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Von guten Vorsätzen - Alles hübsch hier

Weißwasser ist besonders und soll es bleiben. Entdeckungen und Gedanken zu einer Stadt zwischen den Welten – eine Kolumne von Patrick Pirl.

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© Archivbild/Rolf Ullmann

Jährlich grüßt das Murmeltier – unmittelbar nach Neujahr und kurz nach „ein paar Kilo mehr“ von Weihnachten, sind die Sortimente der Discounter in einer ganz besonderen Zeit des Jahres: die Zeit, in der die guten Vorsätze frisch und jung sind. Parallel zum Vorsatz, mehr Sport zu treiben oder Bewegung in den Alltag zu integrieren, sind Prospekte und Regale im Discounter des Vertrauens gefüllt mit Sportbekleidung, Yogamatten, Heimtrainern, Gymnastikbällen, Balance Boards, Fitnessbändern und vielen anderen vielversprechenden Produkten. Dann können die Vorsätze gut ausgestattet angegangen werden. Gut, vom bloßen Kauf der Fitnessprodukte ist noch niemand leichter oder sportlicher geworden. Aber Hauptsache man hat schon mal Sportsachen, denn sonst müsste man – wir wissen es alle – in „Hemd und Schlüpper“ turnen.

Die Wahrscheinlichkeit für den Einsatz der Sportsachen kann steigen, wenn das ganze Vorhaben gemeinschaftlich durchgezogen wird. Unter normalen Umständen bietet die Weißwasseraner Vereinsstruktur hierfür ein überaus vielfältiges Angebot: Ringen, Eishockey, Fußball, Tanz, Kampfsport, Schwimmen, Schach und vieles mehr. Da kann nach Herzenslust an der Fitness unter Anleitung gefeilt werden. Klar, ich weiß aus eigener Erfahrung, dass auch eine Vereinsmitgliedschaft schneller gekündigt sein kann, als Vorsatzblasen platzen, aber eine gewisse Verbindlichkeit und Motivation durch das gemeinsame Sportmachen ist dennoch gegeben. Ansonsten bieten die örtlichen Fitnessstudios Ausstattung und Betreuung auf dem Weg zum fitteren Ich. Natürlich sind auch diese Mittel zur Überwindung des inneren Schweinehundes zurzeit nicht nutzbar. Deswegen müssen die guten Vorsätze nicht jetzt schon im Keim erstickt werden.Analog und an der frischen Luft können die umliegenden Wälder durchrannt und -laufen, durchwalked und durchwandert werden. Oder man nutzt den wunderbaren Sport-Parcours neben der Weißwasseraner Eishalle (Schweiß-Hervorruf-Potenzial bereits eigenhändig getestet). Oder den Trimmdich-Pfad entlang des Boulevards, der im Zuge des Modellfall Weißwasser-Projektes eingerichtet wurde. Und wenn auch das nicht geht: Couchtisch beiseiteschieben und in den eigenen vier Wänden geturnt. Dort darf man im Übrigen sehr wohl in „Hemd und Schlüpper“ turnen. Per App (z.B. Freeletics, 7 Minutes Workout) oder YouTube (z.B. Mady Morrison, Coach Eddy, Yoga with Adrienne) lassen sich diverse Übungen und Sportarten unter Anleitung angehen.

Das gleiche Prinzip gilt bei anders gelagerten Vorsätzen. Wer sich auch im Kopf fit halten will, versucht es mit Fremdsprachen lernen. Die Volkshochschule in der Jahnstraße ist für für gemeinsames Lernen immer eine gute Adresse. Wenn es darum geht die Sprache unserer polnischen Nachbar*innen zu lernen, sei zusätzlich auf das Angebot des MusKnica e.V. aus Bad Muskau verwiesen, der regelmäßig Sprachkurse anbietet, aber auch direkten Austausch ermöglicht. Bis das wieder möglich sein wird, dauert es wohl noch. Die Alternativen: Analog tun es Lehrbücher, Sprachführer oder zweisprachige Werke. Ich habe für mich zur Festigung von Sprachkenntnissen z.B. die zweisprachigen Ausgaben des Deutschen Taschenbuch Verlags (DTV zweisprachig) entdeckt. Natürlich gibt es auch hierfür digitale Lösungen. Über Apps wie Duolingo, Babbel oder Busuu lassen sich Regelmäßigkeit und Spaß beim Lernen in den Alltag integrieren – zehn Minuten pro Tag fühlen sich besser genutzt an als das obligatorische Scrollen durch die Facebook-Timeline, Whatsapp-Gruppen oder Instagram. Wer es regional mag, kann das eLearning-Angebot des Oberlausitzer Bibliotheken-Verbunds nutzen. Unter oberlausitz.onleihe.de lässt sich ein breites Angebot zum Erlernen von Sprachen und vieler anderer Fähigkeiten finden.

Wer will, kann also auch unter Lockdown-Bedingungen gefasste Vorsätze angehen. Und wer nicht will, es ist okay. So oder so liegt der bestmögliche Zeitpunkt für Veränderung nicht am Beginn des Neuen Jahres. Veränderung ist zu jedem Zeitpunkt möglich. Sie muss nur ausreichend gewollt und auch angegangen werden.

Unser Autor Patrick Pirl lebt seit 2017 wieder in der Lausitz. Mit seiner Partnerin hat er das Projekt 1NITE TENT ins Leben gerufen und arbeitet im Bereich Kultur- und Veranstaltungsmanagement in Weißwasser. Hier erzählt er von seinen Beobachtungen zu gesellschaftlichen und kulturellen Dynamiken in der Region.

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