und Sportakademie“, erklärt Rohrbach. Das Projekt kennt auch Sachsens Landesvater Michael Kretschmer seit über einem Jahr, findet es sogar gut. „Manchmal muss man ganz groß und neu denken, um was zu bewegen“, äußerte er einst bei einer Projektvorstellung in der Telux gegenüber TAGEBLATT. Begeistert von den Plänen ist auch Weißwassers OB. „Doch erst die Machbarkeitsstudie zeigt, was möglich und machbar“, lenkt er ein. Ein Beispiel seien benötigte Flächen und Gebäude. Die seien vorhanden. Die Frage sei aber, ob alles einen zentralen Komplex bilden müsse – den favorisiert Rohrbach nicht zuletzt wegen der fürs Projekt zu findender Investoren und einer zu gründenden Betreibergesellschaft – oder verteilt in der Stadt angesiedelt werden können.

Petition läuft bis Frühjahr 2024

Davon, so Pötzsch, hänge ab, ob sanierte und modernisierte Bestandsgebäude nutzbar seien oder alles neu entstehen müsse. „Auch hier wird letztlich die Machbarkeitsstudie und ein Fördermittelcheck für die einzelnen Bausteine Antworten bringen.“

Einig sind sich die Projektverfechter darin, dass es Stadt und Region für Forscher, Unternehmer, Großstädter und Fachkräfte, professionelle Eishockeyspieler und junge Sporttalente der Lausitz und osteuropäischer Länder, wo es keine vergleichbaren Akademien gibt, attraktiver macht und das alternative Schulmodell selbst neue Chancen für hiesige Kinder bringt. „Jeder sagt, es ist eine super Idee. Nur kommen wir seit Jahren nicht weiter, weil sich keiner, auch nicht beim Freistaat, den Hut aufsetzen will. Doch ich bin überzeugt, dass die Vision funktioniert und sie durch Verbindung mit Mehrzweckarena und Hotel wichtige Einnahmen bringt. Aber es braucht dafür ein Landes- und Leuchtturmprojekt, um im Wandel des Lausitzer Reviers und speziell im kernbetroffenen Gebiet Weißwasser, etwas attraktives, neues, regional einmaliges zu schaffen“, äußert Dirk Rohrbach.

Ginge es nach ihm, würde der Komplex 2032 eröffnet: zum 100. Geburtstag des Eissports Weißwasser. Zuvor aber braucht es die Unterstützung der Bürger dafür. Die können noch bis Ende der Füchse-Spielsaison 2023/24 ihre Unterschriften abgeben.

Infos zur Petition: hier