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Tierpark Weißwasser startet wieder durch

Mit zwei putzigen kleinen Hengsten. Aber ohne die vielen Spenden wäre es in Weißwasser ziemlich eng geworden.

Von Constanze Knappe
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ünf Wochen alt ist der kleine Kamelhengst im Tierpark Weißwasser. Nachdem er sich anfangs schwer mit dem Trinken der Muttermilch tat und deshalb zugefüttert werden musste, ist er inzwischen putzmunter. Sehr zur Freude der Tierpfleger – und natürlich
ünf Wochen alt ist der kleine Kamelhengst im Tierpark Weißwasser. Nachdem er sich anfangs schwer mit dem Trinken der Muttermilch tat und deshalb zugefüttert werden musste, ist er inzwischen putzmunter. Sehr zur Freude der Tierpfleger – und natürlich © Constanze Knappe

Marcus Henschel strahlt mit der Sonne um die Wette. Für den Ex-Weißwasseraner gehört bei jedem Heimatbesuch ein Abstecher in den Tierpark zum Pflichtprogramm. Diesmal hat der Vilsheimer nicht nur Frau und Sohn dabei, sondern auch eine Überraschung für Tierparkleiter Gert Emmrich – einen Scheck über 400 Euro. Das Geld stammt aus dem Verkauf des von ihm herausgegebenen Jahreskalenders 2020 von und für Weißwasser. Dass es dem Tierpark zugutekommt, ist der Facebook-Gruppe „Alte Zeiten – Neue Seiten / Weißwasser und Umgebung“ zu verdanken, die der Luftbildfotograf und seine Frau Anja seit 2018 betreiben. „Unter 20 verschiedenen Fotos hat der Tierpark mit klarer Mehrheit den Zuschlag gekriegt“, so Henschel.

Sehr zur Freude von Jörg Lübben. Der Vorsitzende der Tierparkgesellschaft Weißwasser ist froh, dass die Menschen dem Tierpark die Treue halten. „Ohne Besucher geht es nicht. Wir machen das Ganze ja nicht zum Selbstzweck“, erklärt er. Der Tierpark sei ein Ort, wo man gerne hingeht und oft. Das treffe auf die Einwohner der Stadt zu, aber ebenso auf jene Menschen, die aus Weißwasser weggezogen sind. Sie würden den Tierpark noch immer mit ihrer Kindheit und Jugend verbinden.

Der Ex-Weißwasseraner Hobbyfotograf Marcus Henschel (M.) übergab Tierparkleiter Gert Emmrich (li.) und Jörg Lübben, Chef der Tierparkgesellschaft, die Spende.
Der Ex-Weißwasseraner Hobbyfotograf Marcus Henschel (M.) übergab Tierparkleiter Gert Emmrich (li.) und Jörg Lübben, Chef der Tierparkgesellschaft, die Spende. © Constanze Knappe

Testpflicht schreckte Besucher ab

Wie Marcus Henschel eben, der mit seiner Familie 600 Kilometer weg von Weißwasser lebt. Aber nicht nur er und seine Familie schauen sich an diesem sonnigen Morgen im Tierpark um. Ebenso Grundschüler aus Schleife im Rahmen eines Schulprojekts und eine 5. Klasse aus Görlitz, die ihren Wandertag nachholt.

Mitte März durfte der Tierpark nach viermonatiger Pause wieder öffnen. Doch die umfangreichen Corona-Auflagen, einschließlich der Testpflicht, schreckten viele Besucher ab. Für die Einrichtung war der „Betrieb auf Sparflamme“ ein reines Zuschuss-Geschäft. Zur Öffnung hatte man sich dennoch entschlossen, da der Tierpark besonders in den Corona-Zeiten Ausgleich und Entspannung bot. Seit, mit den Lockerungen Mitte Juni, die Testpflicht für Zoos wegfiel, ist die Einrichtung wieder sehr gut besucht. Zudem gebe es einige Nachfragen zu Schul-Abschlussfeiern. Und sehr gelegen kommt dem Tierpark, dass Brandenburg schon Sommerferien hat, die in Sachsen dafür bis in den September hinein gehen. Zum Liebling der Besucher dürfte der kleine Kamelhengst avancieren. Am Kindertag geboren, hatte er keinen leichten Start. Das Kamelbaby fand die Zitzen seiner Mutter nicht, so dass die Tierpfleger zufüttern mussten. Eine durchaus heikle Situation, wie Tierparkchef Gert Emmrich bestätigt. Jetzt sei aber alles im Lot. Der Kleine ist wohlauf, putzmunter und hat seinen Spaß daran, durch das Gehege zu toben.

Ebenfalls mit Nachwuchs warten die Alpakas auf. Der vor 14 Tagen geborene kleine Hengst läuft mit dem kleinen Emu um die Wette. Dessen zwei Geschwister sind in der vorigen Woche in den Tierpark Hirschfeld umgezogen. Und auch für das dritte Laufvogel-Kind wird ein neues Zuhause gesucht. Frisch frisiert genießt die Alpaka-Familie den Sommer. Auch bei Mufflons und Damhirschen geht es in der Kinderstube lustig zu.

Der Luchs braucht eine Dame

Indes würde sich Jörg Lübben freuen, wenn es 2021 gelingt, eine Luchskatze nach Weißwasser zu holen, „damit der Kater nicht so alleine ist“. Corona habe auch diese Bemühungen stark eingeschränkt. Der 10-jährige Karpatenluchs war im Februar aus Frankreich gekommen. Ausgesucht hatten ihn Experten nach dem Europäischen Zuchtbuch für Luchse. Doch für Nachwuchs in Weißwasser fehlt noch immer die passende Katze.Der Tierpark erwirtschaftet etwa 35 Prozent seiner Kosten selbst. Durch die lange Schließung 2020/21 sind Verluste von 45.000 Euro aufgelaufen. Zwar habe man November- und Dezember-Hilfen bekommen, die aber hätten gerade für zwei Tage gereicht, so Gert Emmrich. Dank der Spenden von mehr als 30.000 Euro konnte ein Teil des Defizits ausgeglichen werden. „Ohne die Spenden wäre es eng geworden“, sagt der Tierparkchef dankbar.

Auch hilft das Geld bei den Bauarbeiten. Die neue Schaukel am Spielplatz kann bereits genutzt werden. Und gleich gegenüber entsteht eine neue Volière für Wasservögel. Ein Stall mit Veranda wird noch gebaut, falls die Vögel wegen Vogelgrippe mal wieder eingesperrt werden müssten. Leider sei der Materialfluss ins Stocken geraten. Den künftigen Besucherweg in das später begehbare Alpaka-Gehege hat die Firma Nadebor ausgekoffert. Die feuchte Fläche musste ausgehoben werden, damit der Weg nicht pampig wird. Für die schnelle und unbürokratische Hilfe sei gedankt.

Mit einem Konzert bot der Stadtchor Weißwasser (unter Corona-Auflagen) den Auftakt für Veranstaltungen. In der ersten und letzten Ferienwoche findet die Zooschule statt. Und eigentlich könnte der Tierpark 2021 seinen 55. Geburtstag feiern. Ob aber das Tierparkfest Ende August stattfindet, ist derzeit noch mehr als ungewiss.

Tierpark Weißwasser, Teichstraße 56, Telefon 03576 208366. In der Saison täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

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