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Strom aus der Kartoffel-Batterie

Ein Experiment zeigt in Kitas, wie das geht. Umweltexpertin Ines Bergner sensibilisiert in Weißwasser Kinder für Umwelt und Energie. Ein Projekt der Stadtwerke mit der Station.

Von Frank Thümmler
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Ines Bergner (li.) ist als Umweltexpertin in einem gemeinsamen Projekt der Stadtwerke Weißwasser und der Station Junger Naturforscher und Techniker Weißwasser in Kitas unterwegs. In der Kindertagesstätte „Regenbogen“ ging es im Januar um Wärme und Metall.
Ines Bergner (li.) ist als Umweltexpertin in einem gemeinsamen Projekt der Stadtwerke Weißwasser und der Station Junger Naturforscher und Techniker Weißwasser in Kitas unterwegs. In der Kindertagesstätte „Regenbogen“ ging es im Januar um Wärme und Metall. © Andreas Kirschke

Woozle Goozle, die aus der gleichnamigen Kinderserie bekannte Handpuppe, hat Ines Bergners Küche zu Hause gehörig durcheinandergebracht. „Er hat mir ein Rätsel gestellt. Was lässt sich leichter mit der Gabel zerdrücken? Eine einzelne Kartoffel pur gekocht? Oder eine gekochte Kartoffel mit zwei Metallschrauben drin?“, fragt die Mitarbeiterin der Station Junger Naturforscher und Techniker in Weißwasser in die Runde. Sie ist als Umweltexpertin mit dem Experimentierkoffer der Veolia Umweltbox unterwegs. Lisa, Judy, Fred, Valentina, Lesja und Lea in der Vorschulgruppe des städtischen Kindergartens „Regenbogen“ spitzen die Ohren. Ein spannendes Experiment beginnt.

Ines Bergner erklärt mit Woozle Goozle das Prinzip eines Wasserkochers und woher der Strom kommt. Sie zeigt eine Wärmebildkarte. „Damit kann man Wärme sichtbar machen“, erklärt sie den staunenden Kindern. „Die Folienkarte macht uns Temperatur-Unterschiede durch Farbtöne sichtbar.“ Am Ende malen die Kinder gemeinsam ein Bild. Es zeigt einen Topf, einen Deckel mit Henkel und einige Teller mit Kartoffeln gefüllt. Rege zeichnen die Kinder mit. Der Versuch mit dem Zerdrücken der Kartoffeln gelingt nicht ganz. Er bringt keine klare Antwort. „So ist das mit Experimenten“, meint Ines Bergner zu den Kindern. „Nicht immer ist es eindeutig mit den Ergebnissen.“ Gelernt haben die Kinder: Metall speichert Wärme und leitet sie weiter; Kartoffel-Wasser nicht wegschütten; es eignet sich zum Blumengießen.

Seit 2009 besteht das Projekt „Veolia Umweltbox“ der Stadtwerke Weißwasser GmbH (SWW) in Kooperation mit der Station Junger Naturforscher und Techniker. Das zum Veolia-Konzern gehörende Unternehmen finanziert es seit über 14 Jahren. „Wir wollen Kinder frühzeitig für die Themen Wasser, Umwelt und erneuerbare Energien sensibilisieren. Das gelingt mit einer Vielfalt an faszinierenden Experimenten. Die Kinder dürfen nicht nur zusehen, sondern auch mitmachen. Somit fördern wir nachhaltig ein besseres Verständnis für die Wechselwirkung von Natur und Gesellschaft. Wir zeigen die Notwendigkeit für den Schutz natürlicher Ressourcen“, unterstreicht SWW-Sprecherin Bettina Brandt.

Umweltbildung in Kitas gefragt

Die Umweltexpertin Ines Bergner ist mit einer ständig aktualisierten Umweltbox unterwegs. Diese enthält Materialien für Experimente, Hinweise und begleitende Literatur. In Kitas und im Rahmen von Projekttagen kommt sie zum Einsatz. „Als Stadtwerke und in unserer Funktion als Lebensqualitätslieferant bieten wir seit vielen Jahren verschiedene Projekte für Kinder an – sei es durch Führungen im Wasserturm, auf der Kläranlage oder durch Erlebnistage mit der gläsernen Honigmanufaktur“, sagt Bettina Brandt. Die Umweltbox reihe sich in all diese Initiativen ein.

Die Station Junger Naturforscher und Techniker will damit Grundwissen vermitteln. Auf spielerische Weise sollen die Kinder Themen wie Wasser, Energie, Energiequellen und weitere Inhalte kennenlernen. Als man vor Jahren im Rathaus mit Angela Paulke vom Bereich Bildung und Soziales über die Idee des Projekts beriet, seien danach die Kitas sofort aufgesprungen, weil ihnen Umweltbildung wichtig ist, erinnert sich Bernd Frommelt, Leiter der Station Weißwasser. Heute ist Umweltexpertin Ines Bergner einmal monatlich von September bis Juni in Vorschulgruppen unterwegs. In Weißwasser geht sie in die Kitas „Regenbogen“, „Ulja“ und „Zwergenland“. In Gablenz besucht sie das „Knirpsenland“. Ebenso kommt sie mit dem Projekt monatlich in die Niederschlesischen Werkstätten der Lebenshilfe Weißwasser. Durch behutsames Herantasten würden die Teilnehmer ihr Wissen erwerben und Zusammenhänge verstehen. Dabei sei jede Projektstunde anders, jede Gruppe ebenso. Als Betreuerin lerne sie ebenfalls immer dazu, sagt sie.

Von Poldi zu Woozle Goozle

Ines Bergner war 20 Jahre lang bei der Polizei tätig, davon einen längeren Zeitraum im Bereich der Prävention mit Kindern und Jugendlichen. Da sei das Maskottchen „Poldi“, der fröhliche Dino-Polizist, oft mit dabei gewesen. Die Themen reichten von Verkehrserziehung bis hin zu Mobbing und Gewalt. Durch den Verein Kultursofa e. V. fand sie zur Station Weißwasser, wo sie Projekte wie die Umweltbox und „Kinder stärken durch die Kraft der Natur“ betreut – mit der Handpuppe Woozle Goozle an ihrer Seite.

Bernd Frommelt schätzt seine Kollegin: „Ines Bergner erklärt sehr anschaulich und lebendig. Sie hat ein gutes Gespür für die Arbeit mit Kindern. Sie ist vielseitig interessiert, nimmt oft Fortbildungen wahr, um ihre Methodik weiterzuentwickeln. Sie ist sehr zuverlässig und gewissenhaft.“

Themen der Umweltbox sind Wasser und Körper im Wasser, um Luft und Luftdruck, ebenso Strom, Energie und Wärme oder, wie sich Öl und Wasser zueinander verhalten. „Die Inhalte reichen bis zur sogenannten Kartoffel-Batterie“, sagt Bernd Frommelt. Dabei zeige sich, wie man aus Stärke sogar Strom erzeugen kann.

Kitas nehmen die Umweltbox dankbar an. Das Interesse sei groß, da am Ende die Kinder über erstes praktisches Grundwissen verfügen. Deshalb möchte die Station das Projekt fortführen und hofft auf weitere Unterstützung durch die Stadtwerke. Ziel sei es nach Aussage von Frommelt, das Projekt weiteren Kindertagesstätten und Grundschulen anzubieten. Außerdem streben Station und SWW als Partner neue Formate der Umweltbildung an.