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Wettbewerbssieg: Weißwasser kann Zukunft seiner Kulturstätten planen

Sieger im Kreativ-Wettbewerb des Sächsischen Landeskuratoriums kommen auch aus der Region: wie die Stadt Weißwasser, der Spritzenhausverein Reichenbach, eine Görlitzer Schüler-Band.

Von Constanze Junghanß & Sebastian Beutler & Sabine Larbig
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Ob moderne Inszenierungen, wie Euro-Hamlet beim Lausitz-Festival 2021, ob Rock, Kabarett, Tanz, Poetry, Arbeitsgemeinschaften von Kochen über Theater und Malen bis CNC-Fräsen oder Kartenspielen: Bei der Telux gibt es alles und für jedes Alter.
Ob moderne Inszenierungen, wie Euro-Hamlet beim Lausitz-Festival 2021, ob Rock, Kabarett, Tanz, Poetry, Arbeitsgemeinschaften von Kochen über Theater und Malen bis CNC-Fräsen oder Kartenspielen: Bei der Telux gibt es alles und für jedes Alter. © Joachim Rehle

In Weißwasser gehören Premieren und Aufführungen spektakulärer, hochkarätiger Musik- und Theaterstücke innerhalb des Lausitz-Festivals oder bei über das Jahr verteilten Gastspielen des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz/Zittau, des Staatstheaters Cottbus und der Neuen Bühne Senftenberg mit Stücken unterschiedlicher Genre längst zum kulturellen Veranstaltungskalender. Damit das dauerhaft so bleibt, sich Kunst und Kultur jeder Art in Weißwasser weiter etablieren können, braucht es geeignete Spielstätten. Die Stadt plant daher schon einige Zeit, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Doch sowas ist keine Pflichtaufgabe und sehr teuer, es hat in Zeiten von Sparkurs und steigenden Ausgaben keinen Vorrang. Trotzdem gibt es bald eine Art Studie, die Freude darüber ist in Weißwasser groß. Möglich wird das Vorhaben, weil sich die Stadt damit beim Simul+Kreativ-Wettbewerb bewarb und eines der höchsten Preisgelder – nämlich 145.000 Euro – gewann. Mit dem zweckgebundenen Preisgeld kann die Stadt nun den weiteren Ausbau von Orten der Kultur, aber auch den Strukturwandel, vorantreiben. Denn auch weiche Standortfaktoren wie Kunst und Kultur sind vor Ort unverzichtbar, um Fachkräfte und neue Einwohner in die Stadt und Region zu locken und sich neu zu erfinden.

Stadt will Kulturlandschaft stärken

Noch ist die Vorstufe der Machbarkeitsstudie, eine Kulturstätten-Bedarfsermittlung, nicht in Auftrag geben. Doch externe Fachleute werden sich zeitnah damit beschäftigen, was in Weißwasser bereits an kulturellen Orten existiert, wie ihr baulicher Zustand ist, welche Potenziale, Genre und Zielgruppen sie haben und welche möglicherweise erweiterten Sanierungs-, Raum- und Angebotsbedarfe sich daraus ergeben. All dies fließt in die Machbarkeitsstudie ein, auf der die weitere Entwicklung der Kulturstätten der Stadt basieren wird.

Zuarbeiten hat die Stadt, im Vorfeld der Wettbewerbsteilnahme, schon von den vorhandenen Einrichtungen erhalten. So auch vom Soziokulturellem Zentrum Telux. Immerhin ist es bereits eine feste Spielstätte innerhalb des Lausitz-Festivals sowie als ungewöhnlicher und in seinen Kapazitäten wandelbarer Veranstaltungsort von regionalen Theatern und Bühnen gefragt. Auch ist der Ort bei internationalen Künstlern und Musikern sowie dort tägigen Vereinen und Arbeitsgemeinschaften beliebt. Selbst durch große Tagungen im Rahmen von Landes- bis Europa-Politik hat sich das Telux-Gelände bereits einen Namen gemacht.

„Es ist echt toll, dass Weißwasser sich bemüht, und nun auch dabei unterstützt wird, etwas Konkretes für den Erhalt und die Förderung der städtischen Kulturarbeit tun zu können, um langfristig die vielfältige Angebotsstruktur zu erhalten oder sogar auszubauen. Denn das ist letztlich das große Ziel“, sagt Sebastian Krüger vom Team Kultur beim SKZ Telux zum Preisgeld-Gewinn. Und auch, dass, wie andere Einrichtungen der Stadt, auch das SKZ darauf hofft, im Rahmen der fachlichen Betrachtungen und einer Machbarkeitsstudie zur Kulturlandschaft von Weißwasser Beachtung zu finden. „Allein, was das Lausitz-Festival und die Theateraufführungen betrifft, aber auch mit Blick auf langfristig eigene Inhalte haben wir natürlich auch Bedarfe. Sowohl hinsichtlich der dafür erforderlichen Strukturen, als auch der Ertüchtigung von Gebäudeteilen oder Räumen.“

Stadt Niesky gehört zu Gewinnern

Doch die Weißwasseraner sind nicht die einzigen aus dem Landkreis Görlitz, die über den Ideenwettbewerb gefördert werden. Vielfältig sind die Projekte und Zusagen aus Dresden. So kann sich auch Niesky als großer Gewinner des Wettbewerbes sehen. 125.000 Euro wird die Stadt erhalten, um eine Box aus Holz zu konstruieren und zu bauen, um Inklusions- und Lastenräder unterzustellen. Die Box soll zudem eine Aufladestation für zwei E-Bikes enthalten und perspektivisch auch als Ladesäule für E-Mobilität genutzt werden können.

Immerhin 100.000 Euro fließen in die Gemeinde Rosenbach, um eine Bücherei mit einem Infopunkt für junge Landwirte einzurichten. Zudem erhält die Grundschule in Olbersdorf 10.000 Euro für einen alten Bauwagen, der zu einem Forschungsmobil umgestaltet werden soll; es gibt 5.000 Euro für eine Band des Joliot-Curie-Gymnasiums in Görlitz, die ein Open-Air-Konzert als Solidaritätsaktion für das Görlitzer Theater und seine Beschäftigten organisieren will. Auch ein Verein, der sich für das ehemalige Feuerwehrgebäude Reichenbach starkmacht, bekommt 10.000 Euro, wie Christoph Biele vom Sächsischen Landeskuratorium, das Träger des Wettbewerbs ist, bestätigt. Dort soll das Geld in die Erhaltung der Bausubstanz des alten Spritzenhauses fließen, um es für soziokulturelle Zwecke nutzen zu können. Das kleine Gebäude in Niederreichenbach bekam 2014 den Status als Kulturdenkmal. Der Spritzenhaus-Verein hatte es vor dem möglichen Abriss gerettet, organisiert dort Ausstellungen und Zusammenkünfte. An Festtagen wie Ostern oder zum Nikolaus wird das Häuschen besonders geschmückt.

Die Bürgerinitiative Seensucht und der Görlitzer Stadtteil Kunnerwitz werden 10.000 Euro nutzen, um eine Streuobstwiese zu retten und künftige Ernten zu verwerten. Auch das Generationscafé-Projekt des Jugendclubs Schönau-Berzdorf erhielt eine Förderzusage über 10.000 Euro. Eine andere Initiative will Fahrradtaschen aus historischen Stoffen anfertigen und hat dafür ein Startkapital von 5.000 Euro nun sicher. Der Betreiber des soziokulturellen Zentrums in Görlitz, Second Attempt, hat jetzt 5.000 Euro zur Verfügung für das Reparatur-Café sowie die Holzwerkstatt.

Da auch die Naturschutzstation „Östliche Oberlausitz“ verschiedene Projekte plant, um Jugendlichen Einblicke in Handwerksberufe und wissenschaftliche Arbeit zu geben, gab es für sie 10.000 Euro. Damit wird unter anderem, in Zusammenarbeit mit der Hochschule und dem Senckenberg-Institut in Görlitz, ein Artenforscher-Camp für jüngere Schüler möglich.

In der Gemeinde Neißeaue, einem weiteren Preisträger, soll ein „Jahrmarkt der Möglichkeiten“ öffentlichkeitswirksamer Höhepunkt eines Projektes sein, das mithilfe von 5.000 Euro den Austausch und die gegenseitige Unterstützung zwischen den einzelnen Gruppen, Vereinen und Initiativen in der Gemeinde vertiefen will.

Geld für Jugendkunstschule

Mit ebenfalls 5.000 Euro kann die Kultur- und Weiterbildungsgesellschaft die Jugendkunstschule Oberlausitz-Niederschlesien in Görlitz weiter ausbauen. Mit 5.000 Euro kann der Jugendclub Markersdorf seinen alten Volleyballplatz in einen Beachvolleyballplatz umgestalten und die Dorfgemeinschaft im Rothenburger Ortsteil Lodenau kann nun mit 5.000 Euro die Veranstaltungsreihe „offener Dorftreff“ durchführen. Mit ebenso viel Geld werden der Görlitzer Kunstverein „Streifen“ sowie das Görlitzer Kunsthaus auf der Jakobstraße und das offene Studio des Ton-Labor-Vereins unterstützt. Und der Kleinbahnverein Rothenburg will seine 5.000 Euro für die weitere Erneuerung des ehemaligen Bahnhofsgebäudes der Stadt verwenden.

Doch bevor es an die Arbeit geht, wird gefeiert. Auf dem Telux-Gelände gehören dazu der diesjährige Weißwasseraner Weihnachtsmarkt (7. bis 10. Dezember); das 45. Weihnachtskonzert des Gerhart-Hauptmann--Theaters (3. Dezember); die beliebte Jugendparty „Nightmare before Christmas“ (23. Dezember) und die traditionelle Weihnachts- und Wiedersehens-Party „Christmas City“ (25. Dezember), die zusammen fast zehntausend Leute aufs Gelände der von einstiger Glasindustrie geprägten Kulturstätte locken.